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Full text of "Magalhâes-Strasse und Austral-Continent. Auf den Globen des Johannes Schöner. Beiträge zur Geschichte der Erdkunde im XVI. Johrhundert"

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M AGALHAES - STRASSE 



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UND 



AUSTRAL-CONTINENT 




AUF DEN GLOBEN DES JOHANNES SCHONER. 



BEITRARF. ZUR OESCIIICHTB DER ERDKUNDE IM XVI. JAHRHUNDERT 



TOH 



Dr. FRAltZ WIESER, 

A. Ö. PROFESSOR AN DER UNIVERSITAET IN INNSBRUCK. 



MIT FÜNF KART EN. 



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INNSBRUCK. 

VERLAG DER W A G N E R 'SCHEN UNIVFJtSITAETS-BUCHHANDLUN(ï. 

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DRUCK DER W AON E R*8CHBN UtfIV.-BUCHDRÜCKEREI. 



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HERRN HOFRATH 



PROFESSOR D-' JULIUS FICKER 



IN DANKBARER VEREHRUNG GEWIDMET 



VOM VERFASSER. 



VORWORT. 



Die vorliegende Arbeit behandelt mehrere Fragen 
aus der Gefchichte der Erdkunde in den erften Decenniën 
des XVI. Jahrhunderts, die bei der tief einfchneidenden 
Bedeutung diefer Periode für die Entwickelung der geo- 
graphifchen Wiflenfchaft eine eingehendere Befprechung 
wol verdienen. . 

Die Löfung des Problemes, das ich zum Ausgangs- 
punkte meiner Unterfuchung gewahlt, bot reichlich Ge- 
legenheit, auch benachbarte Gebiete zu berühren, und 
es bildet die Beantwortung der eingangs geftellten Frage 
thatfachlich nur den Rahmen , der eine ganze Reihe von 
hiftorifch - geographifchen Special - Unterfuchungen um- 
fchliefst. 

So werden u. A. für die nachfolgenden Themata neue, 
und wie ich hoffe, nicht ganz unwichtige Beitrage geboten : 

Die alteften kartographifchen Denkmaler mit dem 
Namen America (Cap.3.); das frühefte Vorkommen des 
Namens Brafilien (BeilageL); das allmalige Auftau- 
chen eines Sten Erdtheiles, und die Einführung der 
Bezeichnung ^^ Aus tralis Terra* in die geographifche 




— VI — 

Nomenclatur (Cap. 7.); der anonymeReifebericht ^Copia 
der Newen Zeytung aufs Presillg Landt* (Cap. 4. 
und Beilage L); dieWeltkarte des Lionardo da 
Vin ei (Cap. 6.), und die des Orontius Finaeus (Cap. 7. 
u. 8.); mehrere bis jetzt unbekannt gebliebene geo- 
graphifche Arbeiten des Joh. Schoner (Cap. 3. 
u. 8.) etc. 

Die zahlreich eingeftreuten bibliographifchen Notizen 
ftehen in engem Caufal-Zufammenhange mit der Eigenart 
des ganzen Forfchungsgebietes. Denn Gutenberg's junge 
Kunft hat ja nicht wenig beigetragen zur rafchen Ver- 
breitung und Popularifierung fowol der transoceanifchen 
Entdeckungsberichte, als auch der geometrifchen und 
kartographifchenDoctrinen des neuerweckten Ptolemaeus. 

Wenn das literarifche Material vielleicht nicht immer 
in d e r Vollftandigkeit herangezogen fein foUte , wie ich 
es wol gewünfcht und angeftrebt, fo hat das in der 
Mannigfaltigkeit und fchweren Zuganglichkeit deflelben 
feinen Entfchuldigungsgrund. Jeder, der felbft das Fort- 
fchreiten der geographifchen Erkenntnis im Zeitalter der 
Entdeckungen zum Gegenftande fpecieller Unterfuchungen 
gemacht, wird zur Genüge erfahren haben, ^ie fehr durch 
die Zerftreutheit und bibliographifche Raritat der Litera- 
tur die Arbeit auf diefem Geblete oft gehemmt und er- 
fchwert wird. Macht fich diefer Umftand fchon an grofsen 
Bibliotheken geitend, um wie vielmehr erft hier, wo es 
haufig genug felbft am Gewöhnlichften gebricht. 

Ich erfülle eine angenehme Pflicht , wenn ich allen 
Jenen, die mich in der Befchaffung der literarifchen Be- 
helfe für meine hiftorifch-geographifchen Studiën unter- 
ftützten, auch bei diefer Gelegenheit meinen warmften 



— VII — 

Dank ausfpreche, insbefondere den Herren: Hofrath 
C, Halm und Oberbibliothekar G, Laubmann inMün- 
chen, und Bibliothekar R. Koehler in Wei mar. 

Mit wehmuthsvoUer Empfindung gedenke ich hier 
noch meines theueren Lehrers und Freundes, Prof. Dr. 
J. E. Wappaeus, der der Wiffenfchaft und uns zu früh 
entriffen worden ift. Seit Jahren hatte er meinen geo- 
graphifchen Studiën liebevoUe Theilnahme gewidmet; 
ihm verdankt auch die vorliegende Arbeit mannigfache 
Anregung und Förderung. Have pia anima! 

Innsbruck, Auguft 1880. 




I. 

Der Nürnberger Globus Schöner's vom J. 1520, 



Johannes Schoner*) — geboren 1477 zu Carl- 
ftadt in Franken, geftorben 1S47 als Profeffor der Mathe- 
matik in Nürnberg — fchrieb zahlreiche Werke über Ma- 
thematik, Aftronomie (haufig genug auch Aftrologie) und 
Geographie, und machte fich aufserdem durch die Heraus- 



w 



') Ich fchreibe „Schoner** und nicht „Schoner" wie Alex. 
V. Humbolclt, O. Pefchel, A. Ziegler u. A., weil er felbft die erftere Form 
in (ammtlichen deutfch gefchriebenen Werken gebraucht; nur in feinen 
lateinifchen Schriften findet fich die latinifierte Form „Schoner", oder 
Schonerus" neben dem deutfchen „Schoner". Ueber Leben und Werke 
Schöner's vergl. : Doppelmayr „Hiftorifche Nachricht von d. Nürn- 
berger Mathematikern und Künftlem". Nürnberg 1730; Will und 
No pit f ch „Nürnberger Gelehrten-Lexicon", Nürnbg. 1757 ff. Bd. III. 
und VIII. 5 F. W. Ghillany „l^er Erdglobus des Martin Behaim vom 
J. 1492 und der des Joh. Schoner vom J. 1520'*. Nürnbg. 1842; F. 
A. de Varnhagen ^Ja Schoner e P. Apiauus (Bencwitz) iufluencia 
de um e outro e de varios de seus contemporaueos na adop^do do 
nome America etc** Vienna 1872. — Es fei hier auch darauf aufmerk- 
fam gemacht, dafs fich der literarifche Nachlafs Schöner's gegenwartig 
auf der Hof-Bibliothek in Wien befindet Ich habe dort mehrere Co- 
dices eingefehen und excerpiert, welche (Ur die Charactcrifierung unfcres 
Kosmographen, fowie für die Gefcliichte der Erdkunle im XVI. Jahrh. 
überhaupt mancherlei nicht unwichtiges Material enthalten. 

W i e • e r I llagaUiA«a-8tniMe. I 




— 2 — 

gabe mehrerer Schriften von Regiomontanus und Joh. 
Werner um die Wiffenfchaft verdient. Seine Arbeiten 
fanden ungetheilten Beifall, allgemein ftand er in dem Rufe 
eines der bedeutendften Mathematikers und Kosmogra- 
phen feiner Zeit. Dafs aber fein Andenken nach Jahrhun- 
derten noch fortlebt, das verdankt er in erfter Linie einem 
grofsen Erd-Globus vom J. i520, der jetzt auf der Stadt- 
BibUothek in Nürnberg bewahrt wird. Neuerdings lenkte 
diefer die Aufmerkfamkeit der Gelehrtenkreife auf fich 
namentlich als einer der früheften in Deutfchland ge- 
machten Ver fuche, die grofsen atlantifchen Entdeckungen 
kartographifch zu fixieren. Bis ganz vor Kurzem galt die 
Erdkugel Schöner's, neben der gleichalterigen Karte 
^Typus orbis universalis* etc. von Petrus Apianus, *) 
ais die erfte Karte, auf welcher die neue Welt den Namen 
^America* tragt. 

Schoner unterfcheidet auf feinem Globus in den neu- 
entdeckten atlantifchen Landerraumen fiinf abgefonderte 
Partieen ^) : 



*) Publiciert zuerfl in der Ausgabe des Solinus von J. Camers, 
Viennae Austriae 1520, und dann in der zweiten Edition des Pom- 
ponius Mela von Joachim Vadian, Basileae 1522. 

*) Vergl. die Zeichnung auf Tafel I, die indeflen nur im Allge- 
meinen zur Orientierung dienen kann, da der Durchmeffer des Originales 
nicht weniger als 3 Nümberger Fufs r= 2 Par. F. 8'' betragt. Eine 
etwas kleinere Abbildung der wefllichen Hemisphare hat Ghillany 
1. c. publiciert, und eine andere in ungleich gröfserem Mafsflabe — doch 
auch noch ftark reduciert — in feinem gründlicheti Werke „Gefchichte 
des Seefahrers Ritter Martin Behaim, nach den alteften vorhandenen 
Urkunden bearbeitet". Nümbg. 1853. Eine weitere Copie enthalt der 
„Atlas composé de mappemondes et de cartes hydrographiques et histo- 
riques depuis Ie Xle justqu* au XVIIe siècle pour la plupart inédites" etc. 
von Vic. de Santa rem. Paris 1842 ff. Nr. 75. Eine kleine Skizze 
der Weft-Hemisphare des Globus ' fïndet Ach u. A. auch in dem Atlas 
zu Joach. LelewePs: „Géographie du moyen dge", Breslau 1851, 



— 3 — 

I. einen arktifchen Theil ,,Terra Corterealis'; 
2é einelanggeftrecktelnfel mit der Bezeichnung ^Terra 
de Cuba*; 

3. die Antillen-Infeln; 

4. den eigentlichea Continent ,,Terra Nova. America 
vel Brasilia sive Papagalli Terra'; undendlich 

5. ein grofses antarktifches Land ^Brasilia inferior*. 
Eine Infchrift in der Nahe des Südpoles belehrt uns 

in etwas holperigen lateinifchen Hexametern, dafs derGlo- 
bus auif Koften des Joannes Seyler verfertiget fei von Jo. 
Schoner 

„quando salutiferi partiis nameravimus annos 
Mille et quingentos et quatuor addita lustra". 

Zum Ueberflufs ift die Jahreszahl 1 5 2 o auch noch in 
grofsen goldftrahlenden Ziffern beigefetzt^ fo dafs alfo über 
die Zeit der Anfertigung unferer ^sphaera* kein Zweifel 
obwalten kann. 

Mit Verwunderung betrachten wir das für feine Zeit 
auffallend getreue Bild von Süd- America, und unfer Er- 
ftaunen wachft, wenn wir beachten, dafs ungeföhr an der 
Stelle, WO wir heute die Magalhaes-Strafse zu fehen ge- 
wohnt fmd, bereits eine Durchfahrt aus dem atlantifchen 
in den grofsen Ocean angegeben ift. 

Bekanntlich verliefs Magalhaes mit feinem Gefchwader 
am 20. September iSigSpanien, und gelangte am 21. Oc- 
tober des folgenden Jahres an den Eingang der Enge, 
welche heute feinen Namen tragt; die Heimat aber erreichte 



Planche 46; die americanifchen Partieen find abgebildet in J. G. 
Kohl: „History of the discovery of Maine*', Portland 1869 („Documen- 
tary History of the State of Maine, edited by William Willis", Vol. I.) 
und J. G. Kohl: „Gefchichte der Entdeckungsreifen und Schifffahrten 
zur Magellans-Strafse und zu den ihr benachbarten Landem und Meeren". 
Berlin 1877. (Aus der Zeitfchrift der Gefellfchaft fiir Erdkunde in 
Berlin, Bd. 40.). 




— 4 — 

die Victoria, das einzige noch übrig gebliebene Schiff der 
Flotte erft am 6. September 1S22. AUerdings war eines 
der Fahrzeuge, der S. Antonio, nachdem es bei einer Re- 
cognoscierung die Gefahrten aus dem Auge verloren, in der 
Strafse felbft umgekehrt; allein auch dieses gelangte erft 
am 6. Mai i52i nach Spanien ^). Davon kann alfo nicht 
die Rede fein, dafs Schoner zur Zeit, als er die füdliche 
Durchfahrt in fein Weltbild eintrug, bereits Kunde von der 
Entdeckung des grofsen Portugiefen befafs. 

Die Frage wird wenig klarer, wenn wir aus gleichzei- 
tigen Quellen erfahren, dafs Magalhaes fchon vor feiner 
Abreife die Strafse in einer Karte des deutfchen Kosmo- 
graphen Martin Behaim verzeichnet gefehen habe 2). 

Bei dem Ruhme , den Behaim als kühner Seefahrer 
genofs, lagNichts naher, als anzunehmen, er habe von fei- 
nem früheren Aufenthaltsorte — der azorifchen Infel Fa- 
yal — aus eine Expedition nach den neuentdeckten Land- 
fchaften im Weften des atlantifchen Oceans unternommen, 
und fei bei di^fer Gelegenheit bis zur fpateren Magalhaes- 
Strafse vorgedrungen ^). Ja man dachte fogar allen Ernftes 



1) Die auf die Expedition des Magalhdes bezüglichea Documente 
fmd abgedruckt in M. F. de N a v a r r e t e : „Gjleccion de los viajes 
y descubrimientos , que hicieron por mar los Espaholes desde fines 
del Siglo XV. *^ Tomo IV. p. iio flf. 

2) Cf. die betrefFenden Stellen aus A. Pigafetta's Bericht über 
die Fahrt des Magalhaes und aus A. de Herrera: ,,Historia general 
de los hechos de los Castellanos en las islas y tierra firme del mar 
Oceano" etc. unten p. 49 f. 

8) Diefe Fahrt könnte nur in die Zeit zwifchen 1494 (bis zu wel- 
chem Jahre wir den Aufenthalt Behaim*s verfolgen können) und 1507 
(feinem Todesjahre) fallen. Früher hat man fogar, blos auf eine mifs- 
verftandene Stelle in der Weltchronik des Hartmann Schedel (Nüm- 
berg 1492) und vage Vermuthungen einiger fpaterer Schriftfteller ge- 
ftützt, angenommen, Behaim habe die neue Welt vor Chr. Colón ent- 
deckt. Diefe Behauptung wurde zuerfl ausgefprochen von J. Ghr. W a- 
genseil in feiner panegyrifchen Schrift „Sacra parentalia" etc. 1682, 



- 5 — 

daran, die Magalhaes-Strafse in ^Behaim-Strafse* umzu- 
taufen i). 

Die Anhanger dieserHypothefe betrachteten begreif- 
licherweife den Schöner'fchen Globus als willkommene 
Stütze ihrer Anficht. So ift namentlich der bedeutendfte 
unter den neueren Biographen Behaim's, F. W. Ghillany, 
noch immer geneigt, fpeciell mit Rückficht auf die Zeich- 
nung Schöner's, eine felbftandige Entdeckung der Strafse 



und zwar mit bewufster EDtflelluog der Thatfachen. Ihm fchloiTen Cich. 
dann viele Autoren^ namentlich Nüraberger Gelehrte an. Dagegen hat 
der ehrliche E. Tozen in Goettingen die Willkürlichkeit imd Unrich- 
tigkeit diefer Behauptung mit grofsem Nachdruk dargethan in feinem 
Buche: „Der wahre und erfte Entdecker der neuen Welt, Chriftoph 
Colon, gegen die ungegründeten Anfprüche, welche Americus Vespucci 
und Martin Behaim auf diefe Ehre machen, vertheidiget". Goettin- 
gen 1761. Cf. auch Chr. G. von Murr: „Diplomatifche Gefchichte 
des portugiefifchen berühmten Ritters Martin Behaim*'. 2te Ausgabe 
Gotha 1801 p. 73 flf. In neuerer Zeit verfechten diefe patriotifche Hy- 
pothefe von der Entdeckung America's durch den deutfchen Seefahrer 
und Kosmographen nur noch mitunter patriotifche Deutfch-Amerikaner ; 
vergl. u. A. auch Fr. Löher: „Gefchichte und Zuflande der Deutfchen 
in America". Cincinnati 1847 p. 3. 

*) Wilh. Po ft el in feinem „Compendium geographicae disci- 
plinae** 1561, Cap. II. p. 22: „. . . . ad 54. grad. , ubi est Martini 
Bohemifretum, a Magaglianesio Lusitano alias nuncupatum" ; ebenfo 
beftimmt fpricht er auch in der Schrift „De Universitate lib. I. und II. 
von einem fretum Martini Bohemi". Auch der gelehrte Geo- 
graph B. Varenius war der Anficht, dafs die füdliche Durchfahrt 
fchon vor der Reife des MagalhSes bekannt gewefen fei. „Sic per 
fretum Magallanis fertur mare ab Oriente in Occidentem motu incita- 
tissimo, ut inde Magallanes (vel qui ante Magallanem idde- 
texit, ut volunt) coniecerit fretum, per quod ex Atlantico in Pacifi- 
cum Oceanum pervenitur". (Geographia generalis, Amstelodami 1671 
p. 169). Wie mangelhaft übrigens der geiftvolle Geograph und fcharf- 
(Ichtige Naturbeobachter in diefen hiftorifchen Fragen orientiert war, be- 
weift er an einer andern Stelle, wo er behauptet, Vasco Nunez Balboa 
habe fchon 1513 die Strafse gefehen (1- c- P* 200 f). Vergl. Ilumboldt, 
kritifche Unterfuchungen I. 296 n. 




— 6 — 

durch Behaim anzunehmen, und plaidiert daflir, dafs die- 
felbenach demdeutrchenKosmographen benanntwerde^). 
Auch Al. Zie gier fcheint eine Fahrt Behaim's nach den 
(udamericamTchen Geftaden für wahrfcheinlich zu halten 2). 

O. Pefchel unterziehtin feinen beiden Werken «Ge- 
fchichte des Zeitalters der Entdeckungen* und .Gefchichte 
der Erdkunde' unfere Frage einer eingehenden Befpre- 
chung. Sein Urtheil geht dahin, dafs ^eine frühzeitige 
Entdeckung der patagonifchen Strafse, um welche Behaim 
gewufst, und die man in Portugal aus Eiferfucht gegen Ca- 
ftilien verheimlicht habe, nicht ftattgefunden* ; dafs abèr 
.Magalhdes eine Seekarte Behaim's gefehen haben kann, 
welche an der Oftküfte Süd-America's unter höheren ant- 
arktifchen Breiten eine Durchfahrt nach der Südfee ver- 
hiefs, dürfe nicht gelaugnet werden, feit man in Nürnberg 
felbft eine Erdkugel des Joh. Schoner vom J. i520 ent- 
deckt, auf welcher fcheinbar Südamerica in feinen Haupt- 
zügen deutlich uns entgegentritt, und unter 45 ® f. Breite 
mit einem namenlofen [?] Continent, den man als das ge- 
fpenfterhaft aufgefchwoUene Feuerland erklaren dürfte, 
eine Strafse bildet, die man leichtmit demMagalhaefifchen 
Seeweg verwechfeln möchte*^). Schoner könne ^aller- 
dings Karten von Behaim's Hand befeffen haben* *). 

Abgefehen von den Arbeiten Ghillany's und PefcheFs 
wird indeffen bei der Befprechung unferer Controverfe 
faft durchaus das Hauptgewicht auf Behaim gelegt, und 
die antarktifche Strafse auf dem Globus SchÖner's erfahrt 



1) „Gefch. d. Martin Behaim'' p. 62 ff. 

*) „Martin Behaim aus Nümberg, der geiftige Entdecker America's". 
Dresden 1859, p. 7. u. 35 ff. 

•) „Gefch. des Zeitalters der Entdeckungen". Stuttgart 1858, 
p. 617 f. 

*) „Gefch. der Erdkimde" MÜnchen 1865, p. 252. (2te Auflage 
herausgegeben von S. Ruge 1877, p. 277). 



— 7 — 

entweder gar keine oder nur nebenfachliche Berückfich- 
tigung. 

So erwahnt Alex. v. Humboldt, der in feinem 
grundlegenden Werke ,,Examen critique de Thistoirede 
la géographie du Nouveau Continent* etc. das Verhaltnis 
Behaim's zur Entdekung von America in der ausführlich- 
ften Weife erörtert, und auch die SchönerYche Erdkugel 
wiederholt befpricht i), die fudliche Durchfahrt auf diefem 
Globus mit keiner Silbe. Und in feiner Arbeit «über die 
alteften Karten des neuen Continentes und den Namen 
America* ^) conftatiert er einfach die Thatfache, dafs Jen- 
feits einer Meerenge, als ware es die Magellaens-Strafse, 
ftatt des Archipel des Feuerlandes ein ungeheures Südland 
vorliege'3). Die neueren Forfcher auf dem Gebiete der 
Gefchichte des Zeitalters der Entdeckungen befchranken 
fich bezüglich des Schoner' fchen Globus haufig darauf, 
hervorzuheben, dafs fich aufdemfelben der Name America 
bereits eingetragen finde*). 

Joachim LeleweH) undj. G. KohH) laffen fich 
auf eine nahere Unterfuchung der angeregten Frage nicht 
ein, fondern weifen nur kurz darauf hin, dafs der Zeich- 



*) 1. c. deutfche Ausgabe von J. L. ld e Ier, Berlin 1852, Bd. I. 
p. 248 ff. und 306 f. 

') Abgedruckt als Einleitung zu Ghillany*s Gefchichte des Martin 
Behaim p. i — 12. 

•) 1. c. p. 9. 

*) Cf. u. A. F. A. de Varnhagen: „Nouvelles Recherches sur 
les demiers voyages du Navigateur Florentin, et Ie reste des documents 
et éclaircissements sur lui". Vienne 1869. p. 20, und derfelbe „Joh. 
Schoner e P. Apianus" etc. Vienna 1872 p. 46 ff. 

6) „Géographie du moyen dge", Breslau 1852, p. 164. 

*) „Die beiden alteften General- Karten von America, ausgefUhrt 
in den Jahren 1527 und 1529 auf Befehl Kaifer KarPs V." Weimar 
1860, p. 33 und 151. Vergl. auch „Gefchichte der Entdeckungsreifen 
und Schiflffahrten zur Magellan-Strafse etc." Sep. Abdr. p. 7 f. 




— 8 — 

nung Schöner's keine neuen Entdeckungen zu Gninde lie- 
gen, die Strafse in derfelben vielmehr blos den allgemeinen 
Anfchauungen jener Zeit entfprechend dargeftellt fei. 

Die Möglichkeit einer Entdeckung der Durchfahrt 
vor Magalhaes ifl; dagegen wieder nachdrücklich betont 
worden vonH. Harriffe, dem ausgezeichneten Kenner der 
Entdeckungsgefchichte America's 1). Und Rev. Mytton 
Maury vertritt neuerdings ganz entfchieden die Anficht, 
M. Behaim fei der wahre Entdecker der patagonifchen 
Enge 2). — 

So gehen alfo die Anfichten über unfere Frage noch 
fehr auseinander; eine abrchliefsendeErklarung liegt nicht 
vor. Bedenken ^ir aber, welch' hohes wiffenfchaftliches 
Interefle fich an die Auffindung jener Durchfahrt knüpft, 
und betonen wir weiter — fpatere Refultate unferer Un- 
terfuchung anticipierend — , dafs gerade die Schöner'fche 
Darftellung jener entlegenen Erdraume durch lange Zeit 
hindurch auf die Kartographie einen mafsgebenden Ein- 
flufs ausgeübt hat, fo dürfte es kaum als ein müfsiges Un- 
ternehmen erfcheinen , wenn wir es verfuchen , der Ent- 
ftehung jenes rathfelhaften Kartenbildes nachzugehen, die 



*) ^Bibliotheca Americana vestutissima , a description of works 
relating to America published between the years 1492, and. 1551". 
New-York 1866. p. XLIX. und 175 f. Vergl. unten p. 47 n. 2 
und Beilage I. Das Werk ift mit flaunenswerther Gelehrfamkeit und 
feltener Gewiflenhaftigkeit gearbeitet, und kann geradezu als Mufler 
einer Scht wiffenfchaftlichen Bibliographie bezeichnet werden. 

*) „Circumstancial evidence, of a very strong character, leads to the 
belief that he (Martin Behaim) was actually the discoverer of the straits 
called after Magellan. . . . Taking all the evidence into consideration it 
would seem , that the facts in the cose not simplyallow, but 
compel us to regard Martin as the original discoverer of the strait". 
(„On Martin Behaim's globe, and his influence upon geographical science" 
im Journal of the American geographical Society of New-York. Vol. 
IV. 1873. p. 446 f.) 



— 9 — 

fcheinbar fich widerfprechenden Thatfachen mit einander 
zu verknüpfen , und fo den verhüUenden Schleier endlich 
zu heben, welcher über der antarktifchen Enge auf dem 
SchönerYchen Globus ausgebreitet liegt. 



TI. 
Die Quellen Schöner's. 



Einè quellenmafsige Kritik des Schöner'fchen Globus 
ift auffallenderweife noch nie durchgeführt, kaum flüchtig 
verfucht worden i). Und doch gibt es keinen anderen Weg, 
um den Werth und die Bedeutung jener feltfamen Enge, 
welche auf demfelben den atlantifchen Ocean mit der Süd- 
fee verbindet, zu ergründen, um zu erfahren, ob wir es hier 
mitderkartographifchenFixierung einer frühenEntdeckung 
zu thun haben, die fpater unverdientem Vergeflen anheim- 
gefallen, ob uns in jenem Bilde vielleicht dasRefultat fcharf- 
finniger Combination vorliegt, oder ob es fich nur um das 
Erzeugnis einer allzu regen Einbildungskraft handelt. 

Es kann hier natürlich nicht meine Aufgabe fein, das 
Schöner'fche Weltbild in feiner Gefammtheit kritifch zu 



*) Auch der Globus M. Behaim's ift niemals nach feinen Quellen 
erfchöpfend unterfucht worden. Ghillany begnügt fich mit einer 
dürftigen rein aufserlichen Befchreibung , wahrend es doch gewifs eine 
fehr dankenswerthe Arbeit gewefen ware, zu zeigen, auf welche Weife 
jenes merkwürdige Bild des damaligen geographifchen Wiflens zu Stande 
gekommen, und welche Bedeutung dasfelbe fUr die Gefchichte der Kar- 
tographie und der Erdkunde überhaupt befitzt, Auch in dem erwahnten 
Essay von Rev. Mytton Maury „On Martin Behaim*s globe" ift 
diefe Aufgabe nicht abfchliefsend gelost. 




— lO — 

zergliedern. Ich befchranke mich auf feine Darftellimg der 
neuentdeckten Lander, fpeciell jener Partieen, welche zu- 
nachft unfere Aufmerkfamkeit erregt haben. — 

Urn mit dem kartographifchen Quellen-Ma- 
teriale zu beginnen, fo ergibt fich fofort, dafs der Globus 
Behaim's von Schoner in weitgehender Weife benützt 
worden ift. Die Configuration von Oft-Afien, die indifche 
Infelwelt , die fteil von Nord nach Süd verlaufende Küfte 
von Nordweft- Afrika etc. : Alles dies ift im Wefentlichen 
unzweifelhaft dem ^^Erd-Apfel* Behaim's entnommen. Ob 
unmittelbar oder mittelbar, mufs allerdings vorderhand 
dahingeftellt bleiben. Auch die Infel Zipangri (oder 
Zipangu) des Marco Polo entftammt derfelben Quelle; 
hier wie dort zeigt fie jene charakteriftifch rechteckige 
Geftalt. 

Für die neue Welt aber bot Behaim felbftverftandlich 
Nichts. Die kartographifche Grundlage für diefe Gebiete 
kann indeffen Jedem, der mit den geographifchen Arbeiten 
jener Zeit einigermafsen vertraut ift, kaum lange verbor- 
gen bleiben. Es ift die ^Tabula terrae novae* in der 
Strafsburger Ausgabe des Ptolemaeus vom J. i5i3, welche 
Karte felbft höchft wahrfcheinlich nach einem portugie- 
fifchen Originale gezeichnet wurde i). 



*) Vergl. [D'Avezac]: „Martin Hylacomylus, WaltzemüUer, ses 
ouvrages et ses collaborateurs etc." Paris 1867. p. 151 ff. und H. 
Harrisse: 1. c. p. 135 f. Diefe Karte ift getreu nach dem Originale 
publiciert von F. A. de Varnhagen in feinen „Nouvelles Recherches 
etc. 1869; ^^ ft ark verkleinertem Mafsftabe und nicht durchaus ver- 
lafslich, fchon früher von J. Lelewel in feinem „Atlas", Breslau 185 1. 
Lelewel verbindet z. B. die „Tabula terrae novae" und die Weltkarte 
„Orbis tjrpus universalis juxta Hydrographorum traditionem" oder 
„Charta marina" (ebenfalls aus der Ptolemaeus- Ausgabe von 15 13) in 
ganz willkürlicher Weife zu e i n e r Karte , und gibt diefem Doppel- 
wefen den ebenfo willkürlichen Titel : „Orbis Typus Universalis 1501 — 
1504, Hydrographia, Charta marina Portugalensium". 



— If — 

Die .Tabula terrae novae* gibt die Weftküfte von 
America gar nicht, da die neuë Wdt bis an den Rand der 
Karte hinausgerückt ift. Auch bei Schoner ift die Weftküfte 
öfTenbar blos angedeutet Sie verlauft faft geradlinig, ent- 
halt nicht eine einzige Ortsbei^ichnung, und überdies ift 
noch ausdrücklich bemerkt: , Ultra incognita permansit* 
und ^Ultra nondum lustratum*. Die Uebereinftimmung im 
Verlaufe der ganzen Oft-Küfte ift unverkennbar. Wir fin- 
den da diefelben Halbinfeln und Meerbnfen, diefelben 
Flüfle, diefelben Infeln. Als befonders charakteriftifch fiir 
diefes Quellenverhaltnis ift hervorzuheben jener halbkreis- 
fbrmige Grolf im nördlichen Theile der neuen Welt, wel- 
cher nach Lage und Geftalt an den freilich erft fpater ent- 
deckten Grolf von Mexico erinnern könnte *); weiter die 



*) J. G. Kohl fchreibt in feiner „History of the discoveiy of 
Maine" Portland 1869, p. l6l : „Schoner, or his Spanish original, 
must have known something of the expeditions of Ponce de Leon to 
Florida in 15 13, and of the first exploring voyages to the Gulf 
of Mexico; for he plainly depicts both the gulf and peninsula of 
Florida*. Auch R. H. Major („Memoir on a mappemonde by Leo- 
nardo da Vinci etc" London 1865. P- I4« [Sep. Abdr. aus Archaeo- 
logia, VoL 40]) halt diefe Partie auf dem Globus Schöner's für den 
Golf von Mexico. Diefe Vermuthungen find aber völlig unhaltbar. 
Die „Tabula terrae novae" der Strafsburger Ausgabe von 15 13 kann 
unmöglich die Refnltate der Expedition des Ponce de Leon und der 
erflen Fahrten in den Golf von Mexico gekannt und benützt haben, 
um fo weniger, als fie wahrfcheinlich bereits um 1507 gezeichnet wor- 
den ift. Das ergibt (ich aus der Vorrede zum zweiten Theile der ge- 
nannten Edition, welcher die moderne Geographie behandelt, und dem 
natürlich auch die „Tabula terrae novae** angehört Es heifst dort: 

yyUobile hoc opus a sexennali sopore per nos tandem exci- 

tatum est", (cf. Humboldt „Kritifche Unterfuchungen" II. p. 365 n. 
und D'Avezac „Martin Hylacomylus" p. 153). Die Karte ift übrigens 
auch fchon vor 15 13 publiciert worden. Das ebenfo feltene als in- 
tereflante Weltbild in Joh. de Stobnicza's „Introductio in 
Ptholomei Cosmographiam", Cracoviae 1512, ift Nichts An- 
deres, als eine robe Copie von unferer „Tabula terrae 




— 12 — 

hammerförmige Geftalt von Cuba, fowie die irrthümliche 
Bezeichnung Isabella für diefe Infel *). Auch die Namen 
der Küftenpunkte ftimmen der Reihe nach auf beiden Kar- 
ten mit einander überein, vom aufserften Nordpunkte ^C. 
del mar usiano' ^) bis zur (lidlichften benannten Stelle ^Rio 

nova e", refp. derenVorlage; das beweifen Zeichnung und Eigen- 
namen unwiderleglich. Die Karte Stobnicza's ift neuerdings von dem 
rühmlichil bekannten Bibliographen Frederik Muller in Amfterdam 
nach dem Exemplare auf der Wiener Hof-Bibliothek photographiich 
facfïmiliert wordeiu (Leider „only 5 copies printed"! cf. Fr. Muller: 
Catalogue of books and pamphlets etc. relating to North and South 
America. Amfterdam 1877. p. 220.) Ein Fadimile der Karte findet 
fich auch in John Ruffel Bartlett: Bibliographical Notices of rare 
and curious books relating to America .... in the library of the late 
John Carter Brown. Providence R. J. 1875. (Die Benützung diefes 
wichtigen und feltenen bibliographifchen Werkes wurde mir durch die 
freundliche Liberalitat des Herrn Fred. Muller in Amfterdam ermög- 
lichet.) Eine ziemlich ftark reducierte Nachbildung enthalt endlich auch 
der Auffatz von Charles P. Daly: „On the early history of Carto- 
graphy", im Bulletin of the American Geograph. Society 1879. — 
Ein glücklicher Zufall liefs mich vor Kurzem eine handfchriftliche Copie 
von Stobnicza*s Weft-Hemisphare finden, welche nur wenige Jahre jünger 
fein dttrfte, als das Original. Sie rührt von der Hand des bekannten 
Poëten und Kosmographen H. Loritus Glareanus (geb. 1488 in 
Glarus, geft. 1563 in Freiburg) her, und ift einem Exemplare der „Cos- 
mographiae Introductio" von M. Hylacomylus (Ausgabe iiii Kal. Sept. 
1507) auf der Univerfitats-Bibliothek zu München beigebunden. Es ift 
eine flüchtige Federzeichnung, coloriert und enthalt einzelne Nachtrage 
aos anderen Karten. So ift z. B. die neue Welt bereits „Terra 
America" benannt. Vergl, noch unten p. 26 n. 

*) Colón hatte diefen Namen einer der Bahama-Infeln gegeben, 
wahrfcheinlich dem heutigen „Crooked Island", oder nach Anderen 
unferem „Long Island". Schoner gebraucht den Ausdruck „Terra de 
Cuba" für das Feftland von Nord-America. Beide Bezeichnungen finden 
fich wieder auf der Weltkarte des Seb. Münfterin der Bafeler-Ausgabe 
von S. Grynaeus: „Novus Orbis" 1532. Auf Stobnicza*s Karte ift der 
Name „isabella" auf das Feftland verlegt. 

2) Auf der Nachbildung des Schöner'fchen Globus bei Ghillany 
y,Gefchichte des Seefahrers Ritter M. Behaim" fteht „C o s i n d' m a r 



— i3 — 

de Cananor*, einer malabarifchen Umformung von ^R. de 
Cananea*. Sammtliche Schreibfehler und Verballhornun- 
gen der Namen find mit grofser Gewiffenhaftigkeit aus der 
«Tabula terrae novae* herübergenommen. So findet fich 
auch hier die berüchtigte ^^abatia omnium sanctorum* *), 
urfprünglich eine ^bahia de todos os santos**). 

Aus dem Umftande, dafs der Globus mehrere Namen 
enthalt, die wir in der ^Tabula terrae novae" vergebens 



ananno". Ueberhaupt find auf diefer Copie die Namen fehr oft ge- 
radezQ bis zur Unkenntlichkeit verflümmelt. 

*) Bei Ghillany ,,Abatia omni se tor"! 

*) D. h. „Allerheiligen-Bai", das hetitige Bahia oder S. 
Salvador, fo genannt, weil die Bucht am Allerheiligen-Tage entdeckt 
worden war. 

Die „Abtei fammtlicher Heiligen" begegnet zum erften Male in 
der berühmten Schrift des deutfchen Kosmographen Martin Waltze- 
müller, oder nach der Sitte jener Zeit gracifiert Hylacomylus: 
„Cosmographiae Introductio cum quibusdam Geometriae ac Astronomiae 
principiis ad eam rem necessariis, insuper quatuor Americi Vespucii na- 
vigationes", S. Deodati 1507. — (Bekanntlich ifl es dasfelbe Buch, in 
dem zuerfl der Vorfchlag gemacht wurde, den neuentdeckten Land- 
fchaften den Namen America beizulegen). Dort heifst es in der Be- 
fchreibung der 4ten Fahrt des Am. Vespucci : „portum tandem unum 
invenimuSy quem omnium sanctorum Abbaciam nuncupavimus". 

Diefe anachoretifche Lefeart, welche von da ab fich fehr lange mit 
zaher Confequenz in den meiflen deutfchen und italienifchen Karten 
erhielt, erklart fïch aus einer Verwechslung des fpanifch-portugiefifchen 
„bahia" (die Bai) mit dem italienifchen „bad ia** (die Abtei). Wir 
dürfen alfo wol nicht den Ueberfetzer der „quatuor navigationes" aus 
dem Franzöfïfchen ins Lateinifche (wir kommen noch auf ihn zurück 
[Beilage UI.]) fÜr diefen Verflofs verantwortlich machen, fondern die Ver- 
wechslung fand fich ohne Zweifel fchon in der italienifchen, mit fpanifchen 
und portugiefifchen Wörtem flark verfetzten Original-Ausgabe. In dei 
That lautet die betreffende Stelle in den undatierten italienifchen Drucken 
„Lettera di Amerigo vespucci delle isole nuovamente trovate in quattro 
suoi viaggi" folgendermafsen : „Discoprimo in un porto che li ponémo 
nome la badia di tucte e sancti". Vergl. F. A. de Varnhagen; 
„Amerigo Vespucci, son caractère, ses écrits etc." Lima 1865 p. 63, 



fuchen, müffen wir fchliefsen, dafs Schoner neben diefer 
noch andere Karten benützt hat. Wir finden diefen Ueber- 
fchufs faft voUftandig in der höchft intereffanten Weltkarte, 
welche Joh. Ruyfch (ein Deutfcher, von dem uns leider, 
fonft nichts berichtet ift, als dafs er eine der Nordweft- 
Fahrten , wahrfcheinlich unter den Cabot oder Cortereal, 
mitgemacht) für die römifche Ausgabe des Ptólemaeus 
vom J. I 5 08 verfertigte *). Aus diefer Quelle ftammt z. B. 
auch der etwas rathfelhaft klingende Name ^Lix Ie o" 
an der Nordküfte von Süd - America , offenbar nur eine 
Verftümmelung aus [Cabo] de Tisleo^). 

Ein kleiner Reft von Namen auf dem SchönerTchen 
Globus, welche fich in keiner der genannten Vorlagen 
finden, lafst vermuthen, dafs unferem Kosmographen 
noch anderes kartographifches Material zu Gebote ft and. 

Die central-americanifche Durchfahrt ift weder auf 
der ^Tabula terrae novae* von i5i3, noch auf der Karte 
des Joh. Ruyfch angegeben ^). Auf der letzteren erfcheint 
allerdings das nördliche Feftland von Süd-America ge- 
trennt , allein von einer etgentlichen Strafse ift auch hier 
nicht die Rede, da Ruyfch die Küftenlinie nicht vollftandig 



fodann R. H. Major: Memoir on a mappemonde by Leon. da Vinci 
p. Il u. 27 f. und Idem: „The life of Prince Henry of Portugal surnamed 
the Navigator and its results". London 1868. p. 384 f 

*) Nicht 1507, wie Pefchel meint (Gefch. d. Entdeckungen p. 6i8n. 
und Gefch. d. Erdkunde 2te Ausg. p. 27 8n.) Die Karte ift haufig repro- 
duciert worden, fo von Santarem, von L e 1 e w e 1, der americanilche 
Theil von Humboldt „Aeltefte Karten etc." in Ghillany's Buch. Das 
verlafslichfte Facfimile veröflfentlichte F. A. de Varnhagen: „Ainda 
Amerigo Vespucci, novos estudos e achegas etc." Vienna d'Au- 
stria 1874. 

>) Die Form „delisleo" findet fich auf Karte 2 des Atlas zu 
Kunftmann's „Die Entdeckung America's" (Monumenta saecularia 
der MÜnchener Akademie). 

') Auch auf der Karte Stobnicza*s fehlt diefelbe. 



— i5 — 

auszieht, fondem da, wo die .terra adhuc incognita* be- 
ginnt, einfach abbricht. 

Dagegen befinden (ich in der koftbaren Karten- 
Samndung des Feldzeugmet (Iers Fr. R. v. Hauslab in Wien, 
zwei Globen aus dem Anfange des XVI Jahrh., welche 
beide die erwahnte mittel-americanifche Meerenge bereits 
verzeichnen, und zwar ebenfo wie der SchönerTche, gerade 
an der Stelle, wo Colóndie Durchfahrt fuchte *). Es ift nicht 
unmöglich, dafs Schoner die aquatoriale Strafse einem die- 
fer Globen entlehnt hat. In einem handfchriftlichen Notiz- 
buche Schöner^s, das die kaiferl. Hof-Bibliothek in Wien 
verwahrt (Miscellan Cod. Nr. 35o5) fand ich eine Karten- 
Skizze, wdche — von einigen orthographifchen Differen- 
zen abgefehen — genau mit der Weltkarte in der ,Mar- 
garita phik)soph]ca* von Gregor Reifch, Argenb'nae 
i5i5, übereinftimmt Sie tragt den Titel: Tipus Univer- 
safis terrae juxta Modemorum distinctionem et Exten- 
sionem per regna et provincias. Auch diefe ill nach der «Ta- 
bula terrae novae* der Strafsburger-Ausgabe des Ptole- 
maeus von i5i3 gezdchnet, und daher ift das nördltche 
Gebtet der neuen Welt, das hier die fdtfame Bezeichnung 
^Zoana Mela* fuhrt % mit dem füdlichen Continente ^Paria 
sive Brasilia* verwachfen dargeftellt Doch ift auf unferer 
Handzeichnung Schöner^s etwas fiidlich vom Wendekreis 
d. K. mit anderer Tinte eine Horizontal-Linie quer durch 



*) VergL fiber diefe beiden Globen unten p. 27. Auch auf dem 
Globus der Lenox-Bibliothek in New- York (ca, 1507) ift eine ceatral- 
americanifche Stniise angegeben, zwifchen der «Terra de Brazil' and 
der Infel «Zipangri'. Cf. Encyclopaedia Britannica, gth edition, Edin- 
borgh 1879, Volnnie X. p. 68 1. 

*) Diefe Benennong ift ohne Zweifel aus Cap. 85 der Vicentiner 
Raccolta von 1507: y^aesi novamente retrovati etc" entlehnt Cf. auch 
Kunftmann „die Entdeckung America V* (Monum. Saecul. d. Mün- 
chener Akademie) p. 131. 



— i6 — 

das Land gezogen mit der etwas orakelhaft gehaltenen 
Notiz: ^iste est Q in impress". 

Von einer Meerenge im Süden der neuen Welt ift 
auf fammtlichen angeführten Karten nicht eine Spur zu 
entdecken. — 

Die von Schoner benützten Reifefchilderungen 
laffen fich ebenfalls aus dem Globus felbft unfchwer be- 
ftimmen. 

Der leere Raum im Innern fremder Lander, welcher 
aus naheliegenden Gründen reichlich genug vertreten war, 
wurde von den Kartenzeichnern jener Zeit dazu benützt, 
um möglichft farbenprachtige und wunderbar klingende 
Schilderungen der betreffenden Gebiete aus alten Autoren 
und neuen Reifebefchreibungen anzubringen ; ja nicht fei- 
ten füUte man die laftig weifse Flache mit romantifchen 
Landfchafts-Skizzen und pikanten Genre-Bildern aus. Auch 
Schoner kargt in diefer Beziehung keineswegs, fondern er- 
zahlt mit behaglicher Breite von den Merkwürdigkeiten 
der Lander, den Sitten der Eingeborenen, ihrer Wohnun- 
gen, ihrer Kleidung, refp. dem Mangel einer folchen etc. 
in der anfchaulichften Weife. AUenthalben find gröfsere 
oder kleinere Notizen angebracht, und an drei Stellen aus- 
führliche Excurfe : auf der Infel Zipangri, in der Nordweft- 
Ecke von Süd- America und im Süden von Brafilien. Der 
Text ift durchweg lateinifch. Die Befchreibung von Zi- 
pangri ift dem Globus von M. Behaim und mittelbar dem 
Buche des Marco Polo entlehnt. Auch die Quelle fiir die 
beiden ziemlich ausführlichen Stellen in Süd- America ift 
uns wol bekannt. Sie ift in der berühmten und für die Ver- 
breitung der Kunde von den neu entdeckten Landern über- 
aus wichtigen Sammlung von Reifeberichten zu fuchen, 
welche im J. iSo/ zu Vicenza erfchien, unter dem Titel: 
^jPaesi novamente retrovati et mondo novo da Alberico 
Vesputio Florentino intitulato". Schon im folgenden Jahre 



— 17 — 

veröfTentlichte der Mailander Mönch Archangelo Madrig- 
nano eine lateinifche Ueberfetzung diefer Raccolta mit der 
wenig bezeichnenden Ueberfchrift: «Itinerarium Portu- 
gallensium e Lusitania in Indiam et inde in occidentem 
et demum in aquilonem*, wahrend doch die Fahrten der 
Spanier mindeftens eben fo ftark in der Sammlung vertre- 
ten find, als die der Portugiefen. Die Ueberfetzung Madrig- 
nano's i(l übrigens eine fehr nachlanige und fehlerhafte ^). 
Man würde indefTen irren, wenn man annahme, da(s 
Schoner feinen lateinifchen Text aus diefem «Itinerarium 
Portugallensium* entnommen babe. Die beiden Redactio- 
nen fmd ganz verfchieden und baben mit einander Nichts 
zu tbun. Andererfeits i(l es auch fehr unwabrfcbeinlich, 
dafs Schoner die italienifche Original-Ausgabe, die über- 
haupt nur in fehr wenigen Exemplaren nach Deutfchland 
gekommen i(l ^), vor fich gehabt hat Faft unzweifelhaft 
benützte unfer Kartograph eine deutfche Ueberfetzung der 
.Paesi novamente retrovati*, welche der .wirdige und 
hochgelarthe herr JobstRuchamer, der freyen kunde 
und artzenneien Doctor* zu .Nüreinbergk nach Christi vn- 
sers lieben herren geburdte i5o8 Jare* hatte erfcheinen 
laflen: «Newe unbekanthe landte, Und ein neweweldte in 
kurtz verganger zeythe erfunden*. Diefe Ausgabe lag Scho- 
ner fchon local am nachften, und aufserdem ftand unfer 



') Sie wnrde fpêlter von S. Crynaeus in feine grofse SammluDg 
von Reifeberichten „Novus Oibis regionum ac insularam veteribos in- 
cognitanun'* (Basileae 1532 and dann in mehreren Auflagen) aufge- 
Dommen, and fand fo fehr ilarke Verbreitong. 

') Gegenwartig befitzen, fo yiel ich erfahren konnte, nor zwei 
öffeotliche Bibliotheken in Deutfchland ein Exemplar und zwar die 
k. Hof- und die Univeriitats-Bibliothek in München. Das Buch ift 
fiberhaupt eine bibliographifche Raritat erflen Ranges. Auf einer Auc- 
tion in London (Bolton-Comey sale, Mai 1871) erzielte ein Exemplar 
den immenfen Preis von L. 157! Vergl. J. Ruffel Bartlett: Bib- 
liographical Notices etc. p. 37. 

W i e • e r , llagmUiAes-StraMe. 2 




— i8 — 

Kosmograph perfönlich in freundfchaftlichen Beziehungen 
zu dem hochgelehrten Doppel-Doctor ^), der übrigens — 
entre nous gefagt — vom Geifte des Humanismus nicht 
gerade übermafsig angekrankelt gewefen zu fein fcheint 2). 
DieTextftelle imN. W von Süd- America' ift gröfsten- 
theils entnommen dem 88. Cap. bei Ruchamer, welches 
über die erfte Reife des Colón handelt, Einzelnes aus Cap. 
144. Der zweite Excurs im S. von Brafilién ftammt aus 
Cap. 117 und 118 des genannten Buches, und ift Nichts 
Anderes , als ein Auszug aus der berühmten „terza gior- 
nata" des Amerigo Vespucci, einer Befchreibung feiner 
dritten Reife, welche entfchieden am meiften unter allen 
Entdeckungs-Berichten das Intereffe des Publicums erregte, 
und in zahlreichen Auflagen durch aller Herren Lander 
verbreitet war; der ungeheuren Populariteit diefer Schrift 
verdankt der Florentiner wol in erfter Linie die Ehre, 
dafs wir die neue Welt nach feinem Namen be- 
nennen. 



*) Ruchamer empfiehlt fchon 15 15 dem bekannten Nürnberger 
Gelehrten W. Pirkheimer die kosmographifchen Arbeiten Schöner's auf 
das angelegentlichfte , und nennt letzteren confequent in vertraulicher 
Weife: „Joannem nostrum Charolipolitanum**. Der Brief Ruchamer's 
ift abgedruckt in der Einleitung zu dem gleich naher zu befprechenden 
Werke Schöner*s: „Luculentissima quaedam terrae totius descriptie". 
Norinbergae 15 15. 

*) Wahrhaft Grofses leiftete er in der Ueberfetzungskunft. Der 
kühne Entdecker Christobal Colón wird unter feiner Hand zu einem 
fanften „Christoflfel Dawber'*, der fpater als Belohnung für feine Ent- 
deckungen den eigenthümlichen Titel „ein wunderer des meres" er- 
halt [„admirante del mar" im italienifchen Original-Texte]. Alonso Nino, 
der Gefahrte des grofsen Entdeckers, wird nicht ohne einen kleinen 
KunftgriflF in „Alonsus Schwartze" gennanifiert. Aus Lorenzo di Pier 
Francesco de Medici, an den Vespucci's Bericht über die dritte Reife 
gerichtet war, macht Ruchamer rafch entfchloffen einen „Laurentius 
petri artzte zu Florentia", indem er ohne Zweifel einen Amts- und 
Fachgenoffen in demfelben vermuthet. 



— 19 — 

Es dürfte fich kaum der Mühe lohnen , das Quellen- 
Verhaltnis durch eine fpecielle Vergleichung der beiden 
Texte im Detail nachzuweifen, um fo weniger, als fich 
weder in den citierten Capiteln, noch fond irgendwo in dem 
BucheRuchamer's eine Stelle findet, welche zur Annahme 
von der ExiftcnK einer fiidlichen Durchfahrt hatte Veran- 
lafTung geben können. 



ffl. 
Der Globus Schöner's vom J. 15 15 



Der Globus felbft verweigert nach dem Gefagten hart- 
nackig jede Auskimft über die fragliche Strafse. Schoner 
hat aber aufser dem Nürnberger Globus noch eine ganze 
Reihe kosmographifcher und aftronomifcher Arbeiten pub- 
liciert, die wirin unfererFragezum Vergleiche heranziehen 
können. 

Vor i520 erfchien allerdings nur eine einzige kleine 
Schrift geographifchen Inhalts, namlich: ^Luculentissima 
quaedam terrae totius descriptio, cum multis utilissimis G>s- 
mographiae iniciis etc* Norinbergae i5i3 *). Allein gerade 
hier finden wir eine bedeutfame Notiz über die Durchfahrt. 



*) Diefe EriUingsarbeit Schöner's erfchien mit UoterilÜtzung des 
Joh. Sayler, deflelben Mannes^ auf deflen Kollen aach der Globtis 
von 1520 verfertigt worde. Schoner notiert in der Befchreibang der 
wichtigften Stadte Europa's (Tract II. cap. 6, foL 30a.) bei Bamberg : 
yyibi mens Joannes Sayler de herbipoli ortns, vir utiqae patricius, diser- 
tissimas et civinm decos .... Et ut comodias in lacem hic libellus 
prodiret, hand mediocrem mihi peconiam mutuo dedit: de cajus lande 
multa essent dicenda". 

Die in Rede (lehende Schrift Schöner's wurde übrigens zuerft un- 
ter dem Titel y^Orbis Typus" ansgegeben. Nachtraglich (aber noch in 

2* 



— 20 — 

lm II. Capitel des II, Tractates (foL 60 ff,) gibt nam- 
lich Schoner eine ziemlich ausführliche Schilderung der 
neuen Welt: ^De America quarta orbis parte cum aliis 
novis insulis appositis" *). Der zuletzt behandelte Theil der 
neuen Welt ift die ^Brasiliae regio*. Hier erzahlt nun 
Schoner, diefes Land fei vom Cap der guten Hoffnung 
nicht gar weit entfernt. Die Portugiefen hatten daher dies 
Land umfahren (^circumnavigaverunt itaque Portugalienses 
eam regionem"), und hatten da eine Durchfahrt in der 
Richtung von Oft nach Weft gefunden , der von Europa 
ganz ahnlich (.et comperierunt illum transitum fere con- 
formem nostrae Europae .... et lateraliter infra orientem 
et occidentem situm."^). Es fei namlich gerade fo, als ob 



^emfelben Jahre) fügte der Verfafler eioe Einleitung hinzu, beftehend 
aas diverfen Dedications- uad Empfehluags-Schreibeo, lateinifchen Lob- 
Gedichten, èioem ausführlichea alphabetifchen Regiller and einem Druck- 
fehler-Verzeichois , and gab dam Ganzen dann einen neuen Titel: 
„Luculentissima quaedam terrae totius descriptie etc/' Die Paginierung 
geht nur durch den „Orbis Typus", und auch die Bogen — , refp. 
Quaternionen-Zahlung beginnt hier mit Ai. Es And auch in der That 
mehrere Exemplare der Original-Ausgabe des „Orbis Typus" noch jetzt 
vorhanden, in denen die fpateren Zufatze fehlen, z. B. auf den Hof- 
Bibliotheken zu Wieü und München. (Auch H. Har rif f e, Bibliotheca 
Am. Vet. p. 142 f. verzeichnet ein Exemplar). Um Misverilandniffe zu 
vermeiden^ citiere ich in der herkömmlichen Weife unter „Lucul. q. ter. 
tot. descriptio". 

>) Schoner 'lehnt fich in feiner „Lucul. q. ter. t descr.'' vielfach 
enge an die „Cosmographiae Introductio'' der M. Hylacomylus an. 
Mehrere Stellen find wörtlich herübergenommen. So u. A. der Satz, 
der unmittelbar auf die Schilderung von America folgt: „Hunc in mo- 
dum terra quadripartita cognoscitur, et sunt tres primae partes con- 
tinentes, id est terra firma. Sed quarta est insula, quia omniquoque 
mari circumdata conspicitur". (Schoner; fol. 6ib — Hylacomylus^ 
cap. IX.) 

Ebenfo finden lïch auch in fpateren Publicationen Schöner's, z. B. in 
feinem „Opusculum geographicum'* (Nürnberg 1533) verfchiedene An- 
klange an die „Cosmographiae Introductio''. Vergl. imten Beilage UI. 



— 21 — 

man durch die Strafse von Gibraltar (^transitum sive stric- 
tum Gibel terrae aut Sibiliae*) fiihre, und gegen die Küfte 
von Mauretanien hin(ahe, ^ut* — fïigt Schoner hinzu — 
^ut ostendet globus noster versus polum antarcticum*. 
Von Brafliien könne man dann in ziemlich kurzer Zeit 
nach «Malaqua* gelangen. 

Es unterliegt wol keinem Zweifel, dafs hier von einer 
antarktifchen Strafse, von einem fiidweftlichen See- 
wege nach Indien die Rede ift. Und zwar hat Schoner, 
wie die Bemerkung .ut ostendet globus noster* Idarlich 
beweid, diefe Strafse bereits im J. i5 i5 auf einem 
Globus verzeichnet In der That war die ganze 
Schrift «Lucul. q. 1 1. descr.* im Grunde Nichts Anderes, 
als der erldarende Text zu dem gleichzeitig publicierten 
Globus, oder vielmehr den Globen — es handelt fich 
ofTenbar um die Abdrücke einer xylographifchen Arbeit — 
Schoner fagt namlich gleich in der Zueignung an den Bi- 
fchof von Baraberg: ^G>smographiae videlicet epitomae, 
quodcanonibussuccinctis, una cumGlobis sphaericis 
orbis typum designantibus regulariter justissimeque di, 
mensis, jam absolvi et accuratissime perfeci*. Auch J. 
Ruchamer fchreibt in feinem in der Einleitung abge- 
druckten Empfehlungsbriefe an W. Pirkheimer: Schoner 
habe eben ein Werkchen überKosmographie abgefchlof- 
fen «una cum solidis orbicularibus sphaeris 
correquisitis*. Im Texte felbft wird fortwahrend auf 
den .Globus noster Cosmographicus* verwiefen. 
Eigene Capitel fmd für die Orientierung auf dem Globus 
beftimmt. SoTract II. cap. 3. «De modo inveniendi unam- 
quamque regionem aut civitatem , quo in loco sita sit in 
globo nostro*; cap. 4. «Quomodo globus cosmo- 
graphicusad Orbis situm verum aptetur* etc. 

Die f er Globus Schöner's von i5i5 galt bis- 
lang für verloren. Ich bin in der angenehmen 



— 22 — 

Ld^Cf 2 Kxcmplare deffelben namhaft machen 
zu konnen, die beide zwar langft bekannty aber mckt 
er kannt waren. 

Dm eine Exemplar befindet fich in Frankfurt a. If. 
Kin Fiicrimile davon wurde von Jomard publiciert in fei- 
ncn «Monumcnts de la Géographie, ou recueil d'andeniies 
c^rtcMctc.* Nr. i5 u. i6, mitder laconifchenNotiz: «Gfobe 
tcrrc^trc de la i'« moitié du XVL siècle*. 

1 )aM xwcite Exemplar wird auf der Militar-Bibliotbek 
m W o i m a r auf bcwahrt, und ift fchon wiederholt in wif- 
ri^tircbaftlichen Arbeiten erwahnt worden. So fpricht 
A. V, Ilumboldt die Vermuthung aus*), diefer Globus 
(l4mmc wahrfchcinlich aus dem Anfange des XVI. Jahrh. 
umi ftebc mit dcm Nürnberger Globus Schöner's von 
iiiooder ener Welttafel von 1546 (in .Rudimentorum 
(^^<^nu^((rut)hicorum Joannis Honteri G>ronensis libri tres. 
Tfjf. iS/H*)») jjin irgend einer Beziehung gemeinfchaft- 
liehc^ti Urrprung» odcr gleichzeitiger Anfertigung* ; viel- 
Id^^bt reien diefe geographifchen Arbeiten fanuntjich nur 
(Mi)\Gct\ einer uiteren, irgendwo in den Archiven Italien's 
OiUif S|mnien'M verborgen liegenden Karte. 

^) „Krïiiic\ui Uiiierfuchungen etc." I. p. 307, 320, 419. und yydie 
SttiUiden Kftrton d. nouen Contlnentes etc." (bei Ghillany) p ii. 

') ƒ* Ho n ter CoronentU: Rudimentorum cosmographiae libri 
duo et<!. erfchleo bereltM 1534» und zwar in Bafel, und ui dem- 
Usïben Jahre auch in Krak au, fp&ter dann (um i Buch vermehrt) io 
;(«ihlrelchen AuN({;«iben Ti£;uri, Basileae, Antverpiae etc. Die Krakauer- 
AuNgabe von 1534 fcheint bither den Bibliographen entgangen zu fein 
(fluch Harrifle kennt Cie nicht). Sie ift wahrfcheinlich die Editio princeps, 
und auCierdem noch deshalb von befonderem Intereife, weil fie eine 
Weltkarte mit dem Namen America enthèUt, die in fammtlichen Obrigen 
AuMgaben fehlt. Ein Exemplar des feltenen BÜchleins bedtzt die Hof- 
Bibliothek in Berlin. Die Karte ift nach dem „Typus Orbis Univer- 
talis" dei P. Aplanus von 1520 gezeichnet DafTelbe gilt von der Welt- 
tafel von 1546, welche Humboldt citiert; diefe fehlt in keiner der fpa- 
teren Ausgaben des Honter. 



— 23 — 

J. G. K o h 1*) deutet ebenfalls flüchtig auf die Mög- 
lichkeit hin, dafs beide Globen, der zu Frankfurt und der 
zu Weimar, von Schoner herrühren könnten, halt aber, 
wie es fcheint, die beiden Exemplare für zwei verfchiedene 
Arbeiten, und meint, dafs diefelben aus der namlichen Zeit 
(lammen, wie der Nürnberger Globus. 

Ich habe das Original zu Weimar genau unterfucht, 
und mit dem Frankfurter Exemplare nach dem Facfimile 
bei Jomard forgfaltig verglichen. Die beiden fmd einander 
voUftandig gleich ; es find eben nur zwei Abdrücke der- 
felben Zeichnung. Die Nürnberger Erdkugel ift bedeutend 
gröfser, als die beiden genannten; der Durchmeffer der 
letzteren betragt nur ca. 27 Centim. 

Dafs diefer kleinere Globus eine Arbeit Schöner's ift, 
ergibt fich fofort aus einer flüchtigen Vergleichung mit 
dem Nürnberger von i520. Die ganze Anlage ift durch- 
aus diefelbe , nur ift auf dem Nürnberger Globus , feiner 
Gröfse entfprechend , Alles viel ausführlicher. So zeigt 
America hier wie dort die charakteriftifche Fünf-Theilung 
in einen arktifchen, einen nördlichen, einen mittleren, einen 
füdlichen und endlich einen antarktifchen Theil. Diefe 
5 Partieen fmd durch 3 Strafsen von einander gefondert. 
Jene eigenthümliche Geftalt des nördlichen America, dann 
der Infel Ifabella etc. findet fich auf den beiden Globen zu 
Frankfurt und Weimar genau fo wieder, wie wir fie an dem 
Nürnberger bereits kennen gelernt haben. 

*) „Die beiden altellen Generalkarten von America", p. 33. Vergl. 
auch „History of the disco very of Maine" p. 159, wo falfchlich be- 
hauptet wird, das Frankfurter Exemplar trage das Datum 1520. Das 
namliche behauptet auch C. H. Co o te in „Encyclopaedia Britannica" 
9th edition, Vol X. p. 681. Ebenfo ift es ein Mifsverftandnis, wenn 
Freiherrvon Richthofeninfeinemepochemachenden Werke: „China, 
ErgebniflTe eigener Reifen und darauf gegründeter Studiën" p. 64 in. be- 
merkt, der von Jomard (tab 17!) reproducierte Globus fei in Frankfurt a. M. 
gezeiclinet worden, und zwar nach der Fahrt des Magalhdes (!). 




— 24 — 

Noch gröfsere Beweiskraft für die Autorfchaft Schö- 

ner's liegt in der Uebereinftimmung rein aufserlicher Dinge. 

So haben beide Ausgaben diefelben Meeres-Ungeheuer, 

diefelben Schiffe etc. genau an derfelben Stelle ^). So weit 

pflegte man felbft damals bei der Benützung fremder Ar- 

beiten nicht zu gehen. 

Dazu kommt noch ein anderes, wie mir fcheint, ent- 

fcheidendes Moment. Die einzige Stadt, welche in Europa 
angegeben wird, ift namlich Hamberg. Und gerade hier 
weilte Schoner im Jahre i5i5 2). Dem Bamberger Bifchofe 
Georg ift auch das Buch „Lucul. q. ter. tot. descr." und 
damit wol auch der dazu gehörige Globus gewidmet Die 
Widmung felbft ift aus Bamberg datiert: ^^Ex imperiali 
civitate tua Babenberga in casula mea apud S. Ja- 
cobum, Anno deificae nativitatis i5i5, Non. Kal. April*. — 

Der befprochene Globus ift unzweifelhaft alter, als 
der von i520. DieZeichnung ift durchaus unvoUftandiger, 
die Zahl der Namen viel geringer, die Contouren find un- 
beftimmter, dürftiger. Dafs wir aber wirklich den Globus 
von 1 5 1 5 vor uns haben, und nicht etwa eine andere Vor- 
arbeit zum Nürnberger Globus von i520, das wird bis zur 
Evidenz erwiefen, wenn wir die in der ^Lucul. q. ter. tot. 
descriptio" geboteneBefchreibungmit demErdbilde felbft 
vergleichen. Da ftimmt Alles genau zufammen, Zug um 
Zug, ja faft Wort für Wort. 

Schoner unterfcheidet in der Abhandlung drei Haupt- 
theile America's : 

I. .America sive Amerigen, novus mundus et quarta 

orbis pars." 

*) Siehe die reducierte Abbildung auf Tafel II. Diefelbe ift nach 
Jomard*s FacHmile angefertiget mit einzelnen Berichtigungen aus dem 
Weimarer Exemplare. Jomard iiest manchmal unrichtig, oder zeichnet 
wol auch gelegentlich ein Schiff als Infel eio u. dgl. 

2) Will, 1. c. UI. p. 559 und Vin. p. 115. und F. A. de Varn- 
hagen: ,J. Schoner e Apiano" p. 44. 



— 25 — 

2. ^Pariasinsula quae non est pars velportio prioris, 
sed specialis niagna portio terrae huius quartae partis 
mundi*. 

3. «Brasiliae regio*. 

Genau diefelbe Eintheilung treffen wir auf unferem 
kleineren Globus wieder, wahrend auf dem von i520 alle 
drei Landercomplexe anders bezeichnet fmd. Dort heifst 
das nördliche America .Parias*, hier aber ^Terra de 
Cuba* (ein Name, der in der «Lucul. q. ter. t descr,* 
gar nicht vorkommt). Süd- America, der eigentliche G>n- 
tinent, führt auf der kleinen Erdkugel die Bezeichnung 
^America*, das antarktifcheLand ^Brasiliae Regio*; 
auf dem Nürnberger Globus hingegen ift zum Namen 
„America* noch hinzugefügt: .vel Brasilia sive Papagalli 
Terra*, und der Austral-G)ntinent heifst hier «Brasilia 
inferior*. 

Neben diefen drei Haupttheilen der neuen Welt nennt 
Schoner noch die Infeln Ifabella und Spagnolla^) 
nebfl; einigen kleineren central-americanifchen Eilanden, 
und endlich eine «Insula, cujus littusincognitum per- 
mansit Christofero Columbo Genuensi nauclero insigni*. 
Die beigefugte Notiz über die geographifche Pofition 
diefer Infel («sita est in gradibus longit. 3i7'0, Lati. vero 
6o*o*) belehrt uns, dafs Schoner damit Niehts Anderes 
meint, als das arktifche America. Und wirklich ift diefes 
auf dem kleinen Globus «Litus incognitum* benannt; 
auf dem von i520 hingegen heift es .Terra Corterealis* 2). 



') Bemerkenswerth ifl der Beifatz: „quam quidam volant esse 
Offiram, de qua Regum libro 3". Diefelbe Behauptung fiodet fich 
bei Petrus Martyr: Oceani Dec. I.: „Iq Hispaniola Ophiram in- 
sulam sese reperisse refert (Columbus)". Auch die Tabula terrae novae 
in der Strafsburger-Ausgabe des Ptolemaeus von 1522 enthalt die Notiz: 
,Spagnola que et Offira didtur**. 

*) Wie es fcheint, ift Schoner erft nachtraglich auf den Brief des 




- 26 — 

Der Nachweis der völligen Uebereinftimmung liefse 
fich leicht noch weiter durchführen. Allein ich glaube, dafs 
nach dem Gefagten kaum mehr ein Zweifel darüber ob- 
walten kann , dafs uns in den Globen zu Prankfurt und 
Weimar zwei Exemplare der von Schoner im J. i5i5 ver- 
öffentiichten Erdkugel vorliegen. — 

Dies Refultat unferer Unterfuchung ift in mehrfacher 
Beziehung von nicht geringem Intereffe. 

Wie bereits bemerkt, hat man bis vor Kurzem ganz 
allgemein angenommen, der Nürnberger Globus Schö- 
ner's von i520, und die Karte des P. Apianus, welche 
der Ausgabe desSolinus vonCamers, Wien i520, und der 
Bafeler Edition des Pomponius Mela von i522 beigegeben 
ift *), feien d i e alteften Beifpiele einer kartogra- 
phifchen Verwendung des Namens America. 
Erft in neuefter Zeit find einige noch altere kartographifche 
Arbeiten mit dem Namen America ans Licht gezogen 
worden. Zunachfteine handfchriftliche Weltkarte des Lio- 
nardo da Vinci, deren Entftehungszeit der Herausgeber 



venetianifchen Botfchafters Pietro Pasqualigo tiber die Reifen der Cor- 
tereal aufmerkfam geworden, welcher in der oben citierten italienifchen 
Raccolta, refp. in der deutfchen Ueberfetzung Ruchamer*s cap. 126 
abgedruckt ift. 

Auf der Karte des Bemard de Sylva in der Venetianer- Ausgabe 
des Ptolemaeus von 15 11 ift das Land durch ein komifches Mifsver- 
ftanduis in eine „regalis domus" umgedeutet, ebenfo auf der Weltkarte 
der Strafsburger- Ausgabe von 15 13. Siehe Lelewel, Atlas, Planche 43. 
und 45. 

*) Diefe feltene Karte (fie ift lange nicht in allen Exemplaren 
der im Texte genannten Ausgaben des Solinus und Pomponius Mela 
vorhanden) tragt folgenden Ttitel : „Tipus orbis universalis juxta Ptolomei 
Cosmographi traditionem et Americi Vespucii aliorumque lustrationes 
a Petro Apiano Leysnico elucubratus. A. D. 1520". Copieen derfelben 
fmd publiciert in dem Atlas des Vicomte de Santarem Nr. 75, 
und in den „Bibliographical Notices etc." von J. Ru f f el Bartlett 
p. 69. — Auf der Rückfeite der oben (p. 12.) erwahnten Handzeich- 



— 27 — 

R. H, Major in die Jahre i5i3 — i5i4 verlegt^), ein Da- 
tum, das durch unfere nachfolgende Unterfuchung um 
ca. 2 Jahre heraufgerückt wird ^), Dann die beiden oben 
p. i5 bereits berührten, ebenfalls undatierten Globenin der 
Sammlung des Fèldzeugmeifters Fr. R. v. Hauslab in Wien. 
F. A. de Varnhagen gibt in feiner Schrift: .Schoner e 
Apiano* etc.*) eine kurze Befchreibung diefer letzteren, 
und Tucht fie auch chronologifch zu fixieren. Nach feiner 
Vermuthung ift der kleinere gedruckte Globus ein Werk 
des Hylacomylus aus dem Jahre iSop, und der andere, 
eine handfchriftliche Arbeit, foU ca. i5i3 angefertiget 
fein. Eine eingehende Unterfuchung und kritifche Würdi* 
gung der beiden wichtigen Erdkugein (leht noch aus. Ich 
mufs geftehen, dafs mir die Datierungen Varnhagen's vor- 
derhand etwas problematifch erfcheinen. 

An diefe drei Denkmaler fchliefst fich nun unmittelbar 
der Globus des Joh. Schoner aus dem J. iSiS 
an. Derfelbe ift (neben dem keineren in der Sammlung 
des General v. Hauslab) unftreitig das altefte ge- 
druckte Kartenwerk, auf dem der neu entftan- 
dene atlantifche Continent den Namen America 
tragt — 



nung von H. Lor. Glareanns nach Stobnicza's Weft-Hemisphilre (in 
einem Exemplare der ,,Cos]iiographiae Introductie" von M. Hylocomy- 
Ins auf der Müochener Univerfitats-Bibliothek) findet fich ebenfalls von 
der Hand Glarean*s eine etwas überarbeitete Nachbil- 
dung der Weltkarie des P. Apianus, mit einzelnen Nach- 
tragen. 

1) „Memoir en a mappemonde by Leonardo da Vinci, being the 
earliest map hitherto known contaiuing the name of America: now in 
the Royal Collection at Windsor. Communicated to the Society of 
Antiquaries by Richard Henry Major Esqu. F. S. A. Lon- 
d o n 1865. (Aus dem 40. Bde. der „Archaeologia" befonders abgedruckt). 

*) VergL unten Cap. VI. p. 54 f. 

•) P. 47 ff- 




— 28 — 

Für unfere Frage aber ift es gewifs nicht ohne Be- 
deutung, nachgewiefen zu haben, dafs Schoner bereits im 
J. iSiS die (udamericanifche Durchfahrt auf einem Globus 
verzeichnete, und in dem beigegebenen G>n[unentare aus- 
drücklich bemerkt, die Portugiefen hatten diefe Strafse 
entdeckt und befahren, und man könne durch diefelbe 
nach Malacca gelangen. 



IV. 

Die Quelle Schöner^s fiir seine Darstellung der 

südlichen Durchfahrt 



Es erhebt fich die Frage, woher hat Schoner die auf 
den füdweftlichen Seeweg nach Indien bezügliche Nach- 
richt gefchöpft, jene Nachricht auf welche er fich in der 
angezogenen Stelle feiner «Lucul. q. terrae t. descriptio* 
ftützt, und die ihn dazu veranlafste, eine antarktifche Strafse 
auf feinen Weltbildern einzuzeichnen. Weder der Globus 
von i5i5, welcher überhaupt viel weniger red felig ift, als 
fein jüngerer Bruder, noch das dazu gehörige geogra- 
phifche Compendium gibt eine Antwort auf diefe Frage, 
und auch in den fpateren Publicationen Schöner's finden 
fich keinerlei Anhaltspunkte. 

Ein gücklicher Zufall liefs mich die bisher vergeblich 
gefuchte Quelle auffinden. Schoner ftützte fich bei feiner 
Darftellung der fiidamericanifchen Enge auf eine — Zei- 
tungs-Nachricht. Die Erzahlung in der ^Lucul. q. 
terrae t descriptio* von einer Fahrt der Portugiefen durch 
eine Strafse im Süden des neuen Continentes ift Nichts 
Anderes, als ein ziemlich wortgetreuer Auszug aus der 
undatierten und anonymen Flugfchrift: ^Copia der 



- 29 - 

NewenZeytungaufsPresillgLandt*^). Esift das 
zufallig das altefte uns erhaltene Flugblatt , welches den 
nun fo gelaufig gewordenen Ausdruck .Zeitung* an feiner 
Stirne tragt. 

Das Quellen-Verhaltnis ergibt fich am deutlichften 
aus einer Nebeneinanderftellung beider Texte. Ich theile 
aus der Schrift Schöner's die ganze hieher gehörige Stelle 
mit, und fetze die correfpondierenden Partieen aus der 
^Copia der Newen Zeytung aufs Presillg Landt' ^) daneben. 



Joh. Schoner: ^Lucu- 
lentissima quaedam 
terrae totiusdescrip- 
tio', Tract IL cap. 1 1. 
fol. 6i. 

Brasiliae regio. [«Pre- 

silgen landt' in dem am 
Schlttife des Buches angefübrten 
Verzeichnifïe deutfcher ü. lateinifcher 
Ortsnamen.1 

A capite bonae spei (quod 
Itali Capo de bona speranza 
vocitant) parum distat 



Copia der Newen Zey- 
tung aus Presillg 
Landt'. 



Vnnd da sie kommen sein 

ad Capo de bona sperantza. 

.... Haben sie das Presill 



*) Die vorliegende Arbeit war bereits vöUig abgefchlofTen , als 
mir erfl die interefïant« Abhandlung von S. Rage über die „Copia 
der Newen Zeytung aufs Presillg Landt" zugSnglich wurde (abgedruckt 
im „IV. und V. Jahresberichte des Vereins filr Erdkunde in Dresden" 
p. 13 — 27), worin derfelbe bereits auf die Benützung der fraglichen 
Flugfchrift duirch Schoner in deifen „Lucul. q. ter. t. descr." hinweist, 
ohne fich indeffen naher auf diefe Frage einzulaifen. Die ganze Un- 
terfuchung Ruge's zielt dahin, nachzuweifen : „dafs wir in der ,Copia* 
einen apokryphifchen Reifebericht vor uns haben"; eine Anficht, der ich 
mich freilich nicht anfchliefsen kann. (Vergl. unten Heilage I.) 

*) Ueber diefes in mehrfacher Beziehung höchft intereflante Flug- 
blatt vergL die Beilage I. 



I 



— 3o - 



Grcumnavigaverunt ita- 
que Portugalienses eam re- 
gioncm, et comperierunt 
illum transitum fere confor- 
mem nostraeEuropae (quam 
nos incolimus) et lateraliter 
infra orientem et occidentem 
situnu Ex altero insuper la- 
tere etiam terra visa est, et 
penes caput hujus regionis 
circa miliaria 60, eo videlicet 
modo: ac si quis navigaret 
orientem versus, et transitum 
sive strictum Gibel terrae 
aut Stbiliae navigaret, et 
Barbariam, hoc est Maure- 
taniam in Aphrica intuere- 
tur: ut ostendet Globus 
noster versus polum ant- 
arcticum. 



Insuper modica est di- 
stantia ab hoc Brasiliae re- 
gione ad Mallaquam, ubi 
SanCtus Thomas apostolus 
martyrio coronatus. 



mit ainem Capo, das ist die 
spitz oder ein ort, so in das 
mer get, funden. Vnd haben 
den selbigen Capo vmbsey- 
let oder vmbfaren, vnd ge- 
fiinden, das der selb CaHb 
gleich ist gangen wie Eu- 
ropa leyt mit dem Syt po- 
nente levante , das ist gele- 
genheyt zwischen dem auff- 
gangk oder Ost, vnd nyder- 
ganngk, Dann sie haben auf 
der andern seyten auch die 
landt gesehen, Als sie bey 
Sechtzig meyllen vmb den 
Capo kommen sein, zu ge- 
leicher weyfs als wen ainer 
in Levanten fert vnd die 
stritta de gibilterra, passiert 
das ist furfert, oder hyn- 
durch einfarn, vnd das landt 
Barbaria sicht. . . . 

.... vermayndt, das von 
solHchem Cabo dye Presill, 
das ist ein anfangk des Pre- 
sill landt, vber Sechs hun- 
dert meyl gen Malaqua nit 

sey Es ist wol zu 

glauben, das sie gedechtnüfs 
von sant Thoma haben, dann 
wissnlich ist, das sant Tho- 
mas hyndter Malaqua leib- 
hafftig leyt auf der Cost Si- 
ramatl, jm Ciolffo de Celon. 




— 3i — 



Sunt in hac regione loca 
montosa valde, et in quibus- 
dam hisce locisnix toto anno 
nunquam dissolvitur. His in 
locis animalia comperiuntur 
plura et nobis incognita. 
Accolae etiam eorum loco- 
rum pelHbus animalium prae- 
ciosis , nedum paratis (quia 
praeparandi modum igno- 
rant) se vestiunt. Ut sunt 
pelles Leonum, Leopardum 
Castorum etc. 



Abundat itaque plurimum 
haec regio fructibus optimis, 
etiam nobis ignotis. Reperi- 
tur ibidem Cassia fistula ad 
brachii unius magnitudinem. 
Similiter Mei et cera. Simili- 
ter una gumma consimilis 
Therebentinae. Sunt ibidem 
mirandae variorumque ge- 
nerum volucres, pilatos ha- 
bentes pedes. Utuntur ho- 
mines his in locis pro arma- 
tura arcubus sagitariis : ferro 
et ferramentis similiter ca- 
rent. Pro machinis siquidem 
ferratis plura bona et prae- 
ciosa expendunt Semen 



lm lanndt dynnen hat es 
grofs pyrgk, Sagen an etli- 
chen orten nymmer der 
schne darab kume, als sie 
vom landt volck bericht 
werden. Sye sein in etüchen 
Porten gewefen, do sie vil 
vnnd mancherlay seltzamer 
feil ven wilden thieren fun- 
den haben, So die lewt alfo 
rauch antragen vber die 
plossen hewt, wissen die nit 
zuberayten. Nemlich fel von 
Leen vnd Leoparden, der- 
selben vil im landt do sein 
. . . Sie haben auch viel Otter 
und Pyber. 

.... Das landt hat auch 
wunderbarlich vil frucht, vnd 
die güt, vnd als ander frücht, 
dan wie wirs in vnnsern 
landen haben. Haben auch 
gefundenindemlanndtCanna 
fistula, in der gröfs eines 
arms grofs. Haben auch 
honig wachs, ein Gummi, 
vnd des vil, geleich wie 
Gloret, vil vnd mancherlay 
gefögels, Rauch von fuessen. 
Ir wereistmit hanndtpogen, 

Haben kein eysen- 

pergk, geben umb ein Axt 
oder peyhell vnd messer 
was sie haben Sie 



A 



— 32 — 



quoddam habent ad quan- 
titatem Fisae, in capsulis 
etiam ut Fisae nascens, plu- 
rium granorum, linguae mor- 
dicativum ac ustivum vti 
Piper. 



Comperitur ibidem magna 
Auri, argenti cupriqüe copia. 



Securibus utunter lapideis. 

In hac regione ultro po- 
pulus est> qui montana in- 
habitaty auro habundantes. 
Laminas quoque aureas (vti 
nostri armigeri ferreas Tho- 
races) in frontibus et pecto- 
ribus deferunt 



Hanc regionem Serenissi- 
mus Portugaliae rex per- 
quiri fecit Et supervivunt 
homines eiusce loei eom- 
muniter ad annos eentum et 
quadraginta. — 



haben auch im landt ein sort 
Specerei, Prent auff der 
Zungen wie pfeffer, noch res- 
ser, wechst in ainem Schelf- 
lein mit vil kornlein, dar- 
jnnen es wechst Ist das grah 
oder korn zu gleycherweifs 
als grofs als ein arbayfs. .•. 

do haben sie an- 

zaygen von vil Sylber vnd 
gold, auch kupflfer, so im 
lanndt dynnen ist ... . 

.... Ir Axt von stay- 
nen sein .... 

Sie haben auch an dem 
selben ort an der See er- 
kandt von dem selbigen 
volck ein anzaygung, das 
im landt dynnen ein pyrg 
volck sey, hab vil golds, 
trag das gold dunn geschla- 
gen, zugleicher weifs wie 
harnisch an der styrn, vnd 
vorn an der prust .... 

Sie sagen auch das volck 
an dem selbigen ort werdt 
bifs in Hundert vnd Viertzig 
Jar alt — 



Es bedarf wol kaum des befonderen Nachweifes, dafs 
wirklich Schoner aus der ^Zeytung* gefchöpft hat, und 
nicht etwa umgekehrt Die ^^Zey tu ng* ift eine confufe, 



— 33 — 

oft geradezu unverftandliche Ueberfetzungeinesita- 
lienifchen Originals; daszeigen fchon inganz augen- 
falliger Weife die zahlreich herübergenommenen und küm- 
merlich verdeutfchten Fremdwörter. Schoner halt fich bei 
feinemAuszuge möglichft genau an die Vorlage, und fucht 
fich in dem Gewirre vonUnklarheiten undMifsverftandniflen 
derfelben, fo gut es geht, zurecht zu finden, was ihm in- 
deflen nur theilweife gelingt. Durch fein Streben , feibft 
eine verftandliche und klare Erzahlung zu liefern, wird er 
genöthJget, viele und darunter gerade für ihn wichtige 
Stellen der ^jZeytung* ganz zu überfchlagen. — 

Es ift felbftredend für uns von wefentlichem Belange, 
zu erfahren, von welcher Expedition eigentlich in der 
^Zeytung* die Rede ift. Die Beantwortung diefer Frage 
wird nun freilich durch die wirklich beifpiellofe Verworren- 
heit und Unklarheit, die in unferem Berichte herrfcht, 
aufserordentlich erfchwert. 

Die ^Zeytung^ ift, wie gefagt, undatiert Sie gibt zwar 
gleich in der erften Zeile genau den Tag der Rückkehr 
des Schiffes an, vergifst aber, ganz ihrer Eigenart entfpre- 
chend, vöUig darauf, uns auch'das Jahr zu nennen. Ebenfo 
wenig wird uns der Name des Befehlshabers mitgetheilt, 
daftir horen, wir aber, der ^jSchiflayter* fei ein ^jfast güt 
fi-ewndt* des trefflichen Berichterftatters gewefen. Un- 
mittelbar erfahren wir aus der ^Zeytung* nur, dafs es 
fich um eine portugiefifche Expedition nach Brafilien 
handle, welche von mehreren Herren, darunter ^Nono* 
und jjCristoffel de Haro* im Einverftandnis mit der por- 
tugiefifchen Regierung ausgerüftet worden war. Nahere 
Details werden wir uns daher indirect, auf dem Wege 
der Combination, zu verfchaffen fuchen müffen. 

Es find bereits mehrfach Interpretations - Verfiiche 
bezüglich unferes Reife-Berichtes gemacht worden. 

A.V. Humboldt widmet der ^Zeytung" in feinen 

WIeter, lIag»UULM-8i«Me. 3 




- 34 - 

^Kritifchen Unterfuchungen* ^) einen eingehenden Excurs, 
und fpricht die Anficht aus, dafs die fragliche Reife jeden- 
falls nach der Fahrt des Magalhaes ftattgefiinden habe, 
wahrfcheinlich zwifchen iSaS und 1540*). 

Diefe Datierung fallt natürlich jetzt in fich zufammen, 
nachdem wir nachgewiefen , dafs die ^^Zeytung* bereits 
im J. I 5 I 5 benützt worden ift. AUein Humboldt's Anficht 
ift auch aus anderen Gründen nicht haltbar. Jener ^Chri- 
stoffel de Haro", von dem die ^^Zeytung* fpricht, ift uns 
namlich auch fonft wol bekannt^). Er war ein reicher 
Kaufmann und Schiffsrheder zu Antwerpen, der von Liffa- 
bon aus auf eigene Hand nach Indien und fogar nach China 
Handelsverbindungen unterhielt. Als genauer Freund des 
Magalhaes hat er fich um das Zuftandekommen der Ma- 
galhaesTchen Expedition fehr bemüht. Seinen kaufmanni- 
fchen Vortheil wol erkennend, erbot er fich Anfangs fo- 
gar, die ganzen Ausrüftungskoften allein zu tragen*), und 
fchliefslich übernahm er wirklich den fünften Theil im Be- 
trage von 4CXX> Ducaten ^). Chr. de Haro hatte alfo in der 
von Humboldt genannten Zeit jedenfalls von den Erfolgen 
der MagalhaesTchen Reife unterrichtet fein müffen. Nach 
der ,Zeytung" aber handelte es fich um die angebliche 
Entdeckung einer bis dahin völlig unbekannten Meer- 



*) Bd. III. p. 177—192. 
«) 1. c. p. 185. 

*) M. F. d e N a V a r r e t e : „Colleccion de los viajes y descu- 
brimientos, que hicieron por mar losEspanoles desde fin del siglo XV^'. 
Madrid 1826 ff. Tomo IV. p. LXXIV. f. 153 ff. 182, 247 f. 
254 ff. 306. 

^) Maximilianus Transilvanus: ,.De Moluccis insulis". 
S. Beilage II. 

*) Vergl. den Bericht des Seb. Alvarez an den König von 
Portugal bei Navarrete 1. c. IV. p. 155: „La quinta parte desta 
armada es Christóbal de Haro, que forneció en cuatro mil ducados'*. 



— 35 — 

enge, nicht um den Befuch einer fchon langft conftatierten 
Strafse. 

Wir wiffen weiter, dafs Chr. de Haro , gerade fo wie 
Magalhaes felbft, mit dem portugiefifchen Hofe wegen er- 
littener Krankungen zerfallen war, als er der fpanifchen 
Regiening feine Diende antrug *). Bedenken wir nun die 
heftige Erbitterung, welche der Liffaboner Hof dem Ma- 
galhaes und feinen Kreunden in Folge diefes Uebertrittes 
nachtrug, und die fo weit gieng, dafs ein toderer Anhanger 
des Magalhaes, der Cosmograph und Aftronom Ruy Faleiro, 
im J. i520 feftgenommen wurde, als er fich unvorfichtiger 
Weife auf portugiefifches Gebiet gewagt hatte — , beden- 
ken wir dies, fo müfsten wir uns bafs verwundern, Chr. de 
Haro trotzdem fpater wieder bei einer Entdeckungsfahrt 
zu begegnen, die mit ausdrücklicher Erlaubnis des por- 
tugiefifchen Hofes unternommen wurde *). 

Die meiften Forfcher find auch, ohne von der Be- 
nützung der ^jZeytung* durch Schoner im J. iSiS etwas 
zu wiffen , von jener Annahme Humboldt*s langft abge- 
kommen. 

Befonders angelegentlich befchaftigte fich in neuerer 
Zeit mit unferer ^tZeytung* und der in derfelben befchrie- 
benen Expedition Herr F. A. de Varnhagen. Diefer 
unermüdliche Forfcher auf dem Gebiete der Entdeckungs- 
gefchichte America's befprach die Frage zuerft in feiner 
^jHistoria geral do BraziP 3), und aufserte fich dahin, die frag- 
liche Expedition fei die von Solis undPinzon im J. i5o8 an 
die Mündung des La Plata unternommene. Mit Recht hielt 
ihm aber D* A v e z a c entgegen, dafs die portugiefifcheFlagge 



*) Max. Transilvanus unten Beilage II. 

*) Humboldt (Kritifche Unterfuchungen HL p. 184 f.) verhehlte 
fich keiaeswegs das Bedenkliche diefer Thatfachen, glaubte aber merk- 
würdigerweife trotzdem an feiner fpatem Datierung fedhalten zu dürfen. 

*) Madrid 1854. I. p. 34 und 434 f. 

3* 



— 36 — 

jener zwei Schiffe zu ausdrücklich hervorgehoben ift, als 
dafs man an eine fpanifche Expedition denken dürfte ^). 
Varnhagen zog denn auch feine erftgeaufserte Meinung 
zurück, und fuchte in feinem ^examen de quelques points 
de rhistoire géographique du Brésil"*) darzuthun, in der 
^Zeytung* fei die Rede von der Fahrt der Piloten Vasco 
Gallego de Carvalho und Joao de Lisboa im J. i5o6. Neu- 
erdings ift er aber auch von diefer Anficht wieder zurück- 
gekommen, und «nimmt nun an ^), es handle Ach in der 
jtZeytung' um die Expedition des Gongalo Coelhoim 
J. i5o3, diefelbe, an der auch Amerigo Vespucci theil- 
genommen. 

In der That fpricht Manches für die Richtigkeit die- 
fer Anficht Der Zweck der Expedition des GDelho war 
von vorneherein, einen See-Weg nach Malacca aufzufu- 
chen. So erzahlt Am. Vespucci: «Igitur ex Lisbone portu 
cum sex conservantie navibus extvimus cum proposito in- 
sulam unam versus horizontem positam invisendi, que 
Melcha dicitur et divitiarum multarum famosa, necnon 
navium omnium sive a Gangetico sive ab Indico mari 
venientium receptus sive statio est* etc. Auch hier fahren 
die Seeleute anfangs der africanifchen Küfle entlang, und 
wenden fich erft in fiidlicheren Breiten gegen Weften und 
gelangen fo an die füdamericanifchen Geftade. 

Vespucci wurde dann von feinen Gefahrten getrennt, 
und traf nach einer Fahrt bis zum i8. Grad S. Br. am 
i8. Juni i5o4 mit einer Ladung Brasil-Holz glücklich in 



*) „Considerations géographiques sur Thistoire du Bresil etc." im 

Bulletin de la sociéte de Géographie, 4. Serie, tome XIV. . (1857) 

p. 169. 

*) Bulletin de la soc. de Géographie. 1858. p. 233. — 

') „Nouvelies Recherches etc/* p. il und 50; dann „Ainda 

Amerigo Vespucci, No vos estudos e achegas etc." Vienna d'Austria 

1874, p. 3 f. 



- 37 - 

LifTabon ein, wo man die ganze Expedition bereits für ver- 
loren gehalten ^). Auch Coelho foll — nach der Behaup- 
tung des Damiao de Goës — , nachdem er vier Fahrzeuge 
feiner Plotte eingebüfst, endlich mit 2 Schiffen die Heimat 
wieder erreicht haben ; als Pracht habe auch er Brasil-Holz 
mitgebracht, und aufserdem Affen und Papageien *). Wie 
weit er vorgedrungen, und was er entdeckt, wird uns nir- 
gends berichtet 

Diefe weitere Pahrt des Coelho und feine Rückkehr 
mit zwei geretteten Schiffen wird nun nach der Anficht 
Varnhagen's in der „Zeytung" erzahlt. Varnhagen glaubt 
fogar in dem Hafen von Rio de Janeiro den Punkt entdeckt 



1) „ — — tota civitas (Lisbona) nos in mari disperditos esse 
existimabat, quemadmodum reliqui omnes de turba nostra per praefecti 
nostri navium stultam praesnmptioDem existerant. Quo superbiam modo 
jastus omnium censor deus compensat**. M. Hylacomylus: Cosmo- 
graphiae Introductio etc." Quarta Navigatie 

>) Damido de Goës; „Chronica do felicissimo Rei Dom Ema- 
nuel, dividida em quatro partes". Lisboa 1566. Primeira parte cap. 65 : 

„No mesmo anno [1503] mandou [el Rey] Gon^al.o coelho 
com seis naos a terra de sancta Cruz, con que partio de porto de 
Lisboa ahos dez dias do mes do Junho, das quaes por ainda terem 
pouca noticia da terra perdio quatro, e has outras duas trouxe aho 
Reyno com mercadorias da terra, que en tam nam eram outras, que 
pao vermelho, a que chamdo Brasil, bogios et papagaios". 

A. V. Humboldt (Kritifche Unterf. IIL p. 90) bemerkt, Osorius 
fcheine fich über den Werth der Ladung des G)elho lullig zu machen ; 
er erw^hne nur die Affen, nicht das Brasilholz. Das ift aber keines- 
wegs der Fall. Hier. Osorius: „De rebus Emanuelis Regis Lusi- 
taniae etc." lib. IL (Ausg. Olysippone 1571 p. 84), erzShlt in nahezu 
wörtlicher Uebertragung nach Damido de Goës Folgendes: „Aliam 
deinde classem Gundissalvo Caëlio commisit [rex Eman.], qua 
regionem a Caprale exploratam, quam Brasiliam vocant, perlustraret. 
Sed navigandi in regionem parum cognitam imperitia factum est, ut 
Coëlius ex sex navibus quatuor vadis allisas amiserit, atque duas tantum 
plenas illis rubris lignis, quae tellus passim fert, et psittacis 
atque simiis in patriam reduxerit"« 



— 38 — 

zu haben , wo Coelho fich bis zu feiner Hdmkehr circa 
3 Jahre aufgehalten. Auf der bereits mehrfach erwahnten 
,,Tabula terrae novae" in der Strafsburger-Ausgabe des 
Ptolemaeus von i5i3 ift namlich unter 3o® S. Br. der 
Name „pinachullo detetio" [?] eingetragen , welche der 
brafilianifche Gelehrte fiir eine Corruption aus „Gonc. 
choelho detentio" halt; eine Hypothefe, die mir fchon 
vom palaeographifchen Standpimkte aus ziemlich gewagt 
erfcheint. 

Es ergeben fich übrigens bei naherer Zuficht noch 
diverfe Differenzen, die eine Identificierung der Expedition 
des Coelho und der in der „Zeytung" befprochenen als 
kaum haltbar erfcheinen laffen. Die „Zeytung** bezeichnet 
als Pracht der Schiffe neben Brasilholz namentlich Pelz- 
werk, dann Edelmetalle und endlich Sklaven, lauter Dinge, 
von denen Damiao de Goës bezüglich der Schiffe des 
Coelho kein Wort erwahnt; andererfeits weifs wieder die 
„Zeytung** Nichts von den hier als charakteriftifch hervor- 
gehobenen Affen und Papageien. 

Die „Zeytung** kenntweiter nur zwei Schiffe, Coelho 
aber hatte fechs, wie uns mehrfach verbürgt ift. Wenn 
Varnhagen unter diefen zweien diejenigen verfteht, welche 
Coelho glücklich nach Haufe gebracht haben foU, fo ware 
es wol ein eigenthümlicher Zufall, dafs das gerade die bei- 
den von den Kaufleuten ausgerüfteten Fahrzeuge waren. 
Die ganz vereinzelt ftehende Behauptung des Damiao de 
Goës^), dafs Coelho felbft zwei Schiffe nach Haufe ge- 
bracht habe, erfcheint überdies fchon nach feinen eigenen 
Zahlenangaben als fehr fraglich. Von fechs Schiffen, 
welche urfprünglich die Reife antraten, follen vier zu 
Grunde gegangen, und zwei mit Coelho zurückgekehrt 



*) Osorius hat, wie fchon angedeutet, feine Erzahlung direct 
aus Damido de Goës entlehnt. 



- 39 - 

fein, wahrend wir doch andererfeits wiflen, dafs ein Fahr- 
zeug diefer Flotte unter der Führung des Am. Vespucci 
glücklich den Hafen von LifTabon erreichte, und — nach 
den von Varnhagen felbft beigebrachten Documenten — 
noch ein zweites unter Fernao de Noronha ^). — 

So viel fteht jedenfalls feft, dafs die fragliche Ex- 
pedition in den erften Jahren des XVI. Jahr- 
hundertes ftattfand*), zu welcher Zeit man fich in 
Portugal mit dem Gedanken trug, einen füdweftlichen 
Seeweg nach Oft-Afien aufzufinden, oder, wie fich Go- 
mara ausdrückt: y^para buscar estrecho en aquella costa 
[del Cobo de San Agostin] por do ir a los Malucas" ^), 

Nach der Darftellung der „Zeytung" war die von ihr 
gefchilderte Expedition ein kaufmannifches Unternehmen 
rein privater Natur, das nicht im Auftrag, fondern nur im 
Einverftandnis mit der portugiefifchen Regierung — „durch 
des Königs von Portugal erlaubnufs" — durchgeführt 
wurde. Verhielt fich das wirklich fo , dann dürfte es uns 
gar nicht wundernehmen , wenn uns keine anderweitigen 
fpeciellen Nachrichten, namentlich durch die Gefchicht- 
fchreiber jener Zeit über diefe Reife erhalten waren. 
Haben wir doch von vielen officiellen Expeditionen nur 
ganz im Allgemeinen, oft rein zufallig, flüchtige Kunde *). 



^) S. die Schenkungsurkuade an F. de Noronha, dat. Lisboa 
i6. JaD. 1504, abgednickt im „Diario de Martim Aüonso de Souza'*, 
herausgegeben von F. A. de Varnhagen Lisboa 1869, p. 71. 
Vergl. auch Pefchel, Gefch. d. Erdkunde, 2. Aufl. p. 261. und Gefch. 
d. Entdeckungen p. 342 ff. 

.^ Auch D'Avezac fpricht (ich dahin aus, „que la date cher- 
chée ne peut s'èloigner des premières années du siècle**. Bulletin de 
la soc. de Géogr. Serie 4, tome 14, p. 170. 

") „Historia de las Indias** fol. XLIX. vergl, H u m b o 1 d t> 
j.Kritifche Unterfuchungen** III. p. 36. 

*) So erhalten wir z. B. nur ganz gelegentlich in einem Briefe 
des portugiefifchen Gefandten am fpanifchen Hofe Alvaro Mendez de 



— 40 — 

Und wie manches derartige Unternehmen mag völlig ver- 
fchollen fein! Bei der unglaublichen Fahrlaffigkeit, mit 
welcher die „Zeytung" das ihr vorliegende italienifcbe 
Original überfetzt, ware es indeflen nicht unmögh'ch, dafs 
auch hier ein Mifsverftandnis vorliegt, und im Original- 
Texte geftanden hat: „per mandato del Re". — 

Es mag fchliefsh'ch geftattet fein, die Expedition, von 
der unfer Flugblatt erzahlt, in hypothetifcher Weife mit 
den Fahrten des berühmten portugiefifchen Flottenfiihrers 
Chriftovao Jaquez in Verbindung zu bringen. Von 
diefem wird uns berichtet, dafs er die zweite Flotte be- 
fehligte , welche der König von Portugal nach dem von 
P. Al. Cabral entdeckten Lande Santa Cruz abgefchickt 
hat. Die genannte Expedition fand jedenfalls in den erften 
Jahren des XVI. Jahrh. ftatt, und es wurde fpater be- 
hauptet, Chr. Jaquez fei damals bereits bis zum Cap der 
Jungfrauen, am Eingange in die fpatere Magalhdes-Strafse 
vorgedrungen ^). Chr. Jaques nahm überhaupt hervorra- 



Vasconcellos vom 14. Dezember 1531 Nachricht über eine Expedition 
uDter dem Befehle des D. Nu po Manuel, durch welche (offenbar 
fchon bald nach der Fahrt CabraPs) der Rio de la Plata zuerft entdeckt 
worden fein foll. Vergl. F. A. de Varnhagen: „As primeiras 
negociagóes diplomaticas respectivas ao Brazil** (abgedr. in den „Me- 
morias do Instituto historico e geographico Brazileiro" 1842, p. 133), 
und „Nouvelles Recherches" etc. p. 8 ff.; dann D*Avezac im Bulle- 
tin de la soc. de Géogr. Serie 4, tome I4, p. 104 u. 262. Beide Herren 
find geneigt, diefes Unternehmen mit der 3ten Reife des Am. Vespucci 
im J. 1501 zu identificieren. 

*) A. V. Humboldt, Kritifche Unterfuchungen III. p. 77 u. 105. 
Auch Humboldt ift geneigt, unter dem „berümbtesten Schiflayter, so 
in der Konig von Portugal hat", von welchem die «Zeytung* erzahlt, 
den Chr. Jaquez zu vermuthen (1. c. p. 186); doch würde er, feiner 
ganzen Auffaflung unferes Flugblattes entfprechend, eine fpatere Expe- 
dition des genannten portugiefifchen Seemannes mit der Reife der 
<f Zeytung* identificieren. Es ift urkundlich erwiefen, dafs Jaquez noch 
1528 an den Küften Brafilien's commandierte. 



_ 41 — 

genden Antheil an der Entdeckung und erften Coloni- 
fierung Brafilien's. Doch ift es leider bis jetzt nicht gelun- 
gen, feine Reifen mit Beftimmtheit chronologifch zu 
clarfificieren. 



V. 
Die Strasse. 



Die „Copia der Newen Zeytung aufs Presillg Landt** 
erzahlt: „Brafilien ende mit einem Vorgebirge, man habe 
daffdbe umfahren, und auf der anderen Seite Land er- 
blickt; die ganze Situation erinnere an die Strafse von 
Gibraltar". 

Bei diefen beftimmt lautenden Angaben ift man aller- 
dings verfucht, an die Auffindung einer wirklichen Durch- 
fahrt zu denken, und da dort bekanntlich keine andere 
exiftiert, als die Magalhaes-Strafse, anzunehmen, diefe fei 
in der That v o r M agalhdes entdeckt worden. 

Allein eine etwas genauere Prüfung ergibt, dafs die 
Annahme einer fo frühzeitigen Entfchleierung der pata- 
gonifchen Enge fich nicht halten lafst. 

Schon die Breitenangabe fpricht dagegen. Die „Zey- 
turig" hebt ausdrücklich hervor , das Cap liege am 40ten 
Breitengrade; das ware alfo, hatten wir es wirklich mit 
der Magalhdes-Strafse zu thun , ein Fehler von mehr als 
12 Grad. Allein man verftand damals — war auch die 
Ermittluiig der geographifchen Langen noch ein faft 
ungelöstes Problem — fchon recht wol, durch Beftim- 
mung der Polhöhe, oder des Sonnenftandes etc. die 
geographifchen Breiten mit ziemlicher Genauigkeit zu 
berechnen, fo dafs die Fehler meid nur nach Minuten 



— 42 — 

zahlten ^). Für einen fo riefigen Irrthum würde fich gewifs 
in der gleichzeitigen Literatur kein Analogon finden. 

Wir wiffen weiter aus der „Zeytung", dafs unfere Ex- 
pedition im Einverftandniffe mit der portugiefifchen Regie- 
rung unternommen wurde; es wird betont, dafs der ver- 
meintliche Seeweg für den König von grofser mercantiler 
Wichtigkeit fei. Falls es fich alfo hier wirklich um die 
Auffindung einer fudweftlichen Durchfahrt nach Indien, 
fpeciell nach Malacca, handelte, fo würden die Portugiefen 
diefe Entdeckung auch ficher auszubeuten verfucht haben. 
Davon finden wir aber nirgends eine Andeutung. Im Ge- 
gentheile erfchien noch zur Zeit des Magalhaes das Untèr- 
nehmen, eine Meeresftrafse aus dem atlantifchen in den 
ftillen Ocean aufzufuchen, als ein fehr gewagtes, das Ge- 
lingen deffelben als höchft zweifelhaft ^), 

Das Streben, eine americanifche Durchfahrt zu ent- 
decken, war in jener Zeit allerdings ganz allgemein. An 
der ganzen Oft-Küfte des neuen Continentes wurde eifrig 
nach einer folchen gefucht Namentlich an drei Stellen: 
fm hohen Norden , in Central-America und endlich hier 
im Süden von Brafilien, vermuthete man eine derartige 
Strafse, durch welche man weftwarts fegelnd in die 
Heimat der Spezereien und Gewürze gelangen könnte. 

Bei der machtigen Erregung, welche damals die Ge- 
müther erfafst hatte, war man nur zu leicht geneigt, an- 
zunehmen, der Gegenftand langjahriger Sehnfucht und 
mühevoUen Strebens habe fich endlich gefunden •). Aber 

*) Ueber die relative Verlafslichkeit der Breitenbeftimmungen 
jener Zeit vergl. J. G. Kohl „Aeltefte Generalkarten von America" 
p. 7 f. und F. A. de Varnhagen „Historia geral do Brazil" I. p. 432. 

^ Vergl. die Auseinanderfetzungen des Maximilianus Transilvanus 
in der Beilage II. 

^ Auf zahlreichen Karten aus den erften Decenniën des XVI. Jahrh. 
finden wir die mittel-americanifche Strafse verzeichnet. (So auf den bei- 
den oben befprochenen Globen in der Sammlung des Generals v. Hauslab 



- 43 - 

immer wieder fchwand das fchon erreicht geglaubte Ziel 
in nebelhafte Fernen zurück. 

Die Veranlaffung zu folchen Taufchungen gab in der 
Regel eine tiefe Meeresbucht, oder eine breite Strom- 
Mündung. So wurde der verhaltnismafsig kleine Golf 
von San Julian von Magalhaes anfanglich für eine 
Durchfahrt gehalten, und der Commodore fchickte zwei 
Fahrzeuge in denfelben, um ihn genau zu unterfuchen. 
„Sinus hic — berichtet Maximilianus Transilvanus ^) — 
vastus videbatur etspeciemfreti referre. Quamobrem Ma- 
gellanus praefectus duabus navibus sinus situm explorare 
jubet; ipse reliquas in alto anchoris firmat Post biduum 
relatumest, sinum vadosum, nee longius in terram produci". 

Die Mündung desLorenzo wurde wiederholt 
für den Eingang in eine offene Strafse angefehen ^) ; man 
zeichnete diefe Strecke auch gleich in die Karten ein, und 
nahm keinen Anftand, dazu zu notieren: „Per hoc fretum 
iter patet ad Moluccas", ^). 

Befonders leicht aber verleitete zu einem derartigen 
Irrthume die weite trichterförmige Mündung des La 
Plata. Auf der MagalhaesYchen Expedition wahntp man 
hier fchon die gefuchte Strafse gefunden zu haben. A. Pi- 



in Wien und dem der Lenox-Bibliothek in New- York, auf den Globen 
Schöner's, auf der Weltkarte des P. Apianus von 1520 etc etc). Aehn- 
lich wurde eine Durchfahrt im N. O. von America fchon frilhzeitig 
kartographifch flxiert. (Vergl. u. A. mehrere Karten in J. G. Kohl; 
„History of the discovery of Maine**)- 

*) „De Moluccis insulis", Cölner-Ausgabe BI. A4b. 

*) G. Batt. Ramusio: „Navigationi et Viaggi" etc. Volume 111 
fol. 3b, und namentlich fol. 417a (in der Ausgabe Venetia 1565): 
„. . . un gran fiume detto di San Lorenzo, che alcuni lo 
tengono per unbracciodimare, et Thanno navigato molte leghe 
air insü" etc. 

') So auf der Weltkarte in der Ausgabe des Rolemaeus von Seb. 
Münfler, Basileae 1540. 



— 44 — 

gafetta erzahlt in feiner Befchreibung der erften Erdum- 
fegelung: „. . . navigammo sino k gradi trenta quattro et 
un terzo vefso il polo Antarctico, dove trovammo un gran 
fiume d'acqua dolce . . . Li nostri pensavano di poter 
passar nel mar del Sur, cioè di mezzodi, ma non viè 
passagio alcuno, se non il fiume'' ^) Auch Francisco Albo 
erwahnt in feinem „Diario ö derrotero de viage de Ma- 
gallanes" etc. , man habe an der Mündung des La Plata 
nach einer Durchfahrt gefucht : „. . . y alli surgimos y en- 
viamos al navio Santiago de longo de costa por ver si 
habia pasage, y el rio estk 33 grados y medio alnordeste; 
y alli hallaron unas isletas, y la boca de un rio muy grande, 
era el rio de Solis, è iba al norte etc.'^^ Ganz Aehnlicbes 
berichtet auch der genuefifche Pilot Bautista in feinem 
„Roteiro da viagem de Fernam de Magalhdes'' 3). 

Eine derartige Verwechslung liegt unzweifelhaft auch 
hier vor. Diefe Anficht, dafs der ^calfo* der ^Ze3^ung 
aufs Presillg Landt* kein Canal, fondern ein Golf war, 
lafst fich auch recht wol mit dem Wortlaute der Flug- 
fchrift vereinbaren. Der Berichterftatter mufs felbft zu- 
geftehen, dafs die Paffierung der angeblichen Strafse 
nicht gelungen ift. Die beiden Schiife waren ebenan den 
Eingang eines gröfseren Golfes gelangt, und hatten diefen 
unter dem erften Eindrucke der Scenerie für das gehalten, 



^) Ramusio 1. c. I. f. 353b. (Ausgabe 1563). Ich citiere nach 
Ramusio, da diefer Text verlafslicher ift, als die Ausgabe des Pigafetta 
VOD Amoretti (Milano 1800), die fich zu wenig ftreng an die hand- 
fchriftliche Ueberlieferung halt. Cf. Harrif f e B. A. V. Additions 
p. XXXIII. : ,,Amoretti's edition is only a traoslation in modem 
Italian . . . with considerable alterations**. 

<) Navarrete, Colleccion de los viojes y descubrimientos etc. 
Tomo IV. p. 211. — 

«) Vergl. Lord Stanley ofAlderley: The first voyage roahd 
the world by Magellan. London 1874. [Works issued by the Hakluyt 
Society Nr. 52], p. 2. 



- 45 - 

was fie füchten und erwarteten. Als dann Sturm Ae bald 
zur Umkehr zwang, waren fie nicht mehr in der Lage, 
(ich von der Unrichtigkeit diefer Anficht zu überzeugen, 
und den wahren Sachverhalt zu conftatieren ^). 

Man ift geneigt, auch hier an den La Plata zu den- 
ken *). AUein verfchiedene Momente lafTen es viel wahr- 
fcheinlicher erfcheinen, dafsdie vermeintliche Durch- 
fahrt der „Zeytung" im Golfe von St Mathias zu 
fuchenift. 

Zunachft pafst die von der ^Zeytung* mitgetheilte 
Breitenangabe von 40® ungleich beffer auf den Golf von 
St. Mathias, als auf die Mündung des La Plata. Weiter 
ftinunt zu diefer Localitat fehr gut die Erzahlung der 
^Zeytung* von der weiteren Fahrt nach der Umkehr in 
in der angeblichen Strafse: „Und als wieder auff die Costa 
oder seyten von Presill wider Westwertz*) kumen sein, 
haben sie vil güter Rio, das ist flüfs vnd porten gefunden, 
défsgleichen am hyndan fsu-en''. Auf die Bahia de S. Ma- 
tias folgen in der That unmittelbar nacheinander mehrere 
bedeutendere „Rio und porten", wie der R. Negro, der 
R. Colorado, die Bahia S. Bias, die Union Bay, False Bay, 
Bahia Blanca etc, wahrend andererfeits die maremmen- 
und lagunenreiche Küfte nördlich von der La Plata-Mün- 
dung den^Berichterftatter kaum zu einer folchen Aeufser- 
ung hatte veranlafTen können. 

Wenn die ^jZeytung* behauptet, die beiden SchifTe 
feien „b'ey Sèchtzig meyllen" in nordweftlicher Richtung 



*) VergL den Wortiaut der «Zeytung* in Beilage I. 

^ „Wenn überhaupt irgend eine Thatfache der Angabe Schöner's 
zu Grande liegt, fo hat man an die Entdeckung des La Plata-Stromes 
zu denken, deflen Trichtermündung für eine Meerenge leicht gehalten 
werden konnte*^ Pefchel, Gefch. d. Ërdkunde (2te Aufl.) p. 36in. 

•) Offeubar nur im Gegeofatze zu der wefentlich öftlichen Fabr- 
richtong nach der Umkehr innerhalb des Golfes. 




- 46 - 

in der vermeintHchen Meerenge vorgedrungen, fo können 
wir auch bei dem Golfe von S. Miathias an diefem Wort- 
laute fefthalten. Da die ^Zeytung* auf ein italienifches 
Original zurückgeht, fo haben wir unter „Sechtzig meyllen" 
ohne Frage italienifche Miglien zu verftehen, alfo i5 geo- 
graphifche Meilen. DieTiefe des genannten Grolfes betragt 
aber mehr als 20 geographifche Meilen ^). Die Schilderung, 
welche Francisco Albo in feinem Diario von der Bai von 
St. Mathias entwirft, ift ebenfalls fehr geeignet, die Rich- 
tigkeit unferer Annahme zu beftatigen: „...el camino 
fue al oes noroeste, y estabamos en derecho de una bahia 
muy grande, k la cual pusimos nombre de la bahia de 
San Matia, porque la hallamos en su dia; y entramos bien 
dentro, y no podiamos hallar fondo, basta que fuimos dentro 
de toda ella, y hallamos 80 brazas, y tiene de giro 5o 
leguas*), y el embocamiento va al noroeste, y esta en 
altura de cuarenta y dos grados y medio" ^). 

lp der Bai von St. Matliias haben wir alfo aller 



1) Cf. die fchöne Kaïte von Dr. A. Petermana: Mapa Origiaal 
de la Republica Argentina y estados adyacentes etc. Gotha 1875. 
£rgiUuiingsheft 39 zu PetermaDn's geographifchen Mittheilungen. 

*) Ohne Zweifel „leguas castellanas", von denen man da- 
mals bald etwas mehr, bald etwas weniger auf den Aequatorial-Grad 
rechnete; die gewöhnlichfte Schatzung war 16% leguas == i®. 
M. Fernandez D'Enciso: ,, Summa de geographia" (2te Ausgabe 
Sevilla 1530) fol. vii b. gibt diefe Taxierung: „E porque cada un 
grado esta tassado en diez y seiz leguas y media y un sesmo de ca- 
mino. Sabras que todo el mundo tiene en derredor trezientos y sessanta 
grados que montan seys mil leguas**. Auch Am. Vespucci xmd der 
Aftronom Ruy Faleiro berechneten den Erdgrad auf 16% leguas. Ueber 
die Unücherheit jener Zeit in der Schatzung der Langenmafse vergl. 
u. A. Pefchel, Gefch. d. Erdkunde, 2te Aufl. p. 392, und „Die Thei- 
lung der Erde unter Papft Alexander VI. und Julius II., Leipzig 1871» 
p. 24 ff. 

8) Navarrete, 1. c. Tomo IV. p. 2i4. VergL auch die Shnliche 
Darilellung des Bautifla Genovese bei L. Stanley of Alderley 1. c. p. 2. 



— 47 — 

Wahrfcheinlichkeit nach die angebliche Strafse zu er- 
blicken, von der die „Zeytung aufs Presillg Landt" freudigen 
Muthes zu erzahlen weifs ; fie ift das reale Object, das jenem 
rathfelhaften Kartenbilde unferes Schoner zu Grunde 
liegt, von dem wir eingangs gefprochen. 

Dafsaber Schoner fichbei feiner Zeichnung der Püd- 
lichen Durchfahrt einzig und allein auf die „Zeytung 
aufsPresillgLandt"ftützt, das be weist zunachft fchon 
der hiehergehörige Text in feiner „Luculentissima quaedam 
terrae totius descriptio" von iSiS, der, wie wir gefehen, 
Nichts Anderes ift, als ein magerer, aber nahezu wortgetreuer 
Auszug aus dem genannten Flugblatte. Das beweist aber 
auch der Globus felbft. Denn Schoner bietet auf demfel- 
ben nicht etwa neues kartographifches Material für die 
Oftküfte von Süd- America, fondern nur ein verzerrtes 
Abbild der „Tabula terrae novae" aus der Strafsburger- 
Ausgabe des Ptotemaeus von iSi3. Wie dort, fo bildet 
auch bei ihm der „Rio de Cananor" den (udlichften Punkt 
dieferKüfte; nur ift derfelbe vom 3Sten ganz willkürlich 
auf den 40ten Grad verfchoben, offenbar blofs um die von 
der „Zeytung" angegebene Polhöhe zu gewinnen. In Folge 
deffen wird die ganze Uferlinie in unnatürlicher Weife 
auseinander gezerrt, und fammtliche Küftenpunkte von 
„R. de Cananor" bis „C, St, Crucis" find aus der richtigtn 
Lage gerückt. — 

Wenn man früher den Nürnberger Globus Schö- 
ner's ^), und die „Copia der Newen Zeytung aufs Presillg 
Landt" *) als Beweismaterial fur die Anficht herangezogen 



*) Ghillany, Gefch. d. Seefahrers Martin Behaim p. 65 fF. cf. 
auch oben p. 5. 

*) H. Harrif fe B. A. V. p. 175: „. . . a new history of the 
voyages to the southern seas, which may yet prove, that what is now 
termed the Straits of Magellan, was visited before 15 19", und ahnlich 
auchp. XLIX. 




- 48 - 

bat, die patagonifche Strafse fei fcbon vor Magalbaes 
entdeckt worden, fo ift, wie wir boffen, durch die Ergeb- 
niffe unferer Unterfuchung allen derartigen G>mbiaationen 
der Boden für immer entzogen. 

Dagegen kann es wol keinem Zweifel unterliegen, 
dafs durch die Expedition, von der unfer Flugblatt be- 
richtet, mit ihrer vermeintlichen Auffindung einer fiid- 
americanifchen Durchfahrt, die thatfachliche Löfung diefes 
Problemes wefentlich gefördert und befcbleunigt worden 
ift. Wir dürfen eben nicht vergeffen, dafs einer der Aus- 
rüfter jener beiden Scbiffe, Chr. deHaro, ein treuer 
Freund und machtiger Gönner des Magalbaes gewefen ift, 
und aüf das Zuftandekommen feiner Plane mafsgebenden 
Einflufs genommen bat. 



VI. 

Die angebliche Karte des Martin Behaim mit der 
Magalhaes-Strasse, und das Weltbild des Lionardo 

da Vinci. 



Antonio Pigafetta aus Vicenza, einer der Theil- 
nebmer an der ewig denkwürdigen Fahrt des Magalhdes, 
verfafste wabrend der Reife ein ausfiibrlicbes Tagebuchi 
welches er bald nach feiner Rückkehr dem Kaifer Karl V. 
überreichte, Daffelbe ift leider verloren gegangen. Spater 
fchrieb dann Pigafetta auf den Wunfch Papft Clemens VII. 
und des Grofsmeifters Villiers de Tlsle Adam eine zufam- 
menhangende Erzahlung über den Verlauf der erften 
Erdumfegelung. Diefe ift uns glücklicberweife erhalten, 



— 49 — 

und gehort zu den wichtigften Documenten fiir die Ge- 
fchichte der MagalhaesTchen Expedition ^), 

In diefem Reifeberichte findet fich folgende in- 
tereffante Notiz über eine Karte des deutfchen Kosmo- 
graphen Martin Behaim , auf welcher die von Magaibdes 
gefuchte Enge angeblich bereits eingetragen war: 
,,. . et non si saria mal trovato detto stretto , se non fusse 
stato il Capitan generale Hernando Magaglianes, perchè 
tutti li Capitani delle altri navi erano di contraria oppinione, 
et dïcevan, che questo stretto era chiuso intorno. ma Her- 
nando sapeva, che vi era questo stretto molto occulto, 
per il qual si poteva navigare, il che aveva veduto 
descritto sopra una charta nella Tbesoraria 
del Re di Portogallo, la qual charta fu fatta 
per uno eccellente huomo, detto Martin di 
Boemia; et cosi fu trovato con gran difficultk"*), 

Diefe Erzahlung findet eine auffallende Beftatigung in 
einer ahnlichen Mittheilung des fpanifchenHiftorikers An- 
toniodeHerrera, welche, wie es fcheint, von der Piga- 
fetta's vöUig unabhangig ift *): „. . . pero yva [Magallanes] 
muy cierto de hallar el estrecho, porque aviavistouna 



*) Ueber die handfchriftliche Ueberlieferung von Pigafetta*s Bericht 
C H. Hariffe B. A V. p. 248 ff. Additions p. XXVIII. ff. und 
Lord Stanley of Alderley 1. c. L. ff. 

•) Ramusio, Navigationi et Viaggi I. f. 354b (Venetia 1563). 

") O. Pefchel (Gefch. d. Zeitalters der Entdeckungen p. 6i6n) 
beftreitet die Competeoz des Herrera in diefer Frage, da er nur die 
Worte des Las Casas (lib. IIL cap. 100.) wiederhole, welcher 
letztere fich wieder auf Pigafetta beziehe. Das ill allerdings richtig ; 
allein gerade die oben citierte, flir uns allein bedeutfame Stelle fchein t 
bei La.s Casas zu fehlen. Herrera hat eben fafl unzweifelhaft noch 
andere Quellen benützt, fo namentlich, wie Humboldt (Kritische Un. 
terfuchungen L p. 251 u. 254.) vermuthet, das — jetzt verlorene — 
Tagebuch des Aftronomen der MagalhSesTchen Expedition, Andreas 
de San Martin. 

W i e • e r , MagalhAes-Straue. A 




— 5o — 

charta de m ar ear, que hizo Martin de Bohemia 
Portugues, natural de la isla del Fayal, Cosmografo de 
gran opinion, adonde se tomava mucha luz del 
estrecho, demas que Hernando de Magallanes era 
hombre esperimentado en la mar, y de mucho juyzio"^). 

Die Angaben der beiden Schriftfteller lauten zu ent- 
fchieden, und dimmen zu fehr mit einander überein, als 
dafs wir die ganze Erzahlung einfach als Marchen abthun 
dürften. Das Zeugnis des Pigafetta fallt überdies um fo 
fchwerer ins Gewicht, als er perfönlich in freundfchaft- 
lichen Beziehungen zu Magalhaes (land , und fein Bericht 
in einem für diefen durchaus günftigen Sinne abgefafst ifl. 

Es ift allerdings vöUig unberechtiget, aus den ange- 
führten beiden Stellen eine Entdeckung der fud-ameri- 
canifchen Strafse vor Magfalhaes herauszulefen, für die 
fonft nicht das geringfte Beweismaterial vorliegt. Nach 
dem Wortlaute der Quellen werden wir indeflen daran 
wol fefthalten müflen, dafs Magalhaes vor feiner 
Abreife eine Karte gefehen habe, auf welcher 
eine füdliche Durchfahrt bereits angegeben 
war, und dafs man diefe Karte dem Martin Be- 
haim zufchrieb. Jedenfalls handelte es fich dabei nur 
um die kartographifche Fixierung einer vermutheten 
Meerenge im Süden des neuen Continentes. Die allgemeine 
Aufmerkfamkeit war ja damals auf diefen Gegenftand ge- 
richtet Und dafs man die fiidliche Durchfahrt in Karten 
eintrug, ehe fie noch wirklich aufgefunden war, das darf 
uns fo wenig Wundernehmen, als bei der nordweftlichen 
oder der central-americanifchen Strafse, die uns beide be- 
kanntlich auf fehr vielen Karten jener Zeit begegnen. 



^) y^storia general de los hechos de los Castellanos en las islas 
y tierra ürme del Mar Oceano'^ Decada II. lib. II. cap. 19. (Madrider- 
Ausgabe von 1601, Bd. II; p. 66), 



— 5i — 

Dafs Martin Behaim eine derartige Karte entworfen 
haben konnte, ift allerdings nicht abfolut unmöglich, 
da die Portugiefen fchon bald nach der Entdeckung Bra- 
filien's durch Cabral im J. iScxD die Idee eines fudweftli- 
chen Seeweges nach Indien aufnahmen, M. Behaim aber 
erft i5o7 in Liffabon ftarb *). Allein ob die von Pigafetta 
und Herrera erwahnte Karte wirklich von M. Behaim her- 
rührte, ift trotzdem mehr als fraglich. Wie leicht mochte 
man damals geneigt fein, eine Karte, welche ein fo wich- 
tiges und fo viel ventiliertes Unternehmen als ausfiihrbar 
erfcheinen liefs, durch den popularen Namen eines be- 
rühmten Kosmographen zu legitimieren. 

Dafs die Globen Schöner's in keinem Zufammen- 
hange mit diefer angeblichen Arbeit Behaim's (landen, 
können wir mit Sicherheit daraus fchliefsen, dafs Schoner, 
wie oben gezeigt, zu feiner Darftellung der fudlichen 
Durchfahrt, die er ganz willkürlich in altere uns bekannte 
Karten einfchob, blofs durch die „Copia der Newen Zey- 
tung aufs Presillg Landt" veranlafst wurde. 

Ich möchte indefTen auch beftreiten, dafs die Karte, 
auf welcher Magalhaes die auftralifche Enge eingetragen 
fand, der Schoner' fchen Zeichnung geglichen habe, 



*) n^S^T Pfintztag nach Jakoby, 29. Juli starb der Gestreng vnd 
vest her Martin Behaim, Ritter im Kynckreich zv Portugal, dem gott 
Gnedig sey**. So lautet die Infchrift auf dem Todten fchilde , den der 
Sohn Martin Behaim's zu Ehren feines Vaters in der St. Katharinen- 
Kirche zu Nürnberg aufhangen liefs. Es ifl völlig ungerechtfertiget, 
wenn Murr (1. c. p. 121) und nach ihm Ghillany (Gefch. des See- 
fahrers R. M. Behaim p. 77) und O. Pefchel (Gefch. d. Z, A. d, 
Entdeckungen p. 617, und Gefch. d. Erdkunde, 2te Auflage p. 277) 
gegen dieses ausdrttckliche Zeugnis das Todesjahr des deutfchen Kos- 
mographen auf 1506 anfetzen. Die von ihnen als Beleg hiefiir ange- 
zogene Urkunde (Ghillany 1. c. p. 107) lafst gar keinen Schlufs auf 
den Tod M. Behaim's zu. Das Tagesdatum auf dem Todtenfchilde aber 
pafst nur zum Jahre 1507. 

4* 



- 52 — 

wie mehrfach behauptet worden ift ^), Ich glaube vielmehr 
diefen Typus in einem anderen Weltbilde aus vormagal- 
haesYcher Zeit wieder zu erkennen. Wir verdanken daflelbe 
keinem Geringeren, als Li o nar do da Vinci. Die Ori- 
gihal-Handzeichnung befindet fich in der kgl. Sammlung 
zu Windsor-Castle. Die Karte ift von dem ausgezeichne- 
ten Kenner der Gefchichte der Erdkunde R. H. Major 
mit einem gründlichen Commentare verfehen publiciert 
worden 2). 

Diefe einfache, ja unbeholfene Karten-Skizze ift in 
mehrfacher Beziehung für die Gefchichte der Erdkunde von 
nicht gewöhnlichem Intereffe. Für uns hat diefelbe defshalb 
fpeciellen Werth, well fie mit grofser Treue die Vermuthun- 
gen widerfpiegelt, die man vorder endgültigen nautifchen 
Löfung des Problemes über die Möglichkeit hegte, das 
indifche Geftade vom Weften her zu Schiffe zu erreichen. In 
demWeltbilde des Lionardo da Vinci finduns 
die Züge jener Karte im Wefentlichen genau 
erhalten, durch welche Magalhaes in feinen 
weitausfchauenden Planen beftarkt wurde^). 



*) Pefchel, Gefch. d. Z. A. d. Entdeckungen , p. 620. und 
Kohl: Gefch. d. Entdeckungsreifen und Schifffahrten zur Magellan- 
Strafse p. 8. 

*) „Memoir on a mappemonde by Leonardo da Vinci, being the 
earliest map hitherto known containing the name America: now in the 
Royal Collection at Windsor". London 1865. (From the Archaeologia 
VoL XL.) 

^ Die zahlreichen officiellen Karten , welche Magalhdes auf 
feine Fahrt mit fich nahm (von den beiden Reinel, von Diego Ribeiro, 
Nuno Garcia etc.) befchrankten fich ausfchliefslich auf die Angabe der 
wirklich entdeckten Gebiete. Der Raum zwifchen Cabo Frio an der 
Kilfle Brafilien*s und den tierras de Malucco, dem eigentlichen Ziele 
des ganzen Untemehmens, blieb leer; „Desde este cabo Frio hasta 
las islas de Maluco por esta navegacion no hay ningunas tierras asenta- 
das en las cartas que 11e van". Navarrete, Colleccion de los viajes etc. 
IV. p. 155 u. 179 f. 



— 53 — 

Diefe Skizze Lionardo's, refp, die ihr zu Grunde lie- 
gende Originalkarte, entftand aber zu einer Zeit, als 
Martin Behaim langft nicht mehr unter den Lebenden 
weilte. — 

Eine zuverlaffige und ziemlich ausführliche Mitthei- 
lung über die in der fraglichen Periode herrfchenden Vor- 
ftellungen von der Land-Gruppierung in der neuen Welt 
findet fich in der Flugfchrift des Maximilianus Tran- 
silvanus: „De Moluccis insulis"i). Diefe Quelle gewinnt 
erhöhte Bedeutung durch den Umftand, dafs der Verfaffer 
in nahen verwandtfchaftlichen Beziehungen zu Christoph 
de Haro ftand, dem mehrfach erwahnten einflufsreichen 
Freunde des Magalhdes 2). 

In dem einleitenden Capitel feiner Schrift fiihrt Max. 
Transilvanus aus, dafs man den Plan des Magalhaes und 
Christ. de Haro fur einen fehr gewagten , ja abenteuerli- 
chen gehalten habe. „Damals fei noch keineswegs ent- 
fchieden gewefen, ob nicht jenes ungeheure Landergebiet, 
das man als ,terra firma' bezeichne, den occidentali- 
fchen Ocean vom orientalifchen völlig abfperre, oder ob 
die nach Süden zu verlaufende Küfte fpator nach Weften 
fich umwende. Auch im Norden feien zwei Regionen ge- 
fiinden worden, von denen die eine ,B^ccalearum 
(regio)', die andere ,terra flor i da' genannt werde» 
Falls nun auch diefe beiden Gebiete mit jenem Continente 
in feftem Zufammenhange dunden , dann ware gar keine 
Ausficht vorhanden, vom Weften her nach dem Oriënt 
vorzudringen. Trotz allen Bemühungen fei es bis dahin 
nicht gelungen, eine Durchfahrt zu entdecken". 

Diefer Darftellung des Max, Transilvanus entfpricht 



*) S. die einfchlagigen Partieen in der Beilage II. 
>) „Christoph o rus Haro, frater soceri mei", nennt ihn 
Max. Transilvanus. 



- 54 - 

nun in überrafchender Weife die Gruppierung der atlan- 
tifchen Landerraume auf der Karte Lionardo's i). Auch 
hier begegnen uns die drei von M. Transilvanus erwahnten 
Territorien: ein grofser Continent, weiter nördlich 
die „t e r r a f 1 o r i d a", und endlich ein „BaLCaLla, r" genann- 
tes Gebiet, Zwifchen diefen Landercomplexen find die 
gefuchten und erhofften Durchfahrten offen gelaflen. Die 
Oftküfte des neuen Continentes aber biegt fcharf gegen 
Weften um, ganz fo, wie man nach Max. Transilvanus die 
Verhaltniffe zu finden erwartete, falls hier im Süden über- 
haupt ein Durcblafs in die oflafiatirchen Gewafler exi- 
ftierte. 

Die Karte des Lionardo da Vinci i(l nicht datiert» (ie 
bietet jedoch verfchiedene Anhaltspunkte für die chrono- 
logifche Beftimmung. 

Da auf der Karte der ftille Ocean bereits angegeben 
erfcheint, fo kann diefelbe, wie der Herausgeber R. H, 
Major hervorhebt , erft nach i5i3 entftanden fein; am 
25, September diefes Jahres erblickte Vasco Nuhez Balbod 
zuerft vom Kamme der Cordilleren aus das auftralifche 
Weltmeer, und erreichte wenige Tage fpater deffen Ge- 
ftade. Auf das namliche Jahr deutet auch die Bekannt- 
fchaft unferes Weltbildes mit der „terra florida". Am 



*) Tafel III. enth^lt eine (auf den Mafsflab unferer Skizzen der 
SchönerTchen Globen reducierte) Nachbildung diefer Karte. Die Pro- 
jectioDS-Methode des Originals ift eine ziemlich ungewöhnliche : je eine 
Kugelhalfte (und zwar die nördlich e und füdliche) ift durch 
4 gleichfeitige Kreisbogen-Diieiecke dargeftellt. Diefe Methode ift u. A. 
befprochen in „O r o n t i i Finaei Delphihatis: De G)smographia, sive 
mundi sphaera libri V." Paris 1530 fol. 154b f. (In der Quart-Ausgabe 
von 1555 f. 54b f.) Um die Vertheilung der Landmaflen in der neuen 
Welt charakteriftifcher heraustreten zu laflen, zog ich es vor, die weft- 
liche Hemisphèlre ftereographifch zu projicieren , liefs dann aber zur 
Wahrung der Conformitat mit dem Originale das Gradnetz fort. 



- 55 — 

Ofter-Sonntage (Pascua florida), den 27.Marz, iSi3 *) ent- 
deckte Juan Ponce de Leon diefe vermeintliche Infel, 

Eine weitere Handhabe zur Datierung der Karte kann 
uos vielleicht der rathfelbaft klingende Name Mastilca 
Hefern, welcher fich im nordweftlichen Theile des ameri- 
canifchen Continent es eingetragen findet. Major ift ge- 
neigt» denfelben auf die Mosquito-Küfte zu beziehen. 
Nach meiner Anficht ift er ein Lefefehler für „A. Ca- 
stilla", i. e. „Aurifia Castilla". Diefe Conjectur bietet 
graphifch gar keine Schwierigkeit, da der Name mit Ca- 
pital-Buchftaben gefchrieben ift, und fie ift um fo mehr 
berechtiget, als fich ahnliche Lefefehler noch mehrfach 
auf der Karte finden 2). 

Unter Gold-Caftilien verftand manden nordweft- 
lichen Theil der „tierra-firme" bald in gröfserer, bald in 
geringerer Ausdehnung. Im J. 1 5 13 wurde die Regent fchaft 
über die fes Gebiet dem Pedrarias d'Avila übertragen, In 
feiner Inftruction wird die Bezeichnung „Castilla Aurifia" 
officiell gebraucht „Lo que vos Pedrarias Davila, que vais 
por nuestro Capitan general é Gobernador asi por mar 
como por tierra a la tierra-firme , que se solia llamar, é 
agora la mandamos llamar Castilla Aurifiaetc.'^^) 



*) Dafs die Entdeckung Florida*s im J. 15 13, nicht 15 12, wie 
fait durchaus behauptet wird, ilattfand, hat Pefchel überzeugend nach- 
gewiefen. (Zeitalter der Entdeckungen p. 521 f.) Nur zu dem erft- 
genamiten Jahre klappt das von Her re ra mitgetheilte Tagesdatum 
(1. c. Dec. I. lib. 9, cap. 10. Madrider-Ausgabe von 1601 Bd. I. p. 312). 
Das richtige Jahr ift vom Inca Garcilaso de la Vega überliefert (,,La 
Florida", lib. I. cap. 2.). 

2) Ein ganz analoger Fall ift u. A. die Form „Inclind" ftatt 
Melind(a) an der Oftküfte von Africa. Weitere Verftümmelungen 
auf der weftlichen Hemisphare find: Cm ba fiir Cuba, Zipugna für 
Zipangu, etc. (cf. Major 1. c. p. 20.). 

*) Navarrete IIL p. 343 f. 



— 56 — ' 

Spater ift indeflfen die Benennung ,,Castilla del OroV all- 
gemein durchgedrungen ^). 

Unter dem unmittelbaren Eindrucke von Balboa's 
wichtiger Entdeckung wurde im Herbfte i5i4 Juan Diaz 
de Solis beauftragt , mit einem kleinem Gefchwader die 
tierra firme im Süden zu umfahren , und durch das Mar 
del Sur an die weftlichen Geftade von Gold-Caftilien vor- 
zudringen. Dann follte er unterfuchen, ob es nicht möglich 
fei, von dort aus durch eine Oefïhung des Landes („aber- 
tura") in die antillifchen Gewaffer zurückzukehren 2), 



*) C. Wytfliet gebraucht noch in feinem «yDescriptionis Pto- 
lemaicae Augmentum*' (Lovanii 1597) die Bezeichnung Castilia 
Aurifera neben Castilia del Oro* Vergl. Kart. Nr. 7. 

*) In den Jndnictionen des Solis vom 24. Nov. 15 14 heifst es 
u. A. : „Que vos el dicho Juan de Solis seais obligado de ir ^ las 
espaldas de la tierra, donde agora est^ Pedro Arias, mi capitan general 
é gobémador de Castilia del oro, y de alli adelante ir descubriendo 
por las dichas epaldas de Castilia del oro mil é setecientas leguas é 
mas si pudierdes, contando desde la raya é demarcacion, que va por 
la punta de la dicha Castilia del oro adelante, de lo que no se ha 
descubierto hasta agora, con taoto que no toqneis en costa alguna de 
las tierras, que pertenescen i, la corona Real de Portugal'* etc. 

Und : „Luego como Uegaredes é. las espaldas de donde éstuviere 
Pedrarias, enviarleeis un mensagero con cartas vuestras para mi, 
haciendome saber todo lo, que hobieredes visto hasta alli, y enviadme 
la fïgura de aquella costa. É lo mesmo, que me escribieredes escribid 
tambien i, Pedrarias, y envialde tambien otra fïgura de la dicha costa, 
como la que é, mi enviaredes, é continuareis vuestro camino. É si la 
dicha Castilia del oro quedare isla, é hobiere abertura por dond podais 
enviar otras cartas vuestras é. la isla de Cuba, enviadme otro hombre 
por alli, haciendome saber lo, que hobieredes hallado desques, que 
me hobieredes escrito por via de Pedrarias, é la ügura de lo, que 
hobieredes descubierto, escribidme largo é particularmente lo que 
pasardes vos de alli ade]ante'^ (Navarrete III. p. 134 ff.) 

Vergl. damit auch die Stelle bei Herrera (Dec. II. lib. I. 
cap. 7) : „. ... para que Juan Diaz de Solis fuesse a descubrir por 
la costa de tierra firme al Sur, se partiessen con brevedad por los 



- 57 - 

Man erwartete alfo damals die Durchflihrbarkeit eines 
voUftandigen Periplus von Süd- America: einerfeits im 
Süden des neuen Continentes einen Seeweg aus dém atlan- 
tifchen Ocean in das von Balboa entdeckte Meer, und an- 
dererfeits auch im Norden eine Strafse, welche die Fahrt 
von den wefllichen Geftaden der Aurifia Castilla in die 
antillifchen Gewaffer ermöglichte. 

Diefe Anfchauungen finden wir in der Skizze Lio- 
nardo's graphifch fixiert, und wir werden kaum fehlgrei- 
fen, wenn wir die Fntftehung der Karte (refp. ihrer Vor- 
lage) in diefe Zeit, i5i4— i5i5, verfetzen. 

Wie uns Herrera berichtet, erhielt J. D. de Solis im 
J. 1 5 14 den Auftrag, im Vereine mit Juan Vespucci (dem 
Neffen des Amerigo V.) eine General-Karte fiir Fahrten 
nach Indien anzufertigen, die «ganz verlafsHch und wahr* 
fein foUte ^). Die Karte des Solis fcheint verloren gegan- 
gen zu fein. Dagegen befitzen wir wahrfcheinlich in einer 
Karte des bayrifchen Hauptconfervatoriums der Armee 
eine portugiefifche Copie derfelben^), Und gerade diefe 
Karte zeigt in Bezug auf Vertheilung der Landmaflen und 



zéios, que tenia de Portugueses, y por las opioiones de los Cosmo- 
grafos, que se podria por aquella parte haUar passo para las 
islas de la esp e eer ia". 

^) «Aviendose el Rey determinado en la jornada de Pedrarias 
para tierra ürme: mandó que luego se entendiesse ea aparejar el ar- 
mada que avia de Uevar: pero que ante todas cosas Juan Dlaz de 
Solis, a quien avia dado titulo de Piloto mayor, y Juan Vespucio, 
que tambien tenia titulo de Piloto, se juntassen, y hiziessen un padron 
gen er al, que fuesse muy cierto y verdadero*. (1. e. Deo. I. lib. X. 
cap. II. Madrlder-Ausg. von 1601, Bd. I, p. 358.) — 

*) Blatt IV. des <fAtlas zur Entdeckungsgefchichte America*s» 
(Monumenta saecularia der k. Akademie in München 1859). Vergl. 
auch J. G. K o h 1 «^die beiden alteflen Generalkarten von Amerika* 
p. 29 f. 



i 



- 58 — 

VerlaufderKüftenlinien in der neuen Welt ganz auffallende 
Aehnlichkeit mit unferer Tafel III. i) 

Die Skizze des Lionardo da Vinci ift ofïenbar blofs 
eine Copie aus dritter oder vierter Hand, und die Zeit 
ihrer Anfertigung ift daher nicht unbetrachtlich fpater 
anzufetzen, als die des Originales. Es hiefse entfchieden 
der geiftigen Gröfse Lionardo's zu nahe treten, wenn 
man ihm zumuthete, dafs er eine Karte in fo ftümperhafter 
Weife felbft entworfen , oder auch nur unmittelbar nach 
einem Originale copiert habe. Der gelehrte und technifch 
hocbgebildete Künftler kann die Zeichnung nur nach 
einer fchlechten Copie flüchtig hingeworfen haben, ohne 
fich Zeit und Mühe zu nehmen, die vielen Fehler feiner 
Vorlage zu corrigieren. 

Die Karte Lionardo's foU aus einer Sammlung von 
Handzeichnungen ftammen, welche der grofse Künftler 
bei feiner Abreife nach Frankreich im J. i5i6 feinem 
Schuier und Freunde Francesco Melzi zurückliefs. Wenn 
fich das wirklich fo verhalt — und R. H. Major gibt hier- 
über die beruhigendften Aufklarungen 2) — , f o ift die 
KarteinderunsvorliegendenFormfpateftens 
i5 16, früheftens i 5 i5 entftanden^). — 

Die Expedition des J. D. de Splis mifslang bekannt- 
lich vollftandig. Der Führer wurde mit dem gröfsten 
Theile feiner Mannfchaft an der Mündung des La Plata 
von den Eingeborenen erfchlagen. Entmuthigt gaben nun 
die Spanier vorderhanddieVerfucheauf, das fiidlicheEnde 
des neuen Continentes zu erreichen. In Folge deffen konnten 



') Die Nomenclatur ifl dagegen aof den beiden Karten eine 
wefentlich verfchiedene. 

2) 1. c. p. 15 f, 

>) R. H. Major beftimmt, wie bereits angedeutet, das Datum 
der Karte auf 15 13— 15 14. 



- 59 - 

die damals gehegten Anfchauungen und Vermuthungen 
über die Möglichkeit, weflwarts fegelnd nach Oft-Afien zu 
gelangen, fich durch langere Zeit erhalten, bis dann Ma- 
galhdes die alten Plane wieder aufnahm , und — glückli- 
cher als feine Vorganger — auch durchführte. 



VII. 
Der Austral - Continent. 



Neben der (lidlichen Durchfahrt erregt auf den beiden 
Globen des Joh. Schoner und auf der Karte Lionardo's am 
meiften unfer Intereffe jener Continent, der fich rings um 
den antarktifchen Pol lagert Dunkle Vermuthungen über 
die Exiftenz eines ausgedehnten Südlandes fpuckten fchon 
fehr früh in den Köpfen der Kosmographen und Natur- 
philofophen, und es ift nicht unmöglich, dafs unfere verfrüh- 
ten Kartenbilder unter dem Einfluffe derartiger Hypothe- 
fen entftanden. 

Ariftoteles, Krates, Eratosthenes und viele andere, 
Natur-Philofophen des Alterthums, namentlich die meiften 
Alexandriner, lehrten, dafs jenfeits des Oceans, und durch 
diefen von dem bekannten Erdenraume getrennt, ein 
grofses ebenfalls bewohntes Südland liege ^). Sehr bekannt 
ift u. A. die intereffante Stelle in Macrobuis' „Comment. 
in somnium Scipionis", worin er von der „terra quadrifida" 
und den „australes homines" fpricht 2). 



*) Diefe „Gegenerde" darf natürlich mit der Anticbthon der 
Pythagoraer, einem felbilandigen fpharifchen Körper, nicht verwechfelt 
werden. 

^ Lib. II. cap. 9. Vergl. Humboldt, Kritifche Unterfuchungen 



— 6o — 

Durch das ganze Mittelalter erhielten fich diefe Ideen, 
und wurden im rcholaftifchen Sinne weitergebildet. Rha- 
banus Maurns erwahnt einen vierten Erdtheil im Süden 
des Oceans, der von den Antipoden bewohnt, wegen der 
grofsen Sonnenhitze aber nicht naher bekannt fei ^). Beda 
Venerabilis 2) , dann Wilhelm von Conches*), Albertus 
Magnus ^), Roger Baco ^) und Andere nahmen, meift aus 
mehr oder weniger myftifch-naturphilofophifchen Griin- 
den, die Exiftenz ausgedehnter Landmaflen auf der füd- 
lichen Hemisphare an. 

Auf einer handfchriftlichen Karte a. d. XII. Jahrh. 
im Befitze der Turiner Bibliothek zeigt fich jenfeits des 
Oceans gegenüber von Africa ein weites Landgebiet mit 
folgender Infchrift: „Extra tres autem partes orbis quarta 
pars trans oceanum interior est, qui solis ardore incognita 
nobis est, cujus finibus antipodes fabulosae inhabi- 
tare produntur" ^). Und eine islandifche Rad-Karte aus 



I. p. i66 f., n. p. 87 flf. — Vivien de Saint-Martin, Histoire 
de la Géographie, Paris 1875, p. Il8 ff. 

*)Cf. Steph. Fellner, Compendium der Naturwiffenfchaften 
an der Schule zu Fulda im IX. Jahrh. Berlin 1879. p. 104. 

«) K. Werner, Beda der Ehrwürdige und feine Zeit Wien 1875, 
p. Iio. 

■) K. Werner, Die Kosmologie und Naturlehre des fcholaflifchen 
Mittelalters, mit fpec. Beziehung auf Wilhelm von Conches, Wien 1874 
(A, d. Sitzungsberichten d. k. Akad. phil. hift. Cl.) p. 64 f. 

*) Wilh. Schmidt ,Ueber Dante's Stellung m der Gefchichte 
der Kosmographie. I. Theil: Die Schrift De aqua et terra*. Graz 
1876. p. 25 f. 

**) K. Werner, Die Kosmologie und allgemeine Naturlehre des 
Roger Baco. Wien 1879 (A. d. Sitzungsber. d. k. Akad. philof. hift. 
Claffe) p. 113 ff. — W. Schmidt 1. c. p. 26. 

•) Die Karte ift wiederholt publiciert, u. A. von Santarem PI. 
25 feines Atlas, von J. Lelewel, PI. Jomard, Monuments de la 
géographie Nr. XIII. (Jomard verlegt die Karte in das X. Jahrh.) Eine 
andere Redaction derfelben Karte aus d. Klofter Saint-Sever in d. Gas- 



— 6i — 

dem En de des XIIL Jahrh. verzeichnet neben den 3 be- 
kannten Erdtheilen noch einen vierten Continent jenfeits 
des Zodiacus mit der Benennung: „Synnri bygt", d. h. 
„Bewohnter Theil des (udlichen Erdkreifes i). 

Naturgemafs mufsten diefe Vermuthungen beim Be- 
ginne der grofsen oceanifchen Entdeckungen durch die 
Portugiefen und Spanier befonders energifch in den Vor- 
dergrund treten, So lefen wir bei A. de Her r era, Chrift, 
Colón fei auf feiner Sten Reife im J. 1498 deswegen von 
den Infeln des grünen Vorgebirges aus nach Süden ge- 
fegelt „por entender, si se enganava el Rey don Juan de 
Portugal, que afirmava, que al Sur avia tierra firme"^). 
Und der Admiral felbft fchrieb, nachdem er das Feftland 
von Süd- America erreicht batte: „creo, que esta tierra, 
que agora niandaron descubrir vuestras Altezas, sea 
grandisima y haya otras muchasen el Austro 
de que jamds se hobo noticia''^). 

In allen bisher citierten Aeufserungen über eine terra 
australis handelt es fich lediglich um vage Vermuthungen. 
Dagegen beruht die nachfolgende intereffante Notiz des 
fpanifchen Geographen M. F. D'Enciso (iSig) entfchieden 
auf (wirklichen oder wenigftens vermeintHchen) Beob- 
achtungen: „Este cabo de buena esperanga tiene al Oeste 
ala tierra que llaman austral. ay desdel cabo de 
buena esperanga fasta ala tierra austral quatrocientas y 
cincuenta leguas, esta enxlii grados, esta tierra au- 



cogne ilammend, jetzt in d. Bibliothèque nationale in Paris, i(l be- 
fchrieben und abgebildet von E, Cortambert im Bulletin de la Soc. 
de Géogr. 1877, p. 337 ff. Die Infchrift des Ausftral-Landes ift diefelbe, 
wie auf der Turiner-Karte. 

*) K. Wilhelmi: Island, Hvitramannaland, Groenland and Vin- 
land etc. Heidelberg 1842 p. 227 f. 

>) 1. c. Dec. I. lib. III. cap. 9. 

>) Navarrete.I. (2te Ausg.) p. 408. 




— 62 — 

stral esta del cabo de sant agostin seycientas leguas, esta 
santagostin al sueste, quarta al sur, desta tierra no se sabe 
mas de quanto la han visto desde los navios, porque no 
han descendido enella" '). 

Die Quelle für diefe durch ihre Befiimmtheit frap- 
pierenden Angaben D' Enciso's glaube ich in den Berichten 
über die 3te Reife des Amerigo Vespucci gefunden zu 
haben. 

Vom Cap St, Auguftin ab — erzahlt Vespucci in 
feinen „Quatuor Navigationes" — feien er und feine Ge- 
fahrten lange Zeit dieKüde vonBrafilfen entlang gefahren, 
bis fie fich entfchloffen, wieder die hohe See zu gewinnen, 
um anderswo Land zu erforfchen. Sie fegelten nach Süd- 
Ofl bis zum S2ten Grad liidl. Br. Endlich erblickten fie 
Land, und fuhren bei 20 Meilen am Geftade hin, In Folge 
heftigen Sturmes aber mufsten fie, ohne zu landen, wieder 
umkehren '). 



') Martin Fernadez Denciso, Snina de geograéa, Se- 
villa 1519. ate Ansgabe, eodem 1 1530, foL S4b. Nach dem 
hier Gefaglea Cnd die diverfen Vetftöfee ia Pefchel's Gefch. d. Erd- 
kunde, ate Aufl. p. 363 zu berichtigea. 

*)„..■. DOS oram illom linqueotes et inde aav^tionem nostram 
per Setoccum ventnm initiantes Febrnarii xiii. videlicet, cum sol 
equinoclis jam appropinquaret et ad hoc Septentrionis hemisperiuin 
noslrnm vergerel, in tantum pervagati fnimas, ut meridiannm polom 

super horizonta illmn lü gradibus snblimalum ïovenerimus Nobii 

autem sub hac naviganlibna turbulent! a , terram nnam Aprilis ii vidi- 
mus, penes quam XX. circiler leucas navigautes appropiavimns 
Vemm illam omnimoda bnitalem et extraneam esse contpeiimus, in 
qua quidem nee portum quempiam, nee gentes aliquas fore conspexi- 
mus: ob id (ut arbitror), quod tam aspemm in ea fiigus algeret, ut 
tam acetbom vix quisquam perpeti posset. Foiro in tanto pecicnlo, io 
tantaque lempestatis importunitate oosmet tum reperimus, «t yix alteri 
alteros pregrandi turbine nos videremus. Quamobrem demum cum 
narium prelore paritei concordavimus , ut connavitis nostris omnibus 



— 63 — 

Leider herrfcht in den Briefen des Vespucci bezüglich 
der Zahlenangaben die bedauerlichfte Verwirrung, Die 
Ziffern ftimmen nicht nur in den verfchiedenen Redac- 
tionen nicht mit einander überein, fondern es finden fich 
fogar in einer und derfelben Ausgabe widerfprechende 
Daten. In dem Specialberichte über die dritte Reife heifst 
es z. B. : „. . . e tanto navigammo presso di detta costa, che 
traspassammo il tropico hiemale verso il polo Antarctico 
per 17 gradi et mezzo, dovehavemmoForizontelevato cin- 
quanta gradi" i). Diefe Ziffern find, wie man fieht, entfchie- 
den unhaltbar^). Was fiir eine Küfte es gewefen, die 
der florentinifche Seefahrer in fo hohen Breiten gefehen 
haben will, müffen wir bei der Ungenauigkeit feiner An- 
gaben dahingeftellt fein laffen. F. A, de Varn hagen fpricht 
fich für Süd-Georgien aus ^). 



terram Ulam linquendi, seque ab ea elongandi et in Portugalliam 
remeandi signa faceremus*S Mart. Hylacomylus, Cosmographiae 
Introductio, St, Deodati, 1507. — Bandini, Vita e lettere di Am. 
Vespucci, Firenze 1745. p. 54 f. 

*) Ramusio I. (Ausg. Venetia 1563) f. 130b. — Bandini 
1. c. p. 106. 

^ In der alteflen lateinifchen Separat-Ausgabe diefes Briefes des 
A. Vespucci „Mundus Novus" s. 1. et a. ift die Stelle anders formii- 
liert, aber ebenfalls mit widerfprechenden Zahlen: ,,Secundum hujus 
littus tandui navigavimus, quod pretergresso capricorni tropico in veni- 
mus polum Antarcticum illo eorum orizoote altiorem quinquaginta gra- 
dibtis. Fuimusque prope ipsius Antarctici circulum ad gradus decem 
séptem semis**. Analog lauten die Angaben auch in den „Paesi nova- 
mente retrovati" Vicenza 1507: „. . . 1. gradi, et fosseme apresso de 
esso antatricho (!) circolo ai gradi xvii e mezzo". Vergl. F. A. de 
Varnhagen: „Amerigo Vespucci, son caractère, ses écrits (même 
les moins authentiques), sa vie et ses navigations". Lima 1865 p. 17. 

•) „Amerigo Vespucci etc." p. 110 f. und „Nouvelles Recher- 
ches etc." p. 8. — Auch auf der bereits oben erwShnten Weltkarte 
des Joh. Ruyfch in der römifchen Ausgabe des Ptolemaeus vom 
J. 1508 findet fich eine Notiz, die auf die befprochenen Angaben des 
Vespucci zurückzufahren fein dttrfte: „Naute Lusitani partem hanc 



- 64 - 

Joh. Schoner kannte und benützte die „Quatuor 
Navigationes" des A. Vespucci in der Ausgabe des M, Hy- 
lacomylus ^), und auch der Specialbericht über die dritte 
Reife an Lorenzo de Medici war ihm gelaufig, fchon aus 
dem Buche von Ruchamer, und ohne Zweifel auch aus 
den ganz ungewöhnlich verbreiteten Einzelausgaben in 
lateinifcher und deutfcher Sprache. Die Erzahlung Ves- 
pucci's mag unferen Kosmographen wol mit beftimmt 
haben, ein antarktifches Land in feine Globen einzu- 
zeichnen. 

Unmittelbar veranlafst aber wurde Schoner zu fei- 
ner Darftellung deffelben ohne Zweifel durch den Wort- 
laut der „Zeytung auss Presillg Landt": „Dann sie haben 
auff der andern seyteri auch die-landt ge fehen, Als sie bey 
Sechtzig meyllen vmb den Capo kommen sein, zu gelei- 
cher weyfs als wenn ainer in Leuanten fert, vnd die stritta 
de gibilterra passiert, das ist furfert, oder hyndurch ein- 
farn, vnd das landt von Barbaria sicht". Diefem Vergleiche 
des Flugblattes verdankt oflfenbar der antarktifche Con- 
tinent auf dem Globus von 1S20 feine unverkennbar afri- 
canifchen Formen; fogar die Syrten und der machtige 
Golf von Guinea durften nicht fehlen. Ebenfalls auf die 
„Zeytung aufs Presillg Landt" zurückzuführen ift die Be- 
nennung des neuen Feftlandes: „Brasilie Regio" auf 
dem Globus von iSiS, und „Brasilia inferior"auf dem 
von 15 20. Bei diefer Namengebung paffierte übrigens un- 
ferem Kosmographen ein fatales qui pro quo. 

terrae hujus [Sanctae Crucis sive Mundus Novus] observarant et usque 
ad elevationem poli antarctici 50 graduum pervenerunt, nondum tarnen 
ad ejus fmem austrinum**. Aehnliches bemerkt auch der Herausgeber 
des Ptolemaeus, der Mönch Marcus BenevcDtanus. (Cf. übrigens darü- 
ber Humboldt „Aeltefte Karten d. neuen Continents" p. 4, und 
F. A. de Varnhagen: „Nouvelles Recherches" p. 8, und „Ainda 
Am. Vespucci" p. 3.) 

*) Vergl. oben p. 20 und unten Beilage IIL 



^ 65- — 

Es ift freilich keine leichte Aufgabe, fich in dem 
grammatirchen Labyrinthe der .Zeytung* zurechtzufinden. 
AUein bei aufmerkfamer Lectüre ergibt fich ganz unzwer- 
felhaft, dafs unter „Presill" oder „Presill Landt' das 
ganze öftliche Küftengebiet von Süd- America bis zur an- 
geblichen Strafse zu verftehen ift. Das gegenüberliegende 
Südland wird in der .Zeytung* nicht namentlich bezeich- 
net. Das „vndtere Presill" der Flugfchrift ift ofTenbar 
nur der aequatoriale Theil des .Presill Landt*. Das ergibt 
fich aus der ganzen Schilderung des „vndteren Presill", die 
auffallend an die Befchreibung erinnert, welche A. Ves- 
pucci,!) Jean deLery,^) Gir. Benzoni^) und andere 
Reifende des XVI. Jahrh. von diefen Gegenden entwerfen. 
Der Ausdruck .v n d t e r* bezieht fich hier offenbar auf die 
Polhöhe oder die geographifche Breite. Wenn alfo Scho- 
ner auf feinem 2ten Globus die Bezeichnung ^.Brasilia sive 
Papagalli Terra'* an der richtigen Stelle eintragt, und 
dafur den Auftral- Continent „Brasilia inferior" (augen- 
fcheinlich das „vndtere Presill" der .Zeytung*) nennt, fo 
kommt er nur aus dem Regen in die Traufe. 

Auf der öftlichen Hemisphare fcheint Schoner die 
Contour des Süd-Continentes völlig ad libitum ausgezogen 
zu haben. Auf dem alteren Globus verlauft die Küfte vom 
NuU-Meridian ab in nordöftlicher Richtung, und nahert 
fich öftlich von der Insel Zanzibar unter iSo® Lange am 
meiften dem Aequator, bis zum 38ften Breitengrad. Auf 
dem Globus von 1S20 hat das neue Feftland nicht un- 
betrachtlich an Ausdehnung gewonnen, und reicht an 



*) Vergl. die Befchreibung der 3ten u. 4ten Reife in M. Hy la- 
co m y 1 u s , Cosmographiae Introductio , und den Specialbericht übei 
die 3te Reife an Loreozo di Pierfrancesco de* Medici, a. a. O. 

>) Histoire d*un voyage fait en la terre du Brésil dite Amerique. 
Rouen 1578. 

•) La Historia del Mundo Novo etc. Venctial565. 

W i e ■ e r f MagalhAes-Strasse. 3 



^ GS — 

mehreren Stellen bis zum 36ften Grad. Das Innere deffel- 
ben ift auf beiden Globen mit imaginaren Gebirgen, und 
einigen Seen von faft geometrifcher Regelmafsigkeit ge- 
fchmückt. Auf der (noch unedierten) Oft-Halfte des Glo- 
bus von i520 findet fich die Infchrift: „Bi**^!!!^ Regionis 
pars inferior hec". — 

Durch die grofse Entdeckung Magalhaes' erhielten 
dann diefe unficheren Vorftellungen von der Exiftenz 
eines antarktifchen Continentes ein reelles Subftrat. Das 
Feuerland wurde natürlich fofort als Nordrand diefes Con- 
tinentes in Anfpruch genommen. 

Die altefte Karte , auf der das antarktifche Feftland 
den fpater fo allgemein gelaufigen Namen „Auftral- 
L a n d", „Terra A u s t r a 1 i s" tragt, ift, fo weit ich fehe, 
die „Nova et integra universi orbis descriptio" des bedeu- 
tenden überaus vielfeitigen franzöfifchen Gelehrten Oron- 
tius Finaeusi) vom J. i53i. 

Es ift eine Weltkarte in eigenthümlich doppel-herz- 
formiger Projection, fo dafs die nördliche und die fiidliche 
Hemisphare getrennt erfcheinen 2). Tafel IV. gibt eine 
Abbildung der letzteren in Originalgröfse *). 



^) Oronce Fine aus Briangon in der Dauphiné; er fUhrte dajier 
regelmafsig den Beinamen «Delphinas*. 

s) Diefe Projicieruogs-Methode ift nur eine Modification einer von 
dem Nümberger Kosmographen Joh. Wemer ausfUhrlich befprochenen 
aquivalenten herzformigen Projection. VergL darüber u. A. H. Gret- 
fchel, Lehrbuch der Karten-Projectionen, Weimar 1873 p. 162 f., u. 
S. Gunt her, Studiën zur Gefch. d. mathematifchen und phydcalifchen 
Geographie, Halle 1877 ff. p. 300 f. D'Avezac, Coup. d'oeil 
historique sur la projection de Cartes p. 50 flf. (Aus d» Bulletin Soc. 
Geogr. 1863), und Idem: „Note sur une Mappemonde Turke" p. 5 f. 

(BuUetin 1865). 

•) Das Detail im Innem von Africa und America wurde als völlig 
irrelevant weggelaiTen, da fich fiir uns ja das ganze Intereffe auf 
das Auftral-Land concentriert 



- 67 - 

Quer durch den antarktifchen Continent zieht fich die 
Inschrift: „Terra Australis recenter inventa, sed non- 
dum plene cognita'^ Die patagonifche Enge ift für da- 
mals ziemlich genau gezeichnet. Das Auftral-Land erfcheint 
daher an diefer Stelle im Vergleiche mit den Schoner' fchen 
Darftellungen um ca, lO Grad zurückgedrangt. Dagegen 
ragt daffelbe um fo wei ter in die afiatifchen Gewaffer 
hinein, und erreicht da wiederholt nahezu den Wendekreis. 
So mit einer machtigen Halbinfel, welche als „Regio 
Pat al is" bezeichnet ift. R. H. Major hat fich vergeblich 
bemüht, diefen Namen anderwarts zu belegen i). Ichglaube, 
dafs „patalis^' gar nicht alsEigenname, fondern als Appel - 
lativum aufzufafTen ift, fo dafs alfo Regio Patalis Nichts 
Anderes bedeutet, als „of f e nes Land'' — eine Bezeich- 
nung, die in ihrer Allgemeinheit wol nur dazu dienen 
foUte, die beangftigende Leere im Innern des grofsen 
Continentes etwas zu maskieren^). 

Die dritte Legende in dem Auftral- Lande auf der 
Karte des Orontius Finaeus klingt uns wolbekannt Sie 
lautet: „Brasielie[!]Regio'*3).Der Zufammenhang 
mit den SchönerTchen Globen ift unverkenn- 
bar. Ein fo eigenthümliches Mifsverftandnis können wol 
kaum zwei Autoren unabhangig von einander machen. 



*) „Further facts in the history of the early discovery of Australia". 
Archaeologia XLIV. Londou 1873, P* ^37* Major ifl geneigt, die ganze 
Darftellung des antarktifchen Continentes auf der Karte des Orontius 
Finaeus als einen Beleg fUr die frühzeitige Entdeckung Australiens 
aufzufaffen. 

*) VergL übrigens im Itinerarium des Lodovico de Varthema 
die Stelle ilber die Infel „Gyava": „ea prope in immensum pat et" 
etc. Grynaeus, Novus OrbLs (Basileae 1532) p. 271. Die lateinifche 
Bearbeitung des Vat thema durch Archang. Madrignano, welche Grynaeus 
abdruckty erfchien zuerfl Mediolani 1511. (S. „Studj bibliografie! e 
biografie! sulla storia della geografïa in Italia" — Roma 1875 — p, 122.) 

*) Auf einem Globus der Stadt-Bibliothek zu Nancy tragt der ant- 

5» 



é 



— 68^ — 

Die Benützung einer Arbeit Schöner's durch den fran- 
zöfifchen Kosmographen hat durchaus Nichts Auffallendes. 
Deutfchland ftand damals in fehr lebhaften literarifchen 
Beziehungen zu Paris. Der Verleger der Karte des Oron- 
tiusFinaeus, ChriftianWechelius, war ein Deutfcher; 
in den Parifer Nachdrucken einer deutfchen Publication, 
(des Bafeler Gelehrten S. Grynaeus „Novus Orbis") findet 
fich unfere Karte haufig als Beilage i), — 

VorKurzem wurde in einer Privat-Bibliothek zuNew- 
York eine kleine etwas defecte Karte aufgefunden, die fich 
bei naherer Zuficht als geographifch-hiftorifche Raritat 
erften Ranges entpuppte. Es ift das einzige bis jetzt be- 
kannte Exemplar einer Neubearbeitung der doppel- 
herzförmigen Weltkarte des Or. Finaeus durch 
Gerhard Mercator vom J. i538, die altefte uns er- 
haltene kartographifche Arbeit Mercator's überhaupt 2), 
Der fchon damals vielverfprechende Kosmograph halt fich 
im Allgemeinen ziemlich genau an feine Vorlage, bietet aber, 
namentlich in den neuentdeckten Landfchaften, mancher- 
lei Verbefferungen. Der antarktifche Continent zeigt we- 
fentlich diefelbe Geftalt, wie bei Finaeus, nur ift er etwas 
reduciert *). 

Drei Jahre fpater veröffentlichte G. Mercator einen 
dem kaiferlichenKanzlerNicolausPerrenotS. deGranvella 



arktifche Continent ebenfalls die Bezeichnungen „Brasielie Regio'' und 
„Regio Patalis". (Vergl. Mémoires de la Soc. Roy. de Nancy, 1835 PL IV.). 
Ohne Zweifel liegt diefem Globus die Weltkarte des Or. Finaeus zu Grunde. 

*) Harriffe 1. c. p. 296 ff. 

*) Elial F. Hall „Gerard Mercator, his life and works" und 
„Appendix" dazu von J. Carson Brevoort p. 195 f. (Bulletin of 
the American Geographical Society 1878 p. 163 ff. u. p. 195 f.) 

*) Eine Abbildung diefer hochintereffanten Karte publicierte Char- 
les P. Daly in feinem inflructiven Essay „On the early history of 
Cartography" (Bulletin of the American Geograph. Society 1879, p. 35), 
leider fo (lark verkleinert, dafs fich die Legenden nicht entziffem laflen. 



- 69 - 

gewidmeten Erd-Globus i). Auf diefem ift dem neugefchaf- 
fenen Continente zum erftenmale die Würde eines fünf- 
tenErdtheiles zuerkannt. In dem machtigen Auftral- 
Lande, das in den füdoft-afiatifchen Gewaflern bis über 
den Wendekreis aufragt^), finden wir die Notiz: „Quinta 
haec, et quidem ampHssima pars, quantum coniectare licet, 
nuper orbi nostro accessit, verum paucis adhuc littoribus 
explorata". 

Auch auf diefem Globus begegnen uns noch Nach- 
wirkungen des Schöner'fchen Mifsverftandnifles. Zwar 
fehit hier die Bezeichnung „Brasiliae Regio", aber an ihre 
Stelle trat eine dem Wefen nach identifche. Gegenüber 
dem Cap der guten Hoffnung lefen wir namlich: „Psi- 
tacorum regio, a Lusitanis anno i5oo ad milia passuum 
bis mille praetervectis sic appellata, quod psitacos alat 
inaudite magnitudinis, ut qui ternos cubitos aequent longi- 
tudine". Diefe Notiz ift einem Briefe des venetianifchen 



*) Es ift das Verdienft des unermüdlichen Biographen Mercator's, 
Dr. J. van Raemdonck, diefe Arbeit unferes Kosmographen aus 
dem Dunkel der Vergeflenheit hervorgezogen zu haben. Ein Facfimile 
der auf der kgl. Bibliothek zu Brüffel befindlichen Globus-Streifen er- 
fchien unter dem Titel: „Sphère terrestre et sphère céleste de Gérard 
Mercator de Rupelmonde, éditées h Louvain en 1541 et 1551". Bru- 
xelles 1875. Raemdonck fchrieb dazu einen erklarenden Text: 
„Les sphères terrestre et céleste de Gérard Mercator**. Saint-Nicolas 
1875. Exemplare des Erd-Globus fmd noch vorhanden auf der k. Hof- 
Bibliothek in Wie n (cf. Steinhauser in d. Mittheilungen d. Wiener 
geograph. Gefellfchaft 1875 P- 589* ^^^ Raemdonck: „Sur les exemplaire.% 
qui existent encore aujour d*hui des grandes cartes de Mercator/* 
Paris 1878, p. 9.) und auf der grofsherzoglichen Bibliothek zu Wei- 
mar (cf. Wiefer: „Der Portulan d. Infanten und nachmaligen Königs 
Philipp II. von Spanien", Sitzungsb. d. k. Akademie d. W. in Wien, 
phil. hist. Cl. 1876 p. 547.) 

*) Mercator hielt einen ausgedehnten antarktifchen Continent fiir 
nothwendig zur Herftellung des Gleichgewichtes auf der Erde, als Ge- 
genfchub gegen die Continente der Nord-Hemisphare. Vergl. leine 



— 70 — 

Gefandten am portugiefifchen Hofe Cretico über die Ent- 
deckung Brasilien's durch P. Alvarez Cabral entlehnt*). 
Die lateinifche Bearbeitung diefes Briefes findet fich in 
S. Giynaeus' Novus Orbis^), alfo demfelben Werke, das 
in vielen Exemplaren auch die Weltkarte des Orontius 
Finaeus enthalt. Wie es fcheiot hat Mercator, irregeleitet 
durch die falfche Angabe auf der Karte des Finaeus, die 
allerdings etwas unklare Stelle über Brafilien in dem Briefe 
auf das Auftral-Land bezogen, den Namen Brasilia aber 
hier nicht mehr verwendet, da fich derfelbe inzwifchen 
bereits definitiv für den öftlichen Theil von Süd-America 
eingebürgert hatte. 

Nachfolgende Kartographen gebrauchten dann wol 
gelegentlich beide Bezeichnungen neben einander. So 
bringt der fchön gearbeitete Meffmg-Globus des Joh. 
Praetorius von iS68^), der fich im mathematifch-phyfi- 
kalifchen Salon zu Dresden^) befindet, die „Regio Patalis" 
und „Brasieliae Regio" des Orontius Finaeus dfeben der 
„Psitacorum terra" des Mercator. 



Abhandlung „"De mundi creatione ac fabrica'' Cap. lo. — S. auch 
Lel e wel, Géographie du moyen Sge, II. p. 184, und Raemdonck, 
Les sphères terrestre et céleste de G. M. p. 30. 

*) „Paesi novamente retro vati" etc. Vicenza 1507, cap. 125. 

*) In der Bafeler-Ausgabe von 1532, p. 130 ff, 

*) Einen anderen Erdglobus (ebenfalls von Meffing) diefes be- 
kannten Mathematikers vom }. 1566 beHtzt die Nürnberger Stadt- 
Bibliothek. Cf. Ghillany, Gefch. d. Ritters M. Behaim, p. 60 n. 

^) Diefelbe Sammlung bewahrt auch eine kleine überaus zierliche 
Erdkugel von ca. 1560, auf welcher das Süd-Polarland ebenfalls die 
Namen «I^egio Patalis*, «fBrafilia^ etc. enthSlt. Diefer Erdglobus befteht 
aus einer flark vergoldeten Kugelfchale; in dem Hohlraume ruht ein 
(ïlbemer Himmelsglobus, der feinerfeits wieder ein Uhrwerk in feinem 
Innem birgt. Die Arbeit ift von Chriillan Heyden gefertiget VergL 
Dr. A. Drechsler, Mittheilungen über die Sammlung des kgL ma- 
thematifch-phydkalifchen Salons zu Dresden, nebfl culturhÜlorifchen 



- 71 — 

Mercator fuchte das Kartenbild der Terra Australis 
einigermafsen zu beleben durch Namen und Citate aus 
den Reifefchilderungen des MarcoPolo, Lodovico de Var- 
thema u. A. So fchon auf dem Globus von i54i, und noch 
mehr auf der grofsen Weltkarte von iS6g^), in die er 
z. B, auch die oben erwahnte Stelle aus D'Enciso's ,,Suma 
de Geografia" eintrug. Die Namen .Beach*, .Locach*, 
.Maletur* find fammtlich dem lateinifchen Texte des 
Marco Polo im „Novus Orbis* von Grynaeus entnonunen. 
Speciell der Name Be ach auf beiden Karten verdankt 
nur einer falfchen Schreibung fiir Locach bei Grynaeus 
feinen Urfprung, wie R. H. Major in fcharffichtiger Un- 
terfuchung gezeigt hat^) Spater wurde dann nach an- 
deren Ausgaben des M. Polo die richtige Lefeart als 
neuer Name nebenBeach aufgenommen. Wahrfcheinlich 
hat Mercator felbft diefen Irrthum verfchuldet: auf dem Glo- 
bus von 1S41 findet fich nur die Bezeichnung Beach, auf der 
Weltkarte von 1S69 aber erfcheinen bereits beide Namen. 

Durch die fortfchreitenden Entdeckungen wahrend 
der zweiten Halfte des XVI. und der erften des XVII. Jahr- 
hunderts fchien die Vermuthung von der Exiftenz eines 
grofsen Süd-Continentes erwünfchte Beftatigung zu er- 
halten 3). Namentlich behauptete Pedro Fernandez de 
Quirós beharrlich, das auftralifche Feftland gefunden zu 



BemerkuDgen. Sep.-Abdruck aus d. „Bulletin de la Société Impériale 
de Naturalistes de Moscou", Dresden 1873, p. 27 f. 

*) S. das fchöne Facfimile in Jomard, Monuments de la géo- 
graphie, Nr. XXI. 

') „Supplementary Facts in the history of the Discovery of Au- 
stralia". Archaeologia, Bd. 44, p. 254. Vergl. auch H. Yule, The 
book of Ser Marco Polo the Venetian, second edition II. p. 261. 

•) R. H. Major; Early voyages to Terra Australis, now called 
Australia etc. London 1859. (Publications of the Hakluyt Society 
Nr. 25.) — Em. Wisotzki „Die Vertheilung von Waffer und Land 
an der Erdoberflache". Königsberg 1879, p. 13 ff. 



— 72 — 

haben, und machte dem fpanifchen Hofe Vorfchlage zur 
Colonifierung deffelben *). Einfichtige und aufrichtige Geo- 
"graphen konnten fich allerdings nicht verhehlen, dafs man 
von der Terra Australis oder Magellanica fo gut wie gar 
keine zuverlaffige Kunde habe^). Nichtsdeftoweniger er- 
hielt fich doch der oben charakterifierte Typus für das Süd- 
land mehr oder weniger getreu noch durch lange Zeit, 
befonders in den Arbeiten deutfcher, niederlandifcher und 
italienifcher Kartographen. So findet er fich mutatis mu- 
tandis auf dem grofsen Erdglobus des Philipp Apian 
vom J. iS 76 (im Befitze der Hof-Bibliothek zu München), 
und auf den Weltkarten des A. Ortelius, Jod. Hondius, 
Corn. Wytfliet, des J. Gaftaldi, Th. Porcacchi, Ruscelli- 
Rosaccio etc. etc. 3). 



*) Al. Dalryjnple: An historical CoUection of the several 

voyages and discoveries in the South Paci£c Ocean. VoL I. p. 95 & 

— DoB Justo Zaragoza: Historia del descubrimiento de las 

.regiones Austriales, hecho por el general Pedro Fernandez de Quirós. 

Madrid 1876—80. 

^ So bemerkt u. A. Jod. Hondius: „Magellanica is tot noch 

• toe by naer gansch onbekent gebleven, soo dat men weynich daer van 

_spreecken can*'. (Tractaet etc. i 6 1 2 p. 28.) Vergl. auch „Welt- oder 

Erd- und Waffer-Kugel, sampt denen Land-Charten", Leipzig 1671, 

p. 29. 

•) In eine ganz andere Kategorie gehören mehrere franzöfifche 
Weltkarten des XVI. Jahrh., die den Austral-Continent gegenüber von 
Sumatra in eine rieiïge Halbin fel „Jave la grande'' enden laflen, 
und in derfelben zahlreiche Namen fiir Buchten, Vorgebirge, Fliiffe etc. 
verzeichnen. Diefen Typus reprafentiert u. A. die grofse Weltkarte, 
welche auf Befehl K. Heinrichs II. von Frankreich angefertiget wurde 
(Jomard, Mon. de la Géogr. Nr. XIX.); dann die Karte von P, Des- 
celiers vom J. 1553 (Malte-Brun, „Un Géographe Francais du XVIo. 
siècle retrouvé." Bulletin de la Soc. de Géogr, 1876) etc. Es ift 
namentlich ein Verdiend R. H. M a j o r ' s , auf die grofse hiflorifche 
Bedeutung diefer Karten aufmerkfam gemacht zu haben. VergL fein 
bereits erwahntes Werk ,,Early voyages to Terra Australis, nów called 
Australia", dann „The life of Prince Henry of Portugal, suroamed the 



- .73 - 

Die Spuckgeftalt des antarktifchen Circumpolar-Con- 
tinentes verfchwand auch dann noch nicht, als die Infel- 
NaturNeu-Guinea's, des Feuerlandes, ja Neuhollands langft 
conftatiert war. Mit trügerifcher Beftimmtheit tauchte das 
Phantom von Zeit zu Zeit wieder auf bis tief herein in 
unfer Jahrhundert. 



vm. 

Spaetere Globen des Joh. Schoner. 



F. A. de Varnhagen bemerkt in feiner Abhand- 
lung ,Jo. Schoner e P. Apianus" etc. (Vienna 1872) p. 53 
Folgendes : 

„Ndo nos consta, que Schoner fizesse outro globo, 
[als den „que leva a data de 1S20"]; pelo que émui prova- 
vel, que fosse esse mesmo, que hoje se vê na bibliotheca 
püblica de Nuremberg, o que o proprio Schoner em 1S23 
ofïfereda ao pai do bigpo de Bamberg, por nieio de uma 
carta, que dea a luz, com o seguinte titulo : 

De nuper sub Castiliae ac Portugaliae Regibus Sere- 
nissimis repertis Insulis ac Regionibus, Joannis Schoner 
Charolipolitani epistola et Globus Geographicus, seriem 
navigationum annotantibus. Clarissimo atque disertissimo 
viro Dno. Reymero de Streytpergk , ecclesiae Babenber- 



Navigator" London i868 p. 440 ff., endlich „Further facts in the 
history of early discovery of Australia" (Archaeologia Bd. 44, p. 233 ff), 
Nach den Refultaten der Unterfuchungen Major's, welche (Ich haupt- 
fachlich auf diefe Karten ftützen, wurde Auflralien fchon in der erften 
Halfte des XVI. Jahrhunderts entdeckt, und zwar wahrfcheinlich von 
franzöüfchen (fpeciell provengalifchen) Seeleuten. 



— 74 — 

gensis Canonico dicatae"^). — Die hier citierte Schrift 
Schöner*s tragt das Datum: „Timiripae, Anno Incarnat. 
Dni. iS23". 

Dafs die von Varnhagen in dem erften Satze ausge- 
fprochene Anficht auf einem Irrthume beruht, ergibt fich 
aus unferen Auseinanderfetzungen über den Globus von 
iSiS (oben Cap. Hl.), Aus dem Wortlaute des Schöner'- 
fchen Briefes von i S 23 ^) geht aber auch klar hervor, dafs der 
in diefem Jahre dem Bamberger Canonicus R. v. Streitberg 
überreichte Globus keineswegs identifch ift mit dem vom 
J. 1S20, fondern dafs es fich hier um eine neue karto- 
graphifche Arbeit unferes Kosmographen handelt. 

Schon die im Eingange des Briefes gebrauchte Phrafe 
von der „rerum novitas" pafst fchlecht auf eine Arbeit, 
die bereits vor Jahren entftanden war, Auch dürfte die 
Dedication eines veralteten Globus nicht fonderlich 
geeignet gewefen fein, Schönern die Gunft feines Patrons 
wieder zu gewinnen, was er doch eingeftandenermafsen 
damit beabfichtigte. 

Nachdem Schoner im Verlaufe feiner Epiflel einen 
kurzen Ueberblick über die grofsartigen Entdeckungen 
der Spanier und Portugiefen gegeben, die Fahrten eines 
Vasco de Gama, eines Chrift. Gblón, eines Fern. Cortez, 
und fchliefslich die erft jüngft voUbrachte Erdumfegelung 



*) Aehnlich auisert (ich Varnhagen auch in feinen „Nouvelles 
Recherches'' etc* p. 20: „Igualmente em 1520 foi mscripto o dito nome 
[America] no globo do proprio Schoner (que cremos ser o mesmo, 
que hoje se encontra em Nuremberg, e cujo hemispherio occidental 
se acha reproduzido pelo Sr. Ghillany) por elle offerecido em 1523 
ao conego de Bamberg, Reymer de Streytpergk por meio de uma carta 
datada de Timiripa". 

*) Wir geben die intereflante und feltene Flugfchrift in der Bei- 
lage III. voUinhaltlich wieder. Dort fïnden Hch auch die darauf be- 
^Üglichen bibliographifchen Notizen. 



- 75 - 

durch Magalhaes gebührend gewürdigt hat, fchliefst er 
folgendermafsen : 

„Ego tam mirifice orbis pervagationi nonnihil 
volens adjicere, ut quae lectu videantur mirabilia, aspectu 
credantur probabiHora, Globum hunc inorbis 
modum effingére studui, exemplar haud fallibile 
aemulatus, quod Hispaniarum sblertia cuidam viro honore 
conspicuo transmisit Nee obidquem antea glomera- 
veram abolitum iri volens, quippe qui eo tempore, quan- 
tum phas erat homini abdita mundi penetrare, abunde 
'expressit, modo sese consona admissione patientur, quod 
invenienda inventis non obstent. Accipe igitur h u n c a m e 
formatum globum ea animi benignitate, qua eum 
laborem ad tui nominis honorem lubens aggres- 
sus sum". 

Darnach kann es wol es keinem Zweifel unterliegen» 
dafs auf diesem neuen Globus die Entdeckungen des 
F. Cortez und die Ergebnifle der Magalhaesïchen Expe- 
dition 1) bereits verzeichnet waren. Schoner ftellt denfel- 
ben ofTenbar feiner (zweimal ausgeführten) früheren 
Globus-Redaction gegenüber, auf der diefe neue- 
ften Errungenfchaften noch nicht berückfichtiget waren, 
Unfer Kosmograph thut fich übrigens dabei nicht wenig 
darauf zu Gute, dafs er fchon damals verhaltnismafsig 



*) Schoner benützte über diefelben neben dem von ihm felbft 
citierten Briefe des Max. Transilvanus noch eine andere Flugfchrift, 
die kurz vorher im Drucke erfchienen war, und die, wie es fcheint, 
zuerft die fenfationelle Kunde von der erften Erdumfegelung nach 
Deutfchland gebracht hatte. Sie führt den Titel: „Ein Schone Newe 
zeytung so kaiferlich Mayestet aufs India yetz nemlich zukommen seind. 
Gar hüpsch von den Newen ynfeln, vnd von yrem sytten gar kurtz- 
weylig züleesen". Einen diplomatifch genauen Abdruck des feltenen 
Flugblattes gibt E. Wel Ier „Die erften deutfchen Zeitungen" (Bib- 
liothek d. lit. Vereins Bd. iii, p. 38 ff.). Vergl. auch H. Harriffe, 
B. A. V. p. 195 f. 



- 76 - 

richtig dargeftellt habe, was erft fpatere Entdeckungen 
beftatigen follten. 

Leider fcheint diefe Erdkugel vöUig verloren zu fein, 
wénigftens blieben alle meine diesbezügllchen Nachfor- 
fchungen refultatlos. — 

Dagegen ift unsein viert er, bisjetzteben- 
fallsunbekanntgebliebener, Globus Schone r's 
glücklicherweife erhalten. 

lm Jahre i533 veröfTentlichte Schoner ein kurzes 
.&^gJ*aphifches Compendium unter dem Titel: „Joannis 
Schoner! Carolostadii Opusculum Geographicum' 
ex diversorum libris ac cartis summa cura et diligentia 
collectum, accomodatum ad recenter elaboratum 
ab eodem globum descriptionis terrenae." 

Das Büchlein erfchien sine 1. et a. Doch ift die Wid- 
mung an den Herzog Johann Friedrich von Sachsen da- 
tiert: „Ex urbe Norica ld. Novembris Anno XXXIII*. 

Wie fich fchon aus dem Titel ergibt, hatte diefes 
geographifche Compendium auch die Beftimmung, als er- 
l^uternder Text für einen neüen Erdglobus des Verfaffers 
zu fungieren. Diefer Globus war ebenfalls dem Herzoge 
'von Sachfen gewidmet, dem Schoner kurz vorher auch 
einen Himmelsglobus zugeeignet hatte *). „Cum autem — 
heifst es in dem Dedicationsfchreiben — coelestis materiae 
opus dedicassemus Excellentiae Tuae, placuit et terrae 
hancfabricam eidem addicere, ut cujus particulae gu- 
bernatio et cura tibi commissa esset, eandem universam 



*) „invitaDte nos voluntate tua", wie Schoner hervorhebt. Die 
zum Himmelsglobus gehörige Abhandlung ftihrt den Titel: „Globi 
stelliferi sive sphaerae stellarum fixarum usus et explicationes etc. No- 
rimbergae 1533". Wenn Lelewel 1. c. II. p. 176 bemerkt: 
„En 1532, fabriquant un globe pour Ie duc de Saxe, il [J. Schoner] 
publia deux nouveaux renseignements sur Putilité des globes'', fo ift 
die Jahreszahl falfch, und der Text ungenau. 



— 77 — 

contemplari quamvis parvo in globulo et perlustrare 
posses**. 

In der geographifchen Abhandlung felbft wird viel- 
fach auf den begleitenden Globus Bezug genommen ^), 
und wiederholt darauf hingewiefen, dafs es eine neue 
Arbeit fei »). 

Ein gut erhaltenes Exemplar diefes bis 
jetzt ver fchollenen Globus befindet fich auf 
der Militar-Bibliothek in Weimar, alfo derfelben 
Sammlung, welche auch ein Exemplar des ólobus von 
i5i5 bewahrt 

Der Identitats-Beweis kann hier genau mit denselben 
Argumenten erbracht werden, wie wir ihn in Cap. lü. fiir 
die letztgenannte Arbeit unferes Kosmographen durch- 
gefuhrt haben. Um nicht allzu fehr in die Breite zu gehen 
genüge es hier zu conftatieren, dafs fammtliche Angaben 
des Weimarer Globus in dem ^Opusculum Geographicum* 
ihre photographifch genaue Beftatigung finden. Der Pa- 
rallelismus ift ein vollftandiger: in der Gruppierung und 
Abgranzung der Lander, in den zahlreichen Pofitions-Be- 
ftimmungen, vor AUem auch in der Schreibung der Orts- 
namen. Eigentlich ausfchlaggebend ift wieder das Vor- 
kommen eines beftimmten Stadt-Namens. Von europai- 
fchen Stadten ift namlich auf dem fraglichen Weimarer 
Globus neben ^Lysibon* (man beachte die deutfche 
Form!) nur Nuremberga verzeichnet. lm J. iS33 aber 
war Schoner bereits Lehrer am Gymnafium zu Nürnberg; 



*) So und A. Pars I. cap. VI: „quae etiam videre licebit in prae- 
senti opere sphaerico ipsius terrae*' ; oder cap. VIII ; „Huic ergo nostro 
terrae globo"; cap. IX: „hunc nostrum terrae globum" etc. Mehrere 
Capitel behandeln fpeciell die Einrichtung und den Gebrauch des 
Globus. 

') Pars I. cap. IX. „in hoc opere novo", und fchon im Titel: 
„accomodatum ad recenter elaboratum . . . globum". 



- 78 - 

^ex urbeNorica* ift ja auch, wie erwahnt, das Widmungs- 
Schreiben an den Herzog datiert *). 

Wir geben auf Tafel V eine verkleinerte Abbildung 
der Süd-Heraisphare diefes vierten SchönerTchen Globus, 
in demfelben Mafsftabe wie die Abbildungen der Globen 
von i5i5 und 1S20. 

Schon bei einem flüchtigen Vergleiche des Schö- 
ner'fchen Globus von i533 mit der Wcltkarte 
des Orontius Finaeus fpringt die frappante nahezu 
vollftandige Uebereinftimmung diefer beiden 
Weltbilder in die Augen. Auf beiden beobachten wir die- 
felbe Vertheilung von Meer und Land, denfelben Verlauf 
der Umrifslinien, diefelbe Nomenclatur. Es ift das vor Allem 
bei dera Auftral-Continente bemerkenswerth , da ja hier 
fo gut wie Alles dem fubjectiven Ermeffen des Karto- 
graphen anheimgeftellt war. 

Unmittelbar drangt fich die Anflcht auf, dafs Schoner 
bei der Anfertigung feinesGlobus von iS33 die Weltkarte 



1) An dem Knaufe, in welchem bei dem Weimarer Globus Anne 
wid Beine des Meffing-Geilelles zufammenlaufen , ift eine JahreszabI 
eingraviert, deren letzte Ziffer fich leider nicht recht ^pentziffern* lafst; 
am eheilen kann es 1534 heifsen. Humboldt erwahnt an zwei 
Stellen feiner „Kritifchen Unterfuchungen** (I. 307 und 419) eine Erd- 
kugel in Weimar, „die als Zeitangabe das Jahr 1534 enthalte", ohne 
dafs er fonft irgend Etwas über diefelbe bemerkte. Ohne Zweifel 
meint er damit diefen jüngeren Globus von Schoner, und die Zahl am 
Knaufe des Geilelles. AUein — ganz abgefehen von dem bedenk- 
lichen Charakter der letzten ZifTer — ift die Jahreszahl am Fufsgeftelle 
ohne Beweiskraft fiir die Frage nach der Entftehungszeit des Globus, 
da die Armatur der Globen damals haufig erft fp^ter und von fremder 
Hand angefertigt wurde. So tragt der Meffing-Horizont des Behaim'- 
fchen „Erd-Apfels" die Datierung 15 10, ift alfo erft 18 Jahre nach 
VoUendung des Globus beigegeben worden. Vergl, Murr, Diploma- 
tifche Gefchichte etc. p. 19, und Ghillany, Gefch d. Seefahrers und 
Ritters M. B. p. 73. 



— 79 — • 

des franzöfifchen Mathematikers von i53i zu Grunde ge- 
legt, refpective copiert habe. 

Die Möglichkeit diefes Thatbeftandes lafst fich bei 
der Lückenhaftigkeit des vorliegenden Quellen-Materials 
allerdings nicht beftreiten. Vielleicht liegen indefTen die 
Dinge doch anders, und es ift die Uebereinftimmung zwi- 
fchen den beiden Weltbildern umgekehrt aus der Be- 
nützung einer Schöner'fchen Arbeit durch Or. Finaeus zu 
erklaren. 

Dafs Finaeus in der That aus Schoner gefchöpft hat, 
wurde bereits im vorigen Capitel gezeigt: die mifsver- 
ftandliche Verwendung der Bezeichnung «B ras il ie 
Regio* für das grofse Südland auf der Weltkarte des 
Finaeus kann nur aus diefer Quelle (lammen. Nun ift es 
aber gewifs wenig wahrfcheinlich, dafs zuerft B denA, und 
dann wieder A den B ausgefchrieben hat, wie es hier 
unter der obigen Vorausfetzung wirklich der Fall ware. 

Schoner deutet an mehreren Stellen an, welcher Art 
die von ihm benützten Karten waren: es fmd Seekarten, 
wahrfcheinlich fpanifche Original-Arbeiten. ^, , • . nam 
ad manus fuere chartae marinariae optimis charac- 
teribus conscriptae et novae, magni valoris et precii, quo- 
rum etiam loca Metheoroscopiis, quantum potuimus, con- 
corditer locavimus*.*) Das. Weltbild des Or. Finaeus ift 
nirgends auch nur mit einer Silbe erwahnt, und doch 
würde Schoner gewifs eine Karte nicht vöUig ftillfchwei- 
gend übergangen haben, die er nicht nur benützte, fondern 
nahezu wörtlich copierte. 

Die Schwierigkeiten fchwindeiii wenn wir annehmen, 



*) Opusculum Geographicum Pars I, cap. IX. Aehnlich heifst es 
auch cap. VI: „. . . quae etiam videre licebit in piaesenti opere 
sphaerico ipsios terrae, ac in novfssimis cartis marinariis, 
quamm nos plores etiam notabiles magnae aestimationis ad manus 
habuimus in hac nostra descriptione''. 



— 8p — 

dafs Örontius Finaeus nicht allein die ^Brasilie Regio*, 
fondern den ganzen Auftral-Continent, die Magalhaes- 
Strafse, überhaupt die ganze Landergruppierung von 
Schoner entlehnt habe, — mit einem Worte, dafs die 
Weltkarte des Or. Finaeus eine Copie nach 
Schoner fei. 

Die Vorlage des Delphinaten kann dann felbftver- 
(landlich nicht der Globus von i S i S ^) gewefen fein, wol 
aber der Globus von iS23. Das Weltbild des Finaeus 
enthalt Nichts, was nicht fchon in dem genannten Jahre 
in Deutfchland kartographifch fixiert werden konnte. 
Der Globus Schöner's von iS23 mufste alfo — von Ein- 
zelnheiten abgefehen — bereits diefelben Züge an fich 
getragen haben, wie fein jüngerer Bruder von i533, 
fo dafs der letztere im Wefentlichen nur als eine 
zweite Ausgabe der fel ben Arbeit zu betrachten ift, 
ganz ahnlich, wie Schoner auch feinen erften Globen- 
Typus mit geringen Abweichungen zweimal übereinftim- 
mend ausarbeitete. 

Im Jahre iS23 hatte Schoner bereits fpanifche Ori- 
ginal-Karten zu feiner Verfügung, wie er felbft in feinem 
Brief e ^De nuper repertis insulis** betont: ^Globum hunc 
in orbis modum effingere studui, exemplar haudfalli- 
bile aemulatus, quod Hispaniarum solertia 
cuidam viro honore conspicuo transmisit**, 

Mit voller Entfchiedenheit könnte die aufgeworfene 
Frage nach dem Quelleh-Verhaltniffe der beiden Welt- 
bilder allerdings erft dann beantwortet werden, wenn uns 
ein glücklicher Zufall den Globus Schöner's von i523 in 
die Hande fpielte. Es fmd gerade in den letzten Jahren fo 
viele bereits verloren geglaubte kartographifche Denk- 
maler diefer Periode an da^ Tageslicht gefördert worden, 

^) Der Globus von 1520 kommt als nicht veröffentlichte Hand- 
AeichnuDg nicht in Betracht. 



— 8i — 

dafs wir wol auch hier die Hoffnung noch nicht völlig 
aufgeben dürfen. 

Noch eine befonders charakteriftirche gemeinfame 
Eigenthümlichkeit der Weltkarte des Orontius Finaeus 
und des SchönerYchen Globus von i533 möchte ich hier 
mit ein paar Worten berühren. Auf beiden erfcheint die 
neue Welt im Feftlands-Zufammenhange mit Afien, fo dafs 
Mexico einen Theil von China bildet *). In Uebereinftim- 
mung hiemit heifst es im «Opusculum Geographicum* von 
Schoner: 

^Americns tamen Vesputius, maritima loca Indiae 
superioris ex Hispaniis navigio ad occidentem palustrans, 
eam partem, que superioris Indiae est, credidit esse in- 
sulam, quam a suo nomine vocari instituit. Alii vero nunc 
recentiores Hydrographi eam terram ulterius ex alia parte 
invenerunt esse continentem Asiae, nam sic etiam ad Mo- 
luccas insulas superioris Indiae pervenerunt. Hanc con- 
tinentem Asiae superioris portionem extra Ptolemaeum 
ante nostra tempora ab Marco Polo Veneto et aliis quam- 
plurimis lustratam legimus* 2). 

Die ganze Anfchauung geht natürlich im Wefent- 
lichen auf den alten Grund-Irrthum zurück, den der grofse 
Genuefe mit ins Grab genommen 8). Derfelbe war geradfe 
damals durch die Entdeckungen des F. Cortez neuerdings 
heraufbefchworen worden. Joh. Schoner ftützte fich übri- 
gens bezüglich diefes Herüberragens der alten Welt bis 
an die Atlantis auf die Ergebniffe der Magalhaes'fchen 
Expedition*). Es ift bemerkenswerth, dafs bereits in der 

•) Diefe feltfame DaHlellung ift auch auf unferer Abbildung der 

beiden Sttd-Hemispharen erkennbar, da der afiatifche Hafenplatz des 

Ptolemaeus «Cattigara* an die Weftkiifte von Süd- America verlegt 

erfcheint 

*) L c. Pars II. cap. I. 

•) Vergl. unten p. 90, 

^) Opusculum Geographicuniy Pars IL cap. 20: ,,Post Ptolemaeum 

Wieser, Magftlhftea-StraMe. ^ 



— 82 — 

von Schoner fo ausgiebig benützten «G)pia der Newen 
Zeytung aus Presillg Landt* die Anficht vertreten er- 
fcheint, Brafilien fei ein Theil des (lidöftlichen AAen ^). 

Wenn auch in den mafsgebenden Kreifen bald fchon 
die Anficht fich Bahn brach, dafs die neue Welt durch 
eine breite Waflerftrafse von Afien getrennt fei ^), fo er- 
freute fich doch auch die Wahnvorflellung von dem 
afiatifch - americanifchen Doppel - G)ntinente durch ge- 
raume Zeit einer nicht geringen Popularitat Es ware 
gewifs nicht ohne Intereffe, genauer zu verfolgen, wie 
lange fich diefe phantaftifche Idee noch gehalten hat, und 
die zahlreichen Karten mit einander zu vergleichen, 
welche diefelbe widerfpiegeln. 



vero ultra l8o gradnm versus orientem multae regiones repertae per 
quemdam Marcum Polnm YeDetom, ac alios, sed ntmc a Colnmbo 
Gennensi et Americo Vespntio, soltim loca littoralia ex Hispaniis per 
Oceannm occidentalem illuc applicantes, Instratae sant, eam partem 
terrae insulam existimantes vocarunt Americam, qoartam orbis par- 
tem. Modo vero per novissimas navigationes, factas anno 
post Christom 1519 P^^ Magellanum ducem naviom invictissimi 
Caesaris divi Caroli etc. versus Moluccas insulas, quas alii Moluquas 
vocant, in supremo oriente positas, eam terram invenerunt esse 
continentem superioris Indiae, quae pars est Asiae''. 

^) VergL unten p. 91 u. 107 n. 

*) G. Mercator verzeichnete diefe Straüse — feine Vorlage, die 
Weltkarte des Or. Finaeus, corrigierend — bereits auf der Karte von 
1538. Hier und ebenfo auf dem Globus von 1541 erfcheint diefelbe 
noch ohne Namen; auf der grofsen Weltkarte von 1569 heiist de 
bereits „el streto de anian". (Ueber das friihefte Vorkommen 
diefer Bezeichnung vergl. Pefchel, Gefch. d. Erdkunde 2te Aufl. 
p. 273 u. 816, S. Ruge i^retum Anian", Dresden 1873 p. 23, und 
Vivien de Saint-Martin, Histoire de la Géographie p. 360). 



BEILAGEN. 



6* 



I. 

Die Flugfchrift: 

„Copia der Newen Zeytung auss Presillg Landt" 



Wenn wir trotz der bereits zahlreich vorliegenden 
Interpretations-Verfuche es unternehmen, das in der Ue- 
berfchrift genannte Flugblatt noch einmal einer ausfuhr- 
lichen Befprechung zu unterziehen, fo beftimmt uns dazu 
vor Allem die Erwagung, dafs die ^Zeytung aufs Presillg 
Landt* fpeciell fiir die vorliegende Arbeit von hervorra- 
gendftem Interefle ift , und dafs die Bedeutung derfelben 
ivir die Gefchichte der Erdkunde gerade durch die Re- 
fultate der obenftehenden Uiiterfuchungen nicht unwe- 
fentlich erhöht erfcheint. Wir heffen aufserdem noch ver- 
fchiedene Punkte, wie namentlich die Frage nach dem 
Datum und der Herkunft der Flugfchrift in ein etwas hel- 
leres Licht rücken zu können, als es bisher gefchehen ift. 

Als A. V. Humboldt die ^jCopia der Newen Zeytung* 
zuerft eingehend analyfierte ^), war nur ein einziges Exem- 
plar derfelben bekannt, das auf der Hof-Bibliothek in 
Dresden. Heute find lO Abdrücke bibliographifch proto- 



Kritifche Unterfachongen ni. p. 177—192. 



— 86 — 

kolliert: 6 davon befinden flch in Deutfchland ^) , 3 in 
America ^, i in Frankreich '). 

Trotz diefer noch immer relativ dürftigen Ueberlie- 
ferungkönnen wir nicht weniger als drei verfchiedene 
Ausgaben conftatieren : 

A. ^Copia der Newen Zeytung aufs Presillg Landt. — 
Getruckt zu Augspurg durch Ërhart oghn**). 

B. ^Copia der Newen eytung aufs Presilg Landt. — Gre- 
truckt zu Augspurg durch Erhart öglin*^). 

C ^Copia der Newen Zeytung aufs Presillg Landt*, s. 1.®) 
Da fammtliche Ausgaben ohne Jahresangabe er- 

fchienen , fo wurden über die Datierung des Flugblattes 

fehr divergierende Anfichten laut. 

A. V. Humboldt verlegt, wie bereits erwahnt, die 

von der ^jZeytung* gefchilderte Expedition in die Zeit 



^) 2 auf der Hof-Bibliothek in München, je eines ia Regensburg, 
Ntlmberg, Leipzig und Dresden. Vergl. E. We lier „Repertoriiun typo- 
graphictun'' p. 35, und „die erften deutfchen Zeitungen" (Bibliothek 
d. Ut Vereines CXI. p. 87.) 

>) H. Harriffe „Bibliotheca Americana Vetustissima'S p. 172 ff. 
und J. Ruffell Bartlett „Bibliographical Notices" p. 67 f. 

*) In der Bibliothek von Ternaux-Compans (Archives des Voyages IL 

p. 306 ff') 

^) Harriffe, B. A. V. p. 174. In den Additions p. 27n. bietet 
^ die Iiefeart „Zeitung*^ und |,Pressilg". 

B) In dem alphabetifchen Verzeichniffe deutfcher und lateinifcher 
Ortsnamen, das J. Schoner feiner „Lucul. q. terrae t. descriptio" an- 
h&ngt, kommt auch vor: „Presilgen landt = Brasiliae regio''. 
Vielleicht darf man aus diefer Lefeart fchliefsen, dafs Schoner die 
2te Augsburger-Ausgabe vor ilcH gehabt hat. 

^ £. Weller fUhrt noch eine Ausgabe „G)pia der Newen Zei- 
tung aufs Bresillg Landt'' an , und beruft (ich auf ein Exemplar der 
Leipziger Univerf.-Bibliothek Wie ich mich durch forgföltige Ver- 
gleichung ttberzeugte, ül aber das einzige Exemplar unferer Flugfchrift, 
das die genannte Bibliothek befïtzt, ein Abdruck der oben intt C be- 
zeichneten Ausgabe. 



- 87 - 

zwifchen 1S2S und 1540^). H. Harriffe reiht die 
.Zeytung* in feiner «Bibliotheca Americana vetustissima* 
bei dem Jahre i520 ein, mit Rückficht auf den Umftand, 
dafs in dem Berichte die füdamericanifche Durchfahrt 
bereits envahnt fei, ift aber geneigt, eine frühere Datierung 
anzunehmen 2). 

F. A. d^Varnhagen identificiert die fragliche Ex- 
pedition mit der des Gongalo Coelho von iSo3 ff., und ver- 
legt das Erfcheinen der ^Zeytung* in das Jahr iSo/^). 
D'Avezac fpricht fich nur im AUgemeinen dahin aus, 
dafs man unfere Flugfchrift nicht über die erften Jahre 
des XVX Jahrh. hinaus -datieren dürfe*). 

Em. Welle r gibt als Entftehungszeit der ^Zeytung* 
das Jahr i5o5 an, und fcheint hiezu ausfchliefslich durch 
die Vermüthung beftimmt worden zu fein , das Flugblatt 
fei ^Alberico Vespucci's Reifebericht*^). Diefe Anficht 
ift aber völlig unhaltbar. Wer jemals einen Brief Ves- 
pucci's in der Hand gehabt , wird zugeben , dafs die ver- 
worrene im hausbackenften Style gefchriebene ^Zeytung* 
ganz unmöglich als eine Arbeit des florentinifchen See- 
fahrers betrachtet werden kann, der als gefchmackvoUer 



*) L c. p. 185. Vergl. auch oben p. 34. 

*) L c. p. 174. „The date of 1520 is altogether arbitrary, and 
rests on no other foundation than mere inferences tending to show 
that the account may have been written soon after the expedition of 
Magellan". (Aehnlich auch J. Ruffell Bartlett: „Bibliographical 
Notices etc. p. 68). In der Note aber fügt Harriffe hinzu: „if not 
before", und p. XLIX. weist er geftützt auf die „Zeytung aufs Presillg 
Landt" auf die Möglichkeit hm, dafs die füdweftliche Durchfahrt bereits 
vor Magalhdes von Chrift. de Haro entdeckt wurde. 

«) „Nouvelles Recherches" etc. p. 10, u. 49 f. und „Ainda Ame- 
rigo Vespucci; Novos estudos e achegas etc." p. 3. 

*) „Considerations Géographiques" etc. 1. c. p. 170. 

*) „Die erften deutfchen Zeitungen" 1. c. p. 87, dann Repertorium 
typographicum p. 35, und Serapaeum 1859, p. 219. 



— 88 — 

Schriftfteller ebenfo bekannt war, wie als gdehrter Ma- 
thematiker und nautifch erfahrener Aftronom. — 

Bei dem orakelhaften Dunkel, das in- der ^jZeytung* 
herrfcht, ifl die Deutung und chronologifche Einreihung 
aufserordentlich erfchwert. Wir fehen uns im Wefentlichen 
auf das Gebiet der Conjectur und Combination verwiefem 

Als unanfechtbarer ^terminus a quo* fur die Expe- 
ditionergibt fich das Jahr iSoo, in welchemP. Al. Cabral 
das Land Brafilien zuerft erblickte. Als ^terminus ad quem* 
konnte von Vorne herein betrachtet werden die Heimkehr 
der MagalhaesTchen Expedition — September 1S22 — 
da man feitdem auch in weiteren Kreifen Kenntnis von 
den Ergebriiffen der erften Weltumfegelung haben, ganz 
unzweifelhaft aber der Freund und Genofle des Magalhaes, 
Chr. de Haro , über die wirkliche Lage der Aidweftlichen 
Durchfahrt genau unterrichtet fein mufste. 

Eine weitere Granze nach Oben glaubte H. Harriffe 
aus der Angabe des Druckers in einzelnen Exemplaren 
der Flugfchrift zu gewinnen: ^jGetruckt zu Augspurg 
durch Erhart öglin* ^). Denn Erh. Oeglin (Oglin oder 
auch Ocellus aus Reuttingen) druckte nach Zap f nur bis 
1 5 1 6 *). Diefe Angabe ift indefTen irrig. Wir befitzen 
Drucke Oeglin's aus fpaterer Zeit, z. B. eine ^Introductio 
quaedam utilissima, sive Vocabularius quattuor linguarum 
latine Italice, Gallice et Alemanice* etc. ^^Gedruckt in der 
Kaiserlichen stat Augspurg durch Erhart oglin jmjar 
do man zalt tausent fünff hundert vnd im achtzehendden* ^). 
Und noch 1S20 wird Erhart Oeglin unter den Augsburger 
Buchdruckern genannt in einem Erlaffe, durch welchen 



^) 1. c. p. XLGC und 175. ,, Oglin does not seem have printed 
after 15 16". Ihm fchliefst fich auch S. Rug e an, 1. c p. aa. 

*) yyAugsburg's Buchdruckergefchichte*'. Bd. I. p. XUIL and IL 
p. 20a. 

*) E. Weller: Repertorium typogr. p. 136 f. 



- 89 - 

der Stadtrath den Druck von religiöfen Streitfchriften 
ftrenge verbot ^). 

Durch den oben erbrachten Nachweis, dafs Schoner 
bereits iSiS die ^Zeytung^ excerpierte, ergibt fich jetzt 
felbftredend diefes Jahr als neuer unanfechtbarer «terminus 
ad quem.» Für eine noch engere chronologifche Begranzung 
bietet uns einen Anhaltspunkt die wiederholte Erwahnung 
von Malacca. «vnd vermayndt [der Piloto], das von soUi- 
chem Cabo dye Presill . . . vber Sechshundert meyl gen 
Malaqua nit sey. Vermayndt auch in kurtzer zeyt durch 
solichen Viagio • . . von Lifibona gen Malaqua zufaren 
vndwiderumb kumen, das dem kunig von Portugal mit 
der Specerey ein grosse hilff wirdt pringen. Sie finden 
auch das das landt von Presill hynumb get byfs gen M a- 
laqua* etc. 

Ohne Zweifel ifl hier von der Auffindung eines See- 
weges nach Malacca die Rede, welcher angeblich für die 
Portugiefen kürzer war, als der um das Cap der guten 
Hoflfnung. 

Dafs die Portugiefen wirklich in den erflen Jahren 
des XVI. Jahrh. fich mit dem Gedanken trugen, eine der- 
artige Strafse aufzufuchen, ifl uns auch fonfl mehrfach 
bezeugt^). Es mag wundernehmen , wie die Portugiefen 
darauf verfielen, in wefllicher Richtung nach Malacca zu 
fahren. In einem Falie konnte ein derartiger Seeweg für 
fie allerdings von der allergröfsten Wichtigkeit fein, namlich 
dann, wenn die genannte oflafiatifche Handelsfladt weni- 
ger als 3 70 fpanifche leguas von den Infeln des grünen Vor- 
gebirges entfernt lag. Denn der Meridian in der bezeich- 
neten Diflanz von den Capverdifchen Infeln war nach dem 



1) A. F. Butfch: „Die Bücher-Omamentik der Renaiflance*' 
p. 22. 

») S. oben p. 36, ff. 



— 90 — 

Uebereinkommen von Tordesillas im J. 1494 die Granz- 
fcheide zwifchen der fpanifchen und der portugieüfchen 
Erdhalfte 1). 

Eine folche Vermuthung konnte damals ganz wol als 
berechtïget gelten, und war durchaus nicht fo abenteuer- 
lich, als es uns jetzt erfcheinen mag. Denn über 'die 
öftliche Ausdehnung Afien's waren allgemein die phan- 
taftifchflen Anfichten verbreitet Auf den meiden Karten 
des XV. und aus dem Anfange des XVL Jahrh. erfcheint 
diefer Erdtheil in den aquatorialen Gebieten fehr weit 
gegen Süd-Often vorgefchoben, bis zum 2ioten, 240ften, ja 
bis zum 26o(len Grad, und eine fabelhafte Südoft-Halbinfel 
erftreckt fich bis zum 3oten Grad S. Br. 2) Chrift. Colón 
wurde bekanntlich durch diefe irrthümliche Vorftellung 
wefentlich mit zu feinerFahrt über den atlantifchen Ocean 
veranlafst; er hielt die Infel Spagnola für das Zipangu des 
Marco Polo, alfo für Japan, und als er auf feiner 4ten Reife 
an die Geftade des heutigen Costarica gelangte, und die 
Eingeborenen ihm erzahlten, jenfeits der Berge fei wieder 
ein Meer, da nahm er die central-americanifche Landmauer 
für eine hinterindifche Halbinfel, und wahnte fich nur 
loTagreifen von der Gangesmündung entfernt Der grofse 
Entdecker ift ja auch in dem Glauben, er habe die Oft- 
Küfte von Afien erreicht, geftorben ^). 



^) Navarrete, Colleccion de los viajes etc. II. (2te Ausgabe. 
Madrid 1859) p. 154. O. Pefchel: „Die TheiluDg der Erde unter 
Papil Alexander VI. und Julius II." Leipzig 187 1, p. 14 f. Cf. auch 
unten p. iii n. 

^ VergL u. A. J. Lel e we Is* Altas, Planche 40—46, und 
D'Avezac: „Sur un globe terrestre trouvé a Laon, antérieur a la 
déconverte de TAmérique". (Bulletin de la Soc. d. Géogr. 1860, 2.) 
Humboldt, Kritifche Unterfuchungen, I. p. 34 ff. u. 346 ff. O. Pe- 
fchel, Gefch. der Entdeckuogen p. 117 ff. 

«) Navarrete Bd. I. (2te Ausg. Madrid, 1858) p. 447 f, und 
Pefchel, Gefch. d. Entdeckungen p. 371 ff. K. Werner: Die Kos- 



— 91 — 

Die Theilnehmer an unferer Expedition hielten 
ofTenbar das rüd-americaniTche Feflland flir eine Südoft* 
Halbinfel von Afien. Das beweist die geringe Taxierung 
der Entfernung Malacca's von dem angeblichen Süd-Cap, 
das zeigen auch klar die Notizen über den hl. Thomas: 
man glaubte in Indien zu fein , und da durften dann auch 
die Thomas-Chriften nicht fehlen. 

Selbftverftandlich konnten aber die Portugiefen Ma- 
lacca in fo geringer weftlicher Entfernung von Europa 
nur zu einer Zeit vermuthen, als fie noch nicht bis 
zu diefem Handelsplatze vorgedrungen waren. Demnach 
mufs die von der ^Zeytung* bcfchriebene Ex- 
pedition vor I 5o9 ftattgefunden haben, in wel- 
chem Jahre die Portugiefen zum erften Male nach Ma- 
lacca gelangten *). 

Von da ab horen wir in der That Nichts mehr von 
Verfuchen der Portugiefen, in füdweftlicher Richtung nach 
Malacca vorzudringen. lm zweiten Decennium des XVI* 
Jahrh. find es die Spanier, welche in diefen Regionen nach 
der Möglichkeit ausfpahen, auf einem weftlichen Seewege 
zu den Molukken zu gelangen, welche im Verdachte ftan- 
den, noch dieffeits der Demarcations- Linie, alfo auf der 
fpanifchen Hemisphare zu liegen. Auch Malacca vermu- 
theten die Spanier noch immer viel weiter im Often, und 
nahmen es für ihre Erdhalfte in Anfpruch*). 

Gedruckt kann die ^^Zeytung aufs Presillg Landt* 
nichtvorEnde iSo8 worden fein. Im September diefes 
Jahres erfchien das bereits erwahnte Buch von Jobst 



mologie und allgemeine Naturlehre des Roger Baco. Wien 1880, 
p. 117 f. (A. d. Sitzungsber. d. k. Akademie phil. hist Cl. befonders 
abgedruckt). Tfchackert, Peter v. Ailli, Gotha 1877, p. 335. 

*) Pefchel, Zeitalter d. Eatdeckungen p. 600 ff. 

*) Navarrete, 1. c. III. p. 127 f. Vergl. auch Journal of the 
American Geographical Society 1872, p. 215 etc. 



— g2 - 

Ruchamer: .Newe unbekanthe landte* etc. Der eifrige 
Herr Aichte die Sammlung von Reifeberichten , die er in 
dem ihm vorliegenden Originale fand, nach Kraften zu 
vennehren; einige Nummern find von ihm neu eingefiigt*) 
Ware die «Zeytung* damals in Deutfchland fchonbekannt 
gewefen, fo hatte fich Ruchamer eine fo fchatzbare Acqui- 
fition gewifs nicht entgehen laflen. 

In diefelbe Zeit weist auch ein bibliographifches 
Moment. Dem Exemplare der .Zeytung' auf der 
Dresdener Bibliothek iil namlich eine andere Flug- 
fchrift beigebunden, welche in Format uhd typographi- 
fcher Ausftattung ganz mit der .Zeytung* übereinftimmt ; 
diefelbe ftammt aus dem Jahre 1 5o8 *). 

Man hat wol auch verfucht, den Ausdruck «Pre- 
sillg Landt* zur genaueren chronologifchen Fixierung 
unferer Flugfchrift heranzuziehen. Nach der Anficht des 
hervorragendften Kenners der Entdeckungsgefchichte 
Brafilien's, F. A« de Varnhagen, kam namlich fur die 
Oftküfte von Süd- America der Name Brafilien zuerft 



^) So die ,,abschri£flfce eines Saodtbriefes'^ des Koenigs von Por- 
tugal an den Papft Julius n. vom 12. Juni 1508. (Ueber eine lateinifche 
Ausgabe diefes Briefes vergl. Panzer*s Annalen XI. p. 500; über die 
deutfche Ausgabe Welle r Repert. typogr. Nr. 426). Ebenfo ift eine 
neue Acquisition Ruchamer's die „botschaüte aufs Lifsbona, von einem 
erbern glawbwirdigen kauffmanne^' etc. am SchlufTe feines Werkes. 

>) Es ifl die „Geschichte kurtzlich durch die von Portugalien in 
India Morenland und andem erdstrich des auffgangs'' etc. s. 1. et a. 
W e 1 1 e r (Repertorium typogr. p. 45) verlegt das Schriftchen in d. J. 1 5 o 7. 
Dafs daffelbe aber wirklich erft 1508 gedruckt ift, ergibt Hch aus 
der Notiz im Texte: „vorverganges jar 1506". Das lateinifche Ori- 
ginal der Schrift war zuerft 1506 zu Rom bei J. Bedeken erfchienen 
unter dem Titel: „Gesta proxime per Portugalenses in India, Ethiopia 
et aliis orientalibus terris" etc , dann im folgenden Jahre zweimal in 
Deutfchland: zu Cöln und Nürnberg. Vergl. Panzer VL 362, 
VII. 445, und X. 24. 



- 93 - 

im J. 1 5 1 1 in Verwendung ^). Es ware natürlich unftatt- 
haft, aus diefem Uipftande auf eine Eotftehung der «Zey- 
tung aus PresOIg Landt* vor i5ii zu fchliefsen '). In- 
defien erweist fich auch die genannte Vorausfetzung bei 
naherer Zuficht als eine irrige. Ich finde den Namen 
Brafilien^ fchon feit i5o4 mehrfach im Ge- 
branche. 

So hei(st es in einer ^Befchreibung der Meerfahrt 
von Liflabon nach Calacut* vom J. i5o4^): «Damach 
(von «Cabowerdj*) faren sy zu einem land, heisst terra 
de santa Cenis [sic!] .... Undbringt man ausgemdten 
landen vill prisillL Das cost nichtz, den das man das ab- 
haut, und sucht man noch stets in ermdten landen, hofll 
ander ding darin zu finden. Heisst terra nova de 
Prisilli». 

Ebenfo fagt Giov. da Empoli in feinem Ende 



^ F. A. de Varnhagen: Historia geral do Brazil L p. 22 und 
427. Pefchel, Zeitalter d. Entdeckungen p. 337. J. G. Kohl, Die 
alteiten Generalkarten etc. p. 138, o. A. m. 

*) R. Rösler dagegen fUhrt die „ZeTtung aus Presillg Landt" 
als das frühefte Vorkommen des Namens BrafUien an ; er verlegt allex- 
dings mifere Flogfchrift im Anfchlofle an Weller in d. J. 1505. Aus- 
land 1873 p. 640. Vergl. auch Fr. v. Hellwald ebendort 1874 p. 302. 

") Selbftredend abgefehen von den verfchiedenen Infeln diefes 
Namens, welche die nautifchen Karten des XTV. u. XV. Jahrh. im 
atlantifchen Oceane verzeichnen. 

*) Diefelbe fand fich in dem Nachlaffe C. Peutinger's, und wurde 
von B. Gr ei ff publiciert im 26ten Jahresberichte d. hül. Kreis- Vereins 
f. Schwaben und Neuburg (Augsburg 1861) p. 160 ff. Die Flugfchrifl 
„Den rechten weg aufs zu faren von Lifsbona nach Kallakuth'* s. 1. 
et a. hat damit Nichts zu thun. (Weller, Rep. typ. p. 34 reiht das 
letztgenannte Flugblatt beim J. 1504 ein; es ül aber (icher 1505 er- 
fchienen, da Ereigniffe diefes Jahres als gefchehen, folche des folgen- 
den als bevorflehend erwahnt werden. Weller verzeichnet das Exemplar 
der Stadtbibliothek zu Schaffhaufen ; ein weiteres beiltzt die Univerfitllts- 
Bibliothek in München). 



— 94 — 

lSo4 gefchriebenen Reifeberichte: ..... ci trovammo 
tanto avanti per mezo la terra della vera croce, over 
del Br e si 1, cosi nominata, altre volte discoperta per 
Amerigo Vespucci* ^). Undin einem portugiefifchen Schiffs- 
tagebuche, das in den Jahren i5o5 — i5o6 geführt wurde, 
findet fich die Notiz : .aos 6 dias de mayo foron leste hoes te 
con a terra de Brazil 200 leguas e dhy se foron ao sul 
ata 40 grados* etc. *). 

So bürgerte fich für die ^^terra de Sancta Cruz* des 
P. Alvares Cabral fchon bald nach der Entdeckung die 
neue Bezeichnung .terra de BraziP ein, eine Thatfache, 
welche der portugiefifche Gefchichtfchreiber Joao de Barros 
auf das tieffte beklagt. Diefen Wechfel, meint er, habe der 
Teufel gerathen j als ob der Name eines Holzes, wèlches 
Tuch farbt, etwa wichtiger ware, als der jenes Holzes, das 
durch das Blut unferes Erlöfers geröthet worden ®) ! 

Fragen wir endlich nach der Herkunftder «Zey- 
tung*, fo ergibt fich unmittelbar, dafs wir es mit einer 
Ueberfetzung aus dem Italienifchen zu thun haben. Zahl- 
reiche italienifche Ausdrücke, in der Regel durch das 
unmittelbar beigefïigte deutfche Wort erklart, laffen das 
klar genug erkennen. So z. B.: „ge ar mirt oder gerust"; 
„deschribiert"; „Capo...das ift ein spitz oder ort 
so in das meer get"; „Syt ponente leuante, das 
ist gelegenheyt zwischen dem auffgangk oder Ost, vnd 
nydergangk oder West"; .stritta de gibilterra* 



^) Ramusio, NavigatioDi et Viaggi etc. Volume L Venetia 1563» 
fol. T45a. Vergl. auch A. v. Humboldt, Kritifche Unterfuchungen 
iH. p. 99. 

*) Abgedruckt von Schmeller in feinem AufTatze „Ueber Va- 
lentin Fernandez Alema etc.'* Abhandlungen der I. CL d.* k. bayri- 
fchen Akademie d. W. Bd. TV. Abtheilung in. p. 47 f. 

•) «Da Asia.* Decada L lib. V. cap. 2. Atisgabe Lisboa 1778, L 

P- 391- 



- 95 - 

jtpassiert, das ist, furfert, oder hyndurch einfam"; 
„Tramontana, das ist Nord, odermitternacht"; ,,Costa 
oder seyten"; „Rio, das ist flüfs"; „gepopoHrt, das ift 
vol volks"; „leze , das ift gesetz"; „cal f o" fiir „Grolf"^); 
„coperta" fiir „Schiffsdeck" ; „manyr oder weyfs"; 
„Gran oder Korn" etc. 

Der italienifche Originalbericht ift in einer portugie- 
rifchen Hafenftadt, wahrfcheinlich wol in LiiTabon felbft, 
gefertiget *). Die ganze Art der Darftellung lafst in dem 
Berichterftatter einen Kaufmann vermuthen. Derfelbe be- 
tont nachdrücklich die Wichtigkeit des vermeintllchen 
neuen Handels weges nach Malacca, und weifs nur von 
jenen Produkten der neuentdeckten Landfchaften zu er- 
zahlen, die für ihn als Handelsartikel von befonderem In- 
tereffe waren; von geographifchen oder aftronomifchen 
Beobachtungen ift nicht die Rede. Ohne Zweifel liegt uns 
hier der Bericht eines italienifchen Factors in Liffabon 
vor, den derfelbe unmittelbar nach der Ankunft des 
SchifFes an fein Handlungshaus nach Italien fchickte»). 



^) Nicht fllr „cabo", wie Humboldt 1. c. III. p. 178 aimimmt 
Vergl. auch unten p. 97 n. 4. Nach dem „Diccionario de la Academia 
Espaaola" gebrauchten die Spanier den Ausdruck «golfo* nur fÜr grofse 
Meerbufen, oder auch fÜr ausgedehnte Partieen des Oceans. S. Kohl: 
Die beiden alteften General-Karten von Amerika, p. 63. 

») „Item wist das . . . Ein Schiff aufs Presillg landt hye an 
ist kummen". 

») S. Ruge (TV. und V. Jahresbericht des Vereins fCir Erdkunde 
zu Dresden, p. 23 ff) fucht nachzuweifen, dafs die „Copia der Newen 
Zeytung aufs Presillg Landt" ein „apokryphifcher Reifebericht" fei. 
Er ftützt fich hiebei auf zwei Momente: i. auf eiozelne Anklftnge an 
den Bericht des venezianifchen Botfchafters P. Pasqualigo über die 
Fahrten des Gasp. Cortereal (Paesi novamente retro vati, Vincenza 1507, 
cap. 126) ; 2. auf die Audeutungen der «Zeytung» über die Thomas- 
Chriften. 

Was den erften Punkt anlangt, fo kann von einer Abh^ingigkeit 



- 96 - 

Aehnliche Briefe, namentlich venezianifcher KauHeute, 
find uns auch fonft zahlreich erhalten; fo finden fich 
mehrere in der Vicentiner Raccolta von iSo/: ^^Paesi 
novamente retrovati**). 

Die deutfche Bearbeitung unferes Berichtes 
verrath eine wenig kundige Hand. Wir werden kaum fehl- 
gehen, wenn wir den Ueberfetzer in den Kretfen der deut- 
fchen Kaufleute in Italien Aichen. 

DieSprache der ^^Zeytung* ift bayrifch miteinzelnen 
fchwabifchen AnWangen. Verfchiedene Momente weifen 
uns direct nach Augsburg, und zwar in das weitberühmte 
Handlungshaus der Welfer. 



der yyZeytang aufs Presillg Landt'' von dem Briefe des Pasqualigo nicht 
die Rede fein. Die Anklange fmd fo unbeftimmt, dafs man aus ihnen 
eine derartige Confequenz unbedingt nicht ziehen darf. Sie erklaren fich 
aofserdem fehr einfach aus der Aehnlichkeit der in beiden Fallen gefchil- 
derten Verhaltnifle, und derartige Analogieën liefsen fich zahkeich aus 
den Entdeckungsberichten jener Zeit mühelos beibringen. Dafs fpeciell die 
Bewohner der von den Cortereal entdeckten Landschaften vielfach an 
die von Brafilien erinnern, wird ausdrücklich betont von Damido a Goës : 
yyHa gente da qual (eben der von d. Cortereal gefundenen Partieen 
Nord-America's) he muito barbara e agreste , quasi do modo dos 
da terra de sancta Cruz'' (Chronica do fel. Rei D. EmanueL 
Parte L cap. 66,) 

Auch das zweite von Ruge ins Feld gefUhrte Argument, die Ue- 
bertragung afiatifcher Verhaltnifie auf Brafilien, ift nicht beweiskrèlftig. 
Man verhörte eben von den Eingeborenen, deren Sprache man ja nicht 
einmal verftand, naturgemSfs das heraus, was man zu erfahren er- 
wartete und wünfchte. Auch in anderen (und zwar noch in bedeutend 
fpateren) Entdeckungsberichten finden fich ahnliche Notizen, fo na- 
mentlich über das angebliche Vorkommen von Chriften unter den Ein- 
geborenen von America, das ja noch lange als ein Theil des afiatifchen 
Continentes angefehen wurde, (VergL u. A. den Berieht des Hemando 
de Alarion, bei Ramusio III. Ausgabe 1606 f. 308a). 

^) Cap. 125 — 129. Vergl. auch die oben erw^hnte „schiyffüiche 
botschaffte aufs Lifsbona, von einem erbern glawbwirdigen kaufimanne*' 
etc. in J. Ritchamer's: „Newe vnbekanthe landte*'. 



— 97 — 

Keine deutfche Firma hatte damals fo rege Verbin- 
dungen mit Italien, als die Wdfer. Zu Venedig, Ancona, 
Rom ^) etc. befafsen fie ihre Factoreien. Niemand hatte 
weiter damals in ganz Deutfchland ein folches InterefTe an 
den transoceanifchen Entdeckungen der Portugiefen , als 
eben fie. Die Welfer hielten fich in Liflfabon ihre eigenen 
Vertreter, und fchon i5o5 fchickten fie in Verbindung mit 
einigen anderen Augsburger Kaufleuten auf eigene Koften 
mehrere Schiffe nach Indien *). 

In dem Nachlafle des bekannten Augsburger Huma- 
niftenDr. Conrad Peutinger, der eine Welfer zurFrau 
hatte, finden fich verfchiedene Berichte über die Ent- 
deckungsfahrten der Portugiefen, theils deutfche Original- 
berichte, theils Ueberfetzungen ^). Bei manchen derfelben 
ift ausdrücklich bemerkt, dafs fie durch Vermittlung der 
Welfer in die Hande Peutinger's gelangt find. Einzelne 
diefer Berichte erinnern nun in formeller Beziehung 
mehrfach an die .Zeytung**). Beachten wir dies und 
betonen wir weiter, dafs zwei Ausgaben unferer Flug- 
fchrift (und darunter höchft wahrfcheinlich die Editio 



*) In Rom hielt fich einer der Welfer felbft, n^mlich Chriftoph W,, 
ein Schwager Peutinger's, am Anfange des XVI. Jahrh. dauemd auf. 
Cf. Veith u. Lotter: Historia vitae atque meritorum Conradi Peutin- 
geri etc. Augsburg 1783. Epist. 9 u. 10. 

*) Joh. F alk e: Gefch. d. deutfchen Handels. Bd. II. p. 30 f. 
B, Greiff, Tagebuch des Lucas Rem (26iler Jahresbericht d. hift. Kreis- 
Vereins von Schwaben und Neuburg) p. 84 ff. Freiherr v. Welfer 
in der Zeitfchrift d. hift. Vereins f. Schwaben u. Neuburg 1875 ^*c. 

») Publiciert von B. Greiff 1. c, p. iii ff. 

*) Cf. u. A. die Befchreibung der Fahrt d. V. de Gama p. 120 ff.: 
„Es ist her gen Rom kumen ein kopey von einem Florendin. . . . 
Und am end des kolfo, auf die linke hand, ist ein strette des 
mers, als der stretto von Romania in kricheo landt. Und von dem 
stretto, oder eng des mers, ist das rot mer. , . . Und da die Portu- 
galefen kamen über den obgenanten kolfo'* . • . etc. etc. 

Wieser, MagalhAes-StrMse» 7 



- 9» - 

princeps) inAugsburg bei E. Oeglin gedruckt wurden, 
fo dürfte die Vermuthung kauin allzu gewagt erfcheinen, 
dafs die .Zeytung aus Presillg Landt* durch 
Vermittlung des Augsburger Handlungshau- 
fes der Welfer nach Deutfchland gekom- 
m e n i ft ^). 

C Peutinger intereffierte fich perfönlich auf das leb- 
haftefte fiir die neuen transoceanifchen Entdeckungen und 
die kühnen Fahrten der Kaufleute *) ; er überfetzte fogar 
felbft mehrere Reifeberichte 3). Mit dem Buchdrucker 
Erh. Oeglin ftand er in engen freundfcbaftlichen Bezie- 
hungen*). Vielleicht ift auch die .Copia der Newen 2^y- 
tung aufs Presillg Landt* auf f e i n e Veranlaflung durch 
den Druck weiteren Kreifen zuganglich gemacht worden 

In einem eigenen Capitel feiner ^Sermones con- 
vivales* fpricht Peutinger: .De Lusitanis nautis, qui in 
Indiam navigant*, und zieht zum Vergleiche Reifenotizen 
zahlreicher antiker Autoren und auch mittelalterlicher 
Chroniften heran. .Non unus* heifst es u. A., .sed varius 

nobis erat sermo speramusque prope diem, auspicio 

invicti Cesaris nostri et adsensu Lusitani Regis, nostros 



*) Portugiefifche Gelehrte haben die „Zeytung aufs Presillg Landt" 
mit dem deutfchen Kosmographen Martin Behaim in Verbindang ge- 
bracht „Na opiniSo do ... Sr. J. C. da 8 il va, as Doticias contidas 
na dita „gazeta" devem haver sido escriptas, desde logo em allemSo, 
por algiim dos colonos do Fayal, e talvez de Lisboa pelo proprio 
Behaim, antes de fallecer em 1507". [F. A. de Varnhagen, Nou- 
velles Recherhes etc. p. 11]. Diefe Anflcht ift durch Nichts begründet, 
und es bedarf nach dem oben Gefagten wol kaum eines eigenen Nach- 
weifes ihrer vöUigen Unhaltbarkeit. 

«) Th. Herberger; Conr. Peutinger in feiuem Verhaltnifle zu 
Kaifer Maximilian I. Augsburg 1861. p. 8 f. — Veith u. Lotte r, 
Hist. vitae et merit. C. Peutingeri, Ep. 17. Schmeller, 1. c. p. 4 f. 

8) B. Greiff, 1. c. bef. p. 133. 

*) Herberger p. 13 u. 26. 



— 99 -^ 

Augustenses navibus propriis atque mercibus Indiam 
petïturos; res profecte admiranda!*i) 

Es ift ein eigenthümlich reizvolles Bild , das fich uns 
hier darbietet. Die gelehrten für das klaffifche Alterthum 
begeifterten Herren hielten Sympofien im platonifchen 
Sinne. Allein über den fubtilen Fragen humaniftifcher 
Wiflenfchaft vergafsen fie nicht auf die Gegenwart. Mit 
warmem Intereffe verfolgten fie die Bahnen heimifcher 
und fremder Fahrzeuge über den Ocean bis zu den fonni- 
genGeftaden Indien's, und laufchten begierig den wunder- 
baren Berichten der heimgekehrten Seefahrer. 

Für keine Wiflenfchaft war diefe Verknüpfung huma- 
niftifcher Gelehrfamkeit mit den grofsartigen nautifchen 
Errungenfchaften jener Zeit fo wichtig und folgenreich, 
als fiir die Erdkunde. Für fiebrach jetzt ein neuer heller 
Tag an, nachdem fie durch lange Jahrhunderte in todes- 
ahnlichem Schlummer gelegen. Für die Erdkunde war 
jene bedeutfame Wende des Jahrhunderts im vollften 
Sinne des Wortes eine Zeit der Renaiflance. 



Copia der Newen Zeytung aufs Presillg Landt *). 

Item wist das auff den Zwelfften tag des 
Monadts Octobers Ein Schiff aufs Presillg landt hye an 

*) Sermones convivales Conradi peutingeri, Argentioae 1506 
(Editio princeps), fol. bii, f. 

^ Die Flugfchrift wurde zuerft voUftandig wieder herausgegeben 
in franzörifcher Ueberfetzung von Ternaux-Compans (Archives des 
voyages II. 306 — 310). Den deutfchen Original-Text publicierte S. Ru ge 
im 4ten und 5teii Jahresberichte d. Vereins f. Erdkunde in Dresden, 
1868 p. 16—19, dann E. We lier in d. Bibliothek d. lit. Vereins in 

« 

Stuttgart, Bd. iii. (1872) p. 5—8. Humboldt gab in feinen Kri- 
tifchen Unterfuchungen III. p. 178 fT. einen ausführlichen Extract ; einen 
Auszug in portugiefifcher Sprache veröffentlichte F. A. de Varnhagen 
in r. „Historia geral do Brazil" L p. 434 f., wieder abgedruckt in f. 
„Nouvelles Recherches" eta p. 49 f. 

7* 



— 100 — 

ist kummen vmb geprech der Victualia, Sc dan Nono ^) 
vn Christoffel de Hare vnd andere gearmirt oder genist 
haben. Der Schiff sein Zway, durch des konigs von Por- 
tugal erlaubnufs vmb das Presilglandt zu beschreiben oder 
zu erfaren Vnd haben das Lanndt in Sechs oder Syben 
hundert meyll weyt deschribiert, dann man das vor wissen 
bat gehabt. Vnnd da sie kommen sein ad Capo de bona 
sperantza, das ist ein spitz oder ort so in das meer get, 
gleich der Nort Assril *), vnd noch ein grad höher oder 
weyter. Vn do sie in solche Clima oder gegent kommen 
sein Nemlich in Viertzig grad hoch, Haben sie das Presill 
mit ainem Capo, das ist die spitz oder ein ort, so in das 
mer get, funden. Vn haben den selbigen Capo vmbseylet 



1) Nono (vielleicht für Ni&o oder Nuno) Ut wol mit Haro zu 
verbinden. Aufser Christobal de Haro werden uns noch zwei an- 
dere Trüger diefes Namens genannt, muthmafslich Brttder des erfteren. 
Alle drei waren in Antwerpen als reicbe Kaufleute und Schiffsrheder 
anföfsig, und betheiligten (ich mit ihren Capitalien an grofsartigen über- 
feeifchenHandelsunternehmungen. (Navarrete 1. c. IV. p. LXXTV. n. 155)* 

s) Der Germanifl von der Hagen fchlsigt vor, zu lefen „gleich 
dem ort Affiic", d. h. „ahnlich der Spitze von Africa**. (Humboldt, 
Kritifche Unterfuchungen III. p, 190.) Nach meiner Anficht üt Nort 
Assril ein Lefefehler des Ueberfetzers oder Druckers fHr das por- 
tugiefifche „Nort ao sul**, eine ganz analoge Phrafe, wie das wenige 
Zeilenf pSter folgende „pon ent e Ie van te". Vergl. auch die Stelle aus 
d. portugief. Schiffsjoumale von 1505 — 1506 oben p. 94. Ich fafTe den 
Sinn der ganzen Stelle folgendermafsen auf: ,Als fie in der Richtung 
N.-S fahrend in die Polhöhe des Caps der guten Hoühuog gekommen 
waren, und noch etwas weiter (Udlich, namlich bis nngeföhr zum 
40ten Breitengrad, haben fie in Brafilien ein Cap entdeckt, welches 
fie umfïihren etc. Dafs der VerfaiTer der «Zejrtung* einem Voigebirge 
von Sfld-America den Namen „Vorgebirge der guten Hoühnng*' ertheilt 
habe, wie Humboldt annimmt (1* c. p. 187), daran ift wol nicht zu 
denken. Mit der CharakterÜierung der geographifchen Lage von Bra- 
filien durch die «Zeytung^ (timmt ziemlich genau Überein die in dem 
Berichte des venetianifchen Botfchafters Cretico über die Fahrt des 
P. A. Cabral. (Paesi novamente retrovati, cap. 125). 



— lOI — 

oder vmbfaren, vn gefundê, das der selb Calfo gleich ist 
gangen wie Europa leyt mit dem Syt ponente leuante, das 
ist gelegêheyt zwischen dem auffgangk oder Oft, vnd 
nyderganngk oder West, Dann sie haben auff der anndern 
seyten auch die landt gesehen, Als sie bey Sechtzig meyl- 
len vmb den Capo kommê sein, zu geleicher weyfs als 
wen ainer in Leuanten fert , vnd die skritta [!] ^) de gibil- 
terra passiert, das ist, furfert, oder hyndurch einfarn, vnd 
das landt von Barbaria sicht Vnd als sie umb den Capo 
kumen sein, wie gemelt ist, vnd gegen vns Nordwestwertz 
geseylet oder gefaren haben. Do ist vngewitter fo grofs 
worden, auch windt gewesen, das sie nicht we)^er haben 
kunnen saylen, oder faren. Do haben sie durch Traraotana, 
das ist Nort, oder mitternacht, wider her vmb auff die 
annder seyten vnd Costa, das ist landt, von Presill mussen 
faren. Der Piloto, das ist der schiffuerer, oder Schiflayter, 
So mit dysem Schiff gefaren ist, ist mein fast güt frewndt. 
Ist auch der berümbtest so in der konig von Portugal hat 
Ist auch etlich Rayfs in India gewesen, der sagt mir vnd 
vermayndt, das von soUichem Cabo dye Presill, das ist ein 
anfangk des Presill landt, vber Sechshundert meyl gen 
Malaqua nit sty. Vermayndt auch in kurtzer zeyt durch 
solichen Viagio, das ist weg oder rayfs, von Lisibona gen 
Malaqua zufaren vnd widerumb kumen, das dem kunig 
von Portugal mit der Specerey ein grosse hilff wirdt prin- 
gen. Sie finden auch das das landt vö Presill hynumb get 
byfs gen Malaqua Vnd als sie wider auff die Costa oder 
sejd:en von Presill wider Westwertz kumen sein, haben 
sie vil güter Rio, das ist ilüfs vn porten gefunden, defs- 
gleichen am hyndan faren. Als wol gepopolirt, das ist vol 
voicks, oder ser wonhafft, vnd sagen ye mer gegen Cabo, 
ye pesser volck sey, mit güter weyfs, erbers wesens, haben 



«) Der Original-Druck B. Ueft richtig „stritta". 



— io2 — 

in jn gar keyn miTsprauch, dann das ain ort mit dem an- 
dern kriegt Essen aber nit an einander, wie in dem vnd- 
tern Presill landt, Schlagen aber an einander zu todt, 
nemen keynen gefangen. Sagen das volck sey fast von 
güter freyer Condicion, das ist güter Art. Das volck hat 
auch auff sollicher costa oder seyten , kein leze, das ist 
gesetz, noch kunig, dann das sie die alten vndter jnen 
eren, vnd den selbigen volgen, Zu gleicher weyfs als in 
dem vndtern Presill landt. Ist auch als ein volck, dann 
das sie ein anndere sprach haben. Sye haben auch auff 
der selbigen G)sta oder lanndt gedechtnufs von sant 
Thomas *), Sye haben auch den Portugalesern die schrit 
im landt dynnen wollen zaygen, Zaygen auch an das 
Creütz im lanndt dynnen steen. Vnd wann sie von sant 
Thomas reden, So sagen sie er sey der kleyn got Doch 
es sey ein ander got der grösser sey. Es ist wol zuglauben, 
das sie gedechtnufs von sant Thoma haben, dann wissen- 
lich ist, das sant Thomas hyndter Malaqua leibhefftijg leyt, 
auf der Cost Siramatl, jm Golffo de Celon. Sie haissen auch 
im landt Jre kynder fast Thomas. Im lanndt dynnen hat 
es grofs pyrgk, Sagen an etlichen orten nymer der schne 
darab kume, als sie vom landt volck bericht werden. Sye 
sein in etlichen Porten gewesen, do sie vil vnnd mancher- 
lay seltzamer feil von wilden thieren fimden haben, So die 
lewt also rauch an trage vber die plossert hewt, wissen die 
nit zuberayten, Nemlich fel vö Leen vnd Leoparden, der 
selben vil im landt do sein, Lux aüch Genet, so man 'm 
Hyspania fecht, auch kleyne feil, wie die Geneten sehen, 
vnd sein trefft wie ein Lux, wann sye sein fast kostlich 
von haren, vnd dunn von feil, gleich wie ein Mader. Die 



^) Ueber diefe Anfpielung auf die indifchen Thomas-Chriflen vergL 
Humboldt, Kritifche UDterfuchungen III. p. 57, 71 u. 190; f. auch A. 
C. Burnell: On som Pahidvi Inscriptions in South India, Mangalore 1873. 



— io3 — 

grossen feil von den Leoparden vnd Luxen zerschneyden 
sie vn machen gürtel daraufs, ainer spann prayt. Sie ha- 
ben auch vil Otter vnd Pyber, das ain zaichen ist, das das 
landt grofs fliessent wasser hat. Sie haben auch gürttel 
von felen die mir vnbekant sein. Vorgemelter feil, vn in 
mer manyr oder weyfs rauhe war hab ich fur mich ge- 
kaufft, doch nit vil, dann sie keyn Summa vö solcher rau- 
cher pellaterey pracht haben, sie sagen, haben nit darnach 
gestelt, dann sie es fur nicht geacht haben. Sye sagen das 
das ander Schiff so noch do hynden sey, pring vil solcher 
feil vnd mancherlay ding, dan es lenger geladen hat Ist 
auch der haubtmann von den zwayen Schiffen. Ich hab 
auch vndter andern dingen drey stuck von etlichen feilen 
zusamen genedt kaufft, sein fast alle drey so grofs vndter 
ein rock zufutern, haben die Portugaleser fur nicht geacht, 
sie deckês im landt vber sich, ist zu gleicher weyfs zu- 
samen genet als man bey vns dye wolffs deck macht. Es 
ist fur war ein kostlichs fuetter an im selbs. Die feil sein 
als grofs an in selbs als ein Dachs, vnnd haben farb als 
ein hyrsch. Ist auff demjell fast rauch vö wollen, hat lang 
spitzige har, etwas dick, zu gleicher weyfs wie ein Zobel. 
Das fel ist inen leicht wie ein Mader. Das fel an im selbs 
schmeckt aufs der massen wol. Das landt hat auch wun- 
derbarlich vil frucht, vn die güt, vnd als ander frücht, dan 
wie wirs in vnnsern landen haben. Haben auch gefunden 
in dem landt Cana fistola, in der grofs eines arms grofs. 
Habë auch honig wachs, ein Gumi, vn des vil, geleich 
wie Gloret, vil vn mancherlay gefögels, Rauch von fuessen, 
Ir were ist mit hanndtpogen, zu gleicher weyfs wie in dem 
vndtern Presill landt der prauch ist. Haben keyn eysen- 
pergk, geben vmb ein Axt oder peyhell vnd messer was 
sie habë wie dan in dem vndtern Presill landt der ge- 
prauch ist. Sie haben auch im landt ein sort Specerei, 
Prent auff der zungen wie pfeffer, noch resser, wechst in 



— I04 — 

ainem Schelflein mit vil kornlein darjnnen es wechst. Ist 
das gran oder korn zu gleicher weyfs als grofs als ein 
arbayfs. Ir solt auch wissen, das sie genügsam anzaygung 
pringen, das sie vö Cabo, wie gemelt ist, gegen vns bey 
Zway hundert meyll sein, daselbst in ainer port vnd flufs 
gewesen sein, do haben sie anzaygen von vil Sylber vn 
gold, auch kupfTer, so im lanndt dynnen ist. Sie sagen das 
der Haubtmann von dem anndern Schiff dem kunig von 
Portugal ein Sylbere Axt oder peyhel pring, zu gleicher 
weyfs wie Ir Axt von staynen sein. Bringt im auch ein 
metal, sagen sehe wie messing, vnd emtphahe keyn Rost 
noch vtrletzung, wissen nicht ob es nyder Goldt ist oder 
was es ist. Sie haben auch an dem selben ort an der See 
erkandt von dem selbigen volck ein anzaygung das im 
landt dynnen ein pyrg volck sey, hab vill golds, trag das 
gold dun geschlagen, zugleicher weyfs wie harnisch an 
der styrn, vn forn an der prust. Der Haubtmann pringt 
auch einen man von deselbigen landt, der hat den kunig 
von Portugal ye sehen wollen. Der sagt er wöU dem konig 
von Portugal so vil golds vnd Sylber anzaygen geben, das 
im Landt sey, das seine SchifF nit furen mogen. Die lewt 
an dem selbigen ort sagen auch das zu zeiten anndere 
Schiff auch dar kumen, tragen klayder an als wir. Die 
Portugaleser sagen als die Frantzosen i), nach des volcks 
anzaygen. Vnd haben auch pert, fast all Rot Vnd wollen 
die Ersamen Portugaleser sage, es seien Gezyner *), so gen 

^) BezQglich der frühen Fahrten franzöfifcher Seeleute nach Bra- 
(ilien • verweife ich u. A. auf: Ramusio 1. c. III. Ausgabe 1606, 
foL 359 f. ; Re vista trimensal do Instituto hist, e geograph. Brazileiro 
1845, p. 412; D'Avezac, Considérations géographiques sur Phistoire 
du Brésil, L c. p. 166 ff.; Idem: Campagne du Nayir L'Espoir du 
Honfleur, Paris 1869, p. 87 ff. 

*) Gezyner — ein r^thfelhaftes Wort, das bereits die mannig- 
fachflen Deutungen erfahren hat. Humboldt vermuthet einen Druck- 
fehler (latt Zigeuner (Zygener) portugiefifch cigani^ fpanifch gitani 



— io5 — 

Malaqua nauigieren, geyt im ein anzaygung, das es war 
sey, Demnach wissend ist in Malaqua das Sylber vn 

[richtiger gitanos!], italienifch zingari [zingani]; er fUgt indeffen felbft 
bei: ,,Aber was foll man denken von Zigeunern, die zur See fahren, 
und was gar von franzöfifchen Zigeunern ?" (Kritifche Unterfuchungen III. 
p. i86). D'Avezac (Considérations géograph. s. Thistore du Brésil, 
1. c. p. 324 f.) erinnert an die veraltete Wortform „Gezyher" fUr Zieher 
oder Draht-Ziether, und an das mhd, „zain" = Stange, Metall-Stab- 
chen ; er fchliefst mit dem Oxymoron , Je n* en sais rien, mais j' en 
suis sür". S. Rug e (1. c. p. 27.) halt die Gezyner für Bewohner der 
Stadt Ghezien (Ghizdn oder DjizSn) in Arabien am rothen Meere. 

Es fei mir geftattet, diefea Deutungsverfuchen noch einen neuen 
hinzuzufügen. Ich glaube, dafs uns auch in diefer Frage wie fchon 
mehrfach im Verlaufe unferer Unterfuchungen, der kaif. Geheimfchreiber 
Max* Transilvanus weithvoUe Anhaltspunkte bietet. In der Eio- 
leitung zu feinem Berichte über die Magalhdes'fche Expedition bemerkt 
er namlich, die Fortfchritte der portugiefifchen Entdeckungen kurz 
charakterifierend, Folgendes: ,,Inde ad aureum Chersonnessum , ubi 
nunc Malaccha celeberrima urbs et maximum orientis emporium 
situm est, pervenerunt. Ex hac sinum magnum ingressi sunt, ad 
Sinarum usque populos, quos nunc Schinas vocant, ubi can- 
didam gentem et civilem satis repererunt, Germanis 
nostris similem". (Vergl. unten p. 113). 

Ganz Aehnliches berichtet Andrea Corsali in feinem Briefe 
an Giuliano de' Medici vom 6. Jan. 15 15: „Dalla parte di Setten- 
trione, per il Sino magno navigano anchora a detta Malacha per 
spetierie i me re at anti della terra di Cina, et portano di loro 
terra Musco, Reubarbaro, Perle, Stagno, Porcellane et Sete et drappi 
di ogni sorte lavorati, Damaschi, Rasi, Broccati di molta peifettione, 
percio che gli huomini sono molto industriosi et di nostra qualita, 
ma di plu brutto viso, con gli occhi piccoli. Vestono a costume 
nostro, et calzano con scarpe et calzamenti come noi. Credo che 
siano gentili, auenga che molti dicono che tengano la nostra 
fede, ó parte d' essi .... et tanto dicono essere d'utilit^ in con- 
durre spetierie alla Cina, come a Portugallo, per esser paese freddo, 
et costumarle molto. Sara da Malacha alla Cina cinquecento 
leghe, andando a Tramontana**. (R-amusio, Navigationi et 
Viaggi, Bd. I. Ausgabe 1563, fol. 180.) 

Dafs die Chinefen in jener Zeit lebhafïe Handelsverbindungen mit 
Malacca unterhielten, ifl uns auch fond vielfach bezeugU VergL u. A, 



— io6 — 

kupffer besser kauff ist dan in vnsern landë ^). Also habt 
jr die Newen zeyttung. Das Schiff vndter der Coperta ist 



den Brief König EmanuePs vod Portugal an Papil Leo X. vom 
6. Juni 15 13 (erfchien zuerft lateinifch Romae 9. Auguft 15 13, dann 
deutfch „Augspurg durch Erhart oeglin", 5. Sept. 15 13, und öfter; der 
lateinifche Text u. A. reproduciert in Grynaeus, Novus Orbis, Ba- 
siliae 1532, p. 184 ff.); dann Ramusio 1. c. UI. (Ausg. 1606) fol. 391b; 
A. de Gube.rnatis, Storia dei viaggiatori italiani nelle Indie orientali, 
Livorno 1875, p, 378 etc. (Damach erganzen fich die Angaben F. 
V. Richthofen*s über die Handelsbeziehungen der Chinefen mit 
Indien am Ausgange des XV. und Anfang des XVI. Jahrh. Cf. deffen 
„China** etc. Bd. I. cap. 10, 5, fowie den Auffatz in den Verhand- 
lungen d. Gefellfch. f. Erdk. 1876, p. 86 ff.) 

Eine wefentlich mit M. Transilvanus und And, Corsali überein- 
flimmende Schilderung der Chinefen gibt auch K. Emanuel von Por- 
tugal in feinem Schreiben an die fpanifchen Majeflaten vom 29. Juli 1501 : 
„Y tambien supe nuevas ciertas de grandes gentes de cristianos, que 
son allende de aquel reino de Chochim, los cuales vienen en romeria 
éi la dicha casade Santo Tom as, y tienen reyes muy grandes, 
los cuales obedecen é, uno solo, y son hombres blancos y de 
cabellos loros, é habidos por fuertes, é Udmase la tierra Mal- 
chima, de donde vienen las porcelanas é asmisle é ambar é ligno 
aloë etc." (Navarrete, 1. c. III. p. 99). Vergl. damit auch Paesi nova- 
men te retrovati, cap, 56 über die Fahrt des Vasco de Gama (damit 
identifch der von B a n d i n i dem Amerigo Vespucci zugefchriebene 
Brief Über diefe Expedition [<rVita e lettere di A. Vespucci* p. 87 ff..]) 

Ich branche wol nicht zu fagen, dafs ich die obigen Citate mit 
der in Rede (lebenden Stelle unferer „Zeytung aufs Presillg Landt" in 
Verbindung bringe, und die Gezyner fiir Leute aus Cina, £Ür 
Chinefen halte. Die Form G e-zyner lafst fich ohne befondere Schwie- 
rigkeit aus den Schreibungen „Czini" und „Schini" ableiten, welche 
im XVI. Jahrh. ganz gelaufig waren. So fchreibt e. gr. auch unfer 
Schoner (Opusculum Geogr. Pars II. cap. 19): Czini. 

*) uë^y^ ^^ ^^^ anzaygung . . . . dann in vnsern lan- 
den". Diefer Paffus wurde von Hjimboldt, Ter naux-Compans 
und D'Avezac folgendermafsen überfetzt; „Die Portugiefen glauben, 
dafs es Gezyner find, die nach Malacca fahren, deun es ifl bekannt, 
dafs in Malacca ein befferer Markt ifl ffir Silber und Kupfer, als in 
unferen Landern". Nach meiner Auffaffung ift aber diefe Stelle mit 



— I07 — 

mit Presil holtz geladë, ob der Coperta voller erkaufften 
Jungen knaben vnd maydlen, haben die Portugaleser 
wenig kost, dann sie das merer tayl mit freyem willen 
geben sein worden. Dann das volck alda vermayndt Jre 
kynder fam in das gelobt landt. Sie sagen auch das volck an 
dem selbigen ortwerdt bifs Hundert vnd Viertzig Jar alt^). 



n. 

Maximilianus Transilvanus ; 
De Moluccfs insulis. 



Bald nach der Heimkehr der Victoria fchickte der 
kaiferliche Geheimfchreiber am Hofe zu Valladolid, Maxi- 
milianus Transilvanus, einen ziemlich ausfiihrlichen Bericht 
über die erfte Erdumfegelung an den Cardinal Erzbifchof 
von Salzburg 2). Derfelbe ift mit Sachkenntnis und Warme 



der weiter oben (lehenden zu verbinden, und dann fo zu lefen: „Die 
Thatfache, dafs diefe Geftade von fremden Seefabrern befucbt werden, 
welcbe nach der Andcht der Angefehenen oder Knndigen unter den 
Portugiefen Chinefen (ind, die nach Malacca fahren — diefe Thatiache 
ift i hm (dem „Haubtmann*'!) ein Beweis dafUr, dafe die Angabcn der 
Eingeborenen über den Metall-Reichthum des Landes richtig fmd". — Wir 
haben bereits oben darauf hingewiefen, dafe die Theihiehmer an unferer 
Expedition Süd-America für eine füdöftliche lialbinfel von Afien hielten. 

«) „bifs 140 Jar alt". Humboldt fteUt (Kritifche Unterf. IIL 
p. 191) mehrere analoge Angaben damaliger Reifeberichte zufammen. Sie 
find wahrfcheinlich alle zurückzuführen auf Marco Polo (Ausg. v. Lazari- 
Pasini p. 173, von Bartoli p. 270, CoL Yule (second edition) IL p. 351 f.) 

*) Der Brief ift in der editio princeps datiert: „Vallisoleti die 
24 Octobris 1522". In der fpanifchen Redaction bei Navarrete (L c. 
IV. 284) dagegen: „De Valladolid d cinco de Otubre de mil ^ui- 
nientos veinte y dos anos". 



— io8 — 

gefchrieben, und noch heute finden (trotz feiner etwas un- 
gelenken Form) die rühmenden Worte, welche die alten 
Drucke auf dem Titel tragen, auf ihn ihre volle Anwen- 
dung: «epistola lectu perquam jucunda*. 

Diefer Brief fand rafche Verbreitung, und nicht gering 
war die Aufregung , welche die Kunde von der epoche- 
machenden That des Magalhdes bei den Gebildeten aller 
Nationen hervorrief. Schon wenige Wochen nach feinem 
Eintreffen in Deutfchland wurde der Bericht des Maxi- 
milianus Transilvanus durch den Druck weiteren Kreifen 
zuganglich gemacht Die erfte Ausgabe erfchien «Coloniae 
in aedibus Eucharii Cervicorni. Anno virgineae partus 
1S23 mense Januario*. Diefe Editio princeps ift bereits 
fehr feiten geworden; mir lag ein Exemplar aus der kaif. 
Hof-Bibliothek in Wien vor. Ein Nachdruck des lateini- 
fchen Original-Textes erfchien dann «Romae in aedibus 
F. Minitii Calvi. Anno 1S23 mense Novembri', und eine 
dritte Ausgabe eod. 1. 1S24 mense Febr. 

Eine italienifche Ueberfetzung des Briefes wurde zu- 
gleich mit dem Berichte des Ant. Pigafetta herausgegeben 
unter dem Titel: «H viaggio fatto dagli Spagnuoli atorno 
al mondo*. Venetia i534r und eine zweite Edition, sine 1. 
(aber wahrfcheinlich ebenfalls in Venedig) iS36*). Eine 
etwas ausfiihrlichere fpanifche Redaction befindet fich in 
der «Biblioteca de manuscritos de la Real Academia de 
la Historia* in Madrid ^). 

Unfer Bericht wurde fpater auch in verfchiedene geo- 
graphifche Sammelwerke aufgenommen. So der lateinifche 
Original-Text in den .Novus Orbis* von S. Grynaeus, 



*) Harriffe, B. A. V. p. 316 u. 349. 

«) Publiciert von Navarrete 1. c. IV. p. 249 ff. In der karz«Q 
Einleitung, die wol von dem Ueberfetzer herrührt, wird Übrigens feU- 
famer Weife der Cardinal Erzbifchof von Salzburg „obispo de Car- 
tagena" genannt 



— 109 — 

BasSeae iSSy, und ibidem i555; dann auch in das Werk 
des Joannes Boemus (Aubanus): «Omnium gentium 
Mores leges et ritus* etc. Antverpiae i S42 1). Die italienifche 
Bearbeitung wurde von Ramusio im iten Bde. feiner 
«Navigationi et Viaggi* Venetia iSSo, und in allen fol- 
genden Auflagen reproduciert *). 

Wir haben oben wiederholt Gelegenheit genommen, 
darauf hinzuweifen, welch' mannigfache und tiefgehende 
Bedeutung fpeciell der einleitende Theil des Brie- 
fes von Maximilianus Transilvanus für die uns 
hier befchaftigenden Fragen befitzt Nachftehend folgt ein 
genauer Abdruck diefes Theiles nach der Cölner Editio 
princeps. 



De Moluccis insulis itemque aliis plurismi- 
randisy quae novissima Castellanorum navi- 
gatio Sereniss. Imperatoris Caroli V. auspicio 
suscepta nuper invenit: Maximiliani Tran- 
sylvani ad Reverendiss. Cardinalem Saltzbur- 
gensem epistola lectu perquam jucunda. 

Reverendissime ac illustriss. Domine, domine mi unice, 
humilll commen. Rediit his diebus una ex quinque illis 
navibus, quas Caesar superioribus annis, dum Caesareae 
Augustae esset, in alienum et tot jam seculis incognitum 
orbem niiserat, ad inquirendum insulas, in quibus aromata 
proveniunt. Nam licet Lusitani Portugallenses ex aurea 
Chersonnesso, quam nunc Malaccham putamus, magnam 
vim eorum ad nos deferant, nihil tamen Indiae illae suae 
praeter piper gignunt. Reliqua enim ut cynamomum, 



«) VergL Harriffe B. A. V. Additions p. 141. 

*) Neuerdings wurde eine englifche UeberfetzuDg veröffentlicht von 
Lord Stanley of Alderley: The first voyage ronnd the world by 
Magellan. London 1874. (Works issued by the Hak luyt Society Nr. 52). 



— rio — 

gariopbilum et myristicam nucem quam muscatam, et 
operimentum e)us quem florem muscatae voQunus, ad suos 
Indos ex longinquïs atque adeo nomine tantum cognitis 
insutis advehi certum est, navibus nuDo ferramento, sed 
palmarum foliis dumtaxat compactrs, quarum vela rotunda 
sunt, et haec quoque ex vimine palmamin contexta. Hoc 
genu<) navium juncas appellant, unïco tantum vento secundo 
aut adverso agi solitas. Nee mirum, quum haec onmibus 
fere seculis nostris mortalibus incognitae fuerint. Nam 
quaecumque hactenus de aromatum huiusmodi natjvo solo 
a priscis auctoribus prodita legimus, partim prorsus fa- 
bulosa sunt, partim a veritate tam aliena, ut etiam regiones 
illae, ubi ipsi aromata gigni prodidere, ab iis oris ubi nunc 
ea nasci compertum est, paulo minus distent quam nos ab 
eis seiungimur. Nam ut reliqua omittam, tradidit Herodotus 
alioqui clarissimus autor, cynamomum in avium nidis 
reperiri, in quos volucres illud ex longisstmis regionibus et 
praesertim Phoenix (cujus nidum nesdo quis unquam 
viderit) detulissent Plynius vero qui certius aliquid afferre 
possi sibi videbatur, quum jam ante aetatem suam, tum 
Alexandri Magni tum aliorum classibus multa illustrata 
fuissent^ tradit cynamomum gigni in AethiopiaTroglodytis 
connubio commixta. Quum nunc compertum sit, cynamo- 
mum longissime ab ómni Aethiopia gigni, et maxime 
Troglodytarum, hoc est in speluncis subterraneis habitan- 
tium. Nostris autem, qui nunc rediere, quibus nihil tam 
cognitum erat, quam Aethiopia, necessarium fiierat, prius- 
quam has insulas reperirent et huc redierint, universum 
orbem idque sub amplissimo plerunque parallelo circuire: 
quae navigatio cum et admirabilis habeatur, et nostra 
superiorumve aetate ulla, non modo non inventa, sed nee 
unquam tentata fuerit: statui, et cursum ejus et totius rei 
seriem R. D. T. quam verissime scribere. Curavi enim mihi 
et a duce classis et a singulis nautis, qui cum eo rediere, 



— III — 

referri omnia diligentissime. Retulerunt autem et Caesari, 
et aliis multis singula quidem ea fide et synceritate, ut non 
modo nihil fabulosi afferre, sed fabulosa omnia alia veteri- 
bus autoribus prodita refellere et reprobare narratione sua 
viderentur. Nam quis Monoscelos seu Scyopodas, Scyritas, 
Spitameos, Pigmaeos et multa hujusmodi monstra potius 
quam homines esse crediderit? Cum et a Castellanis in 
occidente per meridiem et a Portugallensibus in orientem 
velificantibus tot loca ultra tropicum Capricornum quaesita, 
inventa lustrataque fuerint : ab his autem nostris reliquus 
universus orbis. navigatione nunc peragratus sit, neque 
tamen unquam de hujusmodi monstrosis hominibus certi 
quicquam audiri potuerit, credi debet ea omnia fabulosa 
et mendacia esse anilia, nuUo certo autore per manus 
quodammodo tradita. Sed ne ego , cui totus nunc orbis 
peragrandus est, in orationis meae exordio nimium dis- 
grediar, ad rem venio. 

Cum hinc ante annos fere triginta Castellani in occi- 
dente, Portugallenses autem in oriente novas atque incog- 
nitas terras perquirere coepissent, ne alter alteri impedi- 
mento essent, partiti sunt duo hi reges inter se terrarum 
orbem summi pontificis puta ^) Alexandri sexti auctoritate, 
hac ratione, ut ab Insulis Hesperidum, quas nunc promon- 
torii seu capitis viridis appellant, recta in occidentem tre- 
centum sexagintamilliaria, quas leucas vocant, linea versus 
Arcticum, et altera versus australem polumprotenderetur*), 



*) So die editio princeps; der römifche Nachdruck lieft: „put o", 
Ramusio: ,,come io credo*^ 

2) In dein Vertrage von Tordesillas, 7. Juni 1494, wurde die Linie 
,370 leguas weftlich von den Infeln des grünen Vorgebirges* nor- 
miert : „. . . la cual raya o linea é senal se haya de dar y de derecha, 
como dicho es, a trescientas setenta leguas de las islas de Cabo 
Verde para la parte de Poniente etc." (Navarrete 1. c. II. 2te Ausg. 

P. 154.) 



— 112 — 

quoad rursus coirent, orbemque in duas partes aequales 
dividerent. Et quïcquid incognitae terrae in parte orientali 
detegeretur, hoc Portugallensibus cederet; quicquid in 
occidentali, Castellanis. Hinc factum est, ut Castellani per 
meridiem in occidentem semper navigaverint , et ibi con- 
tinenten! terram amplissimam, insulas vero maximas et 
innumeras auri et margaritarum aliarumque opum divites, 
et nunc postremo ingentem urbem mediterraneam Te- 
nosticam^) in lacu quodam Venetiarum more sitam 
invenerint. De qua multa et magna, vera tarnen , Petrus 
martyr memoriae prodidit, auctor circa rerum fidem 
quam elegantiam sermonis accuratior. Portugallenses vero, 
per meridiem et littora Hesperidum Ichthyophagorum 
aethiopum aequinoctialem et Tropicum Capricorni prae- 
tereuntes, in orientem navigaverunt et multas maximasque 
prius incognitas insulas, atque adeo Nili fontes et Troglo- 
dytas invenerunt. Illinc per Arabicum et Persicum sinus 
in Indiae littora intra Gangem , ubi nunc maximum em- 
porium idem et regnum est Calicuticum, delati sunt. 
Hinc ad Taprobanem quam nunc Zamataram^) 
vocant, navigarunt. Nam ubi Ptolemaeus, Plynius et reliqui 
Cosmographi Taprobanem posuere, nuUa nunc est insula, 



*) „Themistitan", Römifche Ausgabe. 

2) Auf der Weltkarte des Orontius Finaeus von 1531 und auf 
dem Globus Schöner*s von 1533 wird „Samotra" mit „Taprobana" iden- 
tificiert. Diefelbe Anficht fpricht auch der Florentiner And. Corsali 
in feinem Briefe an Giuliano de' Medici a. d. J. 15 15 aus (Ramusio 
1. c. I. f. 180 a); in einem fpateren Briefe an Lorenzo de* Medici 
von 15 17 halt er dagegen nicht mehr Sumatra, fondern Ceylon für 
das Taprobane der alten Geographen (Ramusio I. f. 184). Und in einem 
dem Am. Vespucci zugefchriebenen Briefe vom J. 1501 wird es als 
zweifelhaft hingeftellt, ob Ceylon oder Sumatra das wahre Taprobane 
sei. (G. B. Baldelli Boni: „Il Milione di M. Polo" I. p. LVn. n.; 
F. A. de Varnhagen; „Am. Vespucci etc" p. 81. Vergl. auch 
Humboldt „Kritifche Unterfuchungen*< III. p. 29.) 



— ii3 — 

quae ulla ratione ea esse aut credi possit. Inde ad aureum 
Chersonnessum, ubi nunc Malaccha celeberrima urbs et 
maximum orientis emporium situm est, pervenerunt. Ex 
hoc sinum magnum ingressi sunt, ad Sinarum usque 
populos, quosnunc Schinas vocant, ubi candidam gentem 
et civilem satis repererunt, Germanis nostris similem. Cre- 
dunt Seres et Scythas Asiaticos eousque protendi. 

Et licet incertus quidam rumor pervagaretur , Portu- 
gallenses in Orientem eousque progressos, ut limitibus suis 
transcensis in Castellanorum terminos venerint, Malac- 
cham et sinum magnum intra nostrasfines contineri. Omnia 
tamen dicta potius quam credita fuere, donec ante qua- 
driennium Ferdinandus Magellanus Portugallensis, 
vir clarus, et qui multis annis Portugallensium navium prae- 
fectus oras totius orientis peragrarat , in odium regis sui, 
quem in se ingratissimum querebatur, et Christophorus 
Har o frater soceri mei, qui ex Ulyssipone, quam vulgo 
Lisbonam vocant, per suos multis annis ^) in oriente illo et 
tandem cum Sinarum populis mercaturam fecerat, ita ut 
earum rerum magnum usum haberet , (is quoque iniuria a 
Portugallensium rege accepta se in Castellam patriam 
recepit) : Caeseri ostenderent , nondum quidem satis com- 
pertum, utrum Malaccha Castellanorum finibus aut Por- 
tugallensium contineretur, propterea, quod hactenus nulla 
certa longitudinum ratio inveniri potuisset; satis tamen 
constare, sinum magnum et Sinarum populos ad Castel- 
lanorum navigationem pertinere. Hoc item haberi longe 
certissimum, insulas, quas Moluccas vocant, in quibus 
aromata omnia gignerentur, et inde inMalaccham ad- 
veherentur, in occidente Castellanorum contineri, posseque 



*) So in der römifchen Ausgabe von 1524; „per suos inultus 
annos" in der editio princeps; Grynaeus beffert: „per suos multos 
annos". Es ifl übrigens, wie man fieht, im ganzen Satze die Con- 
(Iruction etwas locker. 



— 114 — 

ad illas navigari, et inde aromata facilius minoreque im- 
pensa et pretio tanquam ex nativo solo in Castellam 
deportari. 

Ratio navigationis erat, ut ex occidente subter inferius 
hemisphaerium in orientem usque navigarent. Res pene 
ardua et vana visa est. Non quod grave existimabatur, recta 
ex occidente in orientem subter hemisphaerium vehi i), sed 
quod incertum esset, utrum ingeniosa natura, quae nihil non 
summa cum providentia constituit, ita orientem ab occidente 
partim mari partim terra distinxisset, ut hoc itinere et navi- 
gationis cursu ad orientem perveniri posset Non enim com- 
pertum erat, utrum illa ingens regio, quam ter ram fir- 
mam vocant, occidentale mare ab orientali disterminaret, 
liquebat continentem illam ab austro in meridiem et inde in 



^) Ich vermuthe, dafs fich diefe Bemerkung auf die damals in eini- 
gen Koepfen bereits wieder aufdëmmerode Idee voo der Axen-Drehung 
der Erde bezieht, die aber leider gerade von berufeniler Seite be- 
kampft und lacherlich gemacht wurde. Vergl, die nachfolgende merk- 
würdige Stolle, welche J. Schoner in feinem „Opusculum Geogra- 
phicum** (Pars I. cap. 2) mittheilt unter dem Titel : „An terra moveatur 
an quiescat, Joannis de Monte Regio disputatio'*: 

„. . . . quidam antiqui opinati sunt, quod coelum quiesceret et 
terra moveretur super polis suis circulariter, in die faciendo unam revo- 
lutionem ab occidente versus orieutem. Ita imaginabantur, quod terra 

haberet sicut assatura in veru, et Sol sicut ignis assans Terra 

non movetur circulariter ab occidente versus orientem super polis suis 
et centro motu diurno, ut isti opinabantur. Patet, quasi sic, diffïcilius 
esset ire contra occidentem quam orientem, quod est contra experien- 
tianL Oporteret enim aërem terrae vicinum etiam ita moveri, qui esset 
ambulant! impedimento. Aves etiam non possent bene volare contra 
orientem propter aërem insequentem, qui pen nas earum elevaret*' etc. — 
Regiomontan war alfo ein entfchiedener Gegner der Theorie von der 
Erdbewegung. Seltfamer Weise aber haben ihn Neuere als Vorlaeufer 
des Copernicus hïnftellen wollen! (Vergl. über diefe Verfuche u. A. 
Al. Ziegler: „Regiomontanus" etc. p. 45 n. 60 f.; S. Günther: 
„Studiën zur Gefch. d. math. und phyfik. Geographie" p. 35 f. 
R. Wolf: „Gefch d. Aftronomie" p. 231.) 



— iiS — 

occidentem vergere. Repertas etiam ad septentrionem re- 
giones duas, quarum alteram Baccalearuma novo genere 
piscium, alteram terram floridam vocant, quae si 
terrae huic firtnae coniungerentur, nequaquam ex occidente 
in orientem posse deferri : cum nihil de freto aliquo hujus 
terrae, quod transiri posset, licet diligentissime magnisque 
labpribus perquisitum, nunquam tarnen inventum esset. Per 
Portugallensium autem limites et orientem, rem incertam 
et longe periculosissimam judicabant. 

Qua de re Caesari et suis visum est, eos quidem rem 
ut magnae spei, sic majoris difficultatis polliceri. Cumque 
uterque in diem duceretur, obtulit Magellanus sese iturum 
Christophorus autem impensis suis et suorum classem in- 
structurum, dummodo autoritate et auspiciis Caesaris na- 
vigare liceret. In quo dum obstinatius persisterent, paravit 
Caesar ipse classem quinque navium, et huic Magellanus 
dux praeficitur. Mandata erant, ut ad littora terrae firmae 
versus austrum navigarent, donec illius regionis aut finem 
aut fretum aliquod invenirent, per quod ad odoriferas illas 
Moluccas perveniri posset 

Solvit itaque Magellanus die decimo Augusti i), 
Anno iSig quinque navibus ex Hispali. etc. 



*) Diefes Datum bezieht fich auf die Abfahrt von Sevilla. An der 
Mündung des Quadalquivir im Hafen von San Lucar de Barrameda 
wurde dann Magalhdes noch über einen Monat aufgehalten, und erft 
am 20. September 15 19 ftach er in See. Vergl, J. G. Kohl: „Ge- 
fchichte d. Entdeckungsreifen und Schifffahrten zur Magellans-Strafse etc." 
p. 18 f. 



8» 



— ii6 — 

m. 

Johannes Schoner: 

De nuper sub Castiliae ac Portugaliae regibus 
serenissimis repertis insulis ac regionibus. 



Diefe Flugfchrift Schöner's^) ift eine bibliographifche 
Raritat erften Ranges. Nur fehr wenige Exemplare find 
auf uns gekommen: eines davon befindet fich in der 
k. k. Hof-Bibliothek zu Wien, ein anderes befitzt das British 
Mufeum in London. 

F.A. deVarnhagen publicierte einen diplomatifch 
genauen Abdruck nach dem Wiener Exemplare unter 
dem Titel; ^tRéimpression fidele d'une lettre de Jean 
Schoner, a propos de son globe, écrite en iS23*. St Pe- 
ters bourg, Imprimerie de Röttger und Schneider 1872. 
Diefe Schrift, nur in 40 Exemplaren gedruckt, ift, fo viel 
ich weifs, nicht in den Buchhandel gekommen. 

Nach Varnhagen's Anficht ift uns die in Rede fte- 
hende Flugfchrift nur lückenhaft crhalten, und er erklart 
aus diefem Umftande das ganzliche Ignorieren derFahrten 
des Amerigo Vespucci in der kurzen Ueberficht der Ent- 
deckungsreifen, welche Schoner feinem Dedications- 
Schreiben einfügte 2). Allein diefes argumentum ex silentio 
ift nicht ftichhaltig. Einmal ftimmen die erhaltenen Exem- 
plare ganz genau mit einander überein 3), und dann findet 
fich die incriminierte Lücke bereits in dem von Schoner 
benützten Flugblatte : ^tEin Schone Newe zey tung so kay- 



*) Vergl. über diefelbe auch oben p. 73 ff. 

*) „Jo. Schoner e. P. Apianus (Benewitz), influencia de um e 
outro etc." p. 5311. 

«) Varnhagea conftatiert das in der feiner „Réimpression fidele" 
angefügten „Advertencia" felbft, halt aber merkwürdigerweife trotzdem 
an feinen diesbezüglichen Zweifeln und Bedenken feil. 



— 117 — 

serlich Mayestet aufs India yetz nemlich zukomtnen seind. 
Gar hüpsch von den Newen ynseln, vnd von yrem sitten 
gar kurtzweylig züleesen'. s. 1. et a. [i522] *). Schoner hat 
die Reihenfolge der Expeditionen einfach aus feiner Vor- 

lage entlehnt. 

H. Harriffe führt unfere Abhandlung Schöner's 
weder im Texte unter dem Jahre iS23, noch in der 
^Chronological Table* an. Dagegen erwahnt er diefelbe 
beim Jahre 1 549, zugleich mit ƒ. Honter's: ^jRudimen- 
torum Cosmographicorum libri III. • Tiguri apud Fro- 
schouerum 1549. 

^Title of the second treatise : 

De nuper suo [1] Castiliae ac Portugaliae Regibus Se- 
renissimi [!] repertis Insulis ac Regionibus, Joannis Schoner 
charolipotani [!] epistola et Globus Geographicus , seriem 
navigationum annotantibus. Clarissimo atque dissertissimo 
viro Domino Reymero de Streytbergk, ecclesiae Baben- 
bergensis Canonico dicata [!]. 

.... four unnumbered leaves for the second treatise 
(which is sine anno et loco, with a new set of signatures, 
but seems to have been printed at the same time)'. 2) 

Ein flüchtiger Vergleich* diefes Titels mit dem unten 
folgenden des Wiener Exemplares genügt, um zu zeigen, 
dafs es fich hier nicht um ein weiteres Exemplar des 
Druckes von iS23 handelt, fondern um eine zwei te Aus- 
gabe, refpective einen ziemlich flüchtigen und fehler- 
haften Nachdruck unferer Flugfchrift. Urfprünglich nur 
als Dedications- und Begleit-Schreiben für den Globus 
von i523 abgefafst, fcheint die kleine Abhandlung als 
überfichtliche Skizzierung der wichtigften Entdeckungs- 
Expeditionen auch in weiteren Kreifen Eingang und An- 
klang gefunden zu haben. 

*) Vergl. oben p. 75 n. 

2) B. A. V. Additions p. 168. 



— Ii8 — 



De nuper sub Castiliae ac Portugaliae Re- 
gibus Serenissi mis repert is InsuUs ac Regioni- 
bus, Joannis Schoner Charolipolitani epistola 
et Globus Geographicus, seriem navigationum anno- 
tantibus, Clarissimo atque disertissimo viro Domino Rey- 
mero de Streytpergk, ecclesiae Babenbergensis Canonico 
dicatae. 

Cam nova delectent fama testante loqoaci, 
Que recreare queunt, hic nova lector habes'). 

Cum privilegio Imperiali denuo roborato ad annos 
octo etc. 

Clarissimo atque disertissimo viro domino Reymero 
de Streytpergk, Reverendissimi in Christo patris et domini 
Vuigandi episcopi Babenbergensis in spiritualibus Vicario, 



*) Diefes Diflichon fteht vor den „Quatuor Americi Vesputii na- 
vigationes" in M. Hylacomylus' „Cosmographiae Introductio" (St. 
Deodati 1507), ift alfo wie das in dem genannten Bache unmittelbar 
vorangehende Decastichon ohne Zweifel Fabricat „ejus, qui subsequen- 
tem terrarum descriptionem de vulgari Gallico in latinum transttilit*'. 
Wir dürfen alfo als den Verfafler den lothringifcben Canonicus Joh. 
Basinus 3endacurius verehren, der bei feinen Zeitgenoflfen als „Insignis 
poeta" galt; neuerdings fcheinen dagegen feine poetifchen Talente 
weniger ungetheilte Anerkennung zu fïnden, R. H. M a j o r fpricht fogar 
in ziemlich defpectierlicher Weife von denfelben (Memoir on a mappe- 
monde by Leon. da Vinci p. 31). 

Der Name des Ueberfetzers der „quatuor navigationes" ift uns 
aufbewahrt in dem fehr koftbaren Büchlein von Walter Lndd: 
„Speculi orbis Declaratio". Argent. 1507. Vergl. darüber R. H. Ma- 
jor 1. c. p. 21 ff. und „The life of Prince Henry of Portugal" p. 382 ; 
D*Avezac, Martin Hylacomylus etc. p. 60 ff. Beide Gelehrte kann- 
ten von diefer intereffanten Flugfchrift nur e in Exemplar, das im 
Befltze des British Museum in London. Es bewahrt Indeffen noch 
ein zweites Exemplar die k. Hof-Bibliothek in Wien, tmd ein drittes 
fand ich in einem Sammelbande der Leipziger Univerfitèlts-Bibliothek. 



— 119 — 

et ejusdem ecclesiae Imperatoriae Canonico dignissimo, 
Joannes Schoner Charolipolitanus S. D. 

Cum rerutn novitas animos hominum plerumque con- 
ciliari soleat, ac inatnicos reddere mitiores: quidam dig- 
nitate non infimi crebris precibus a me factum contenderunt, 
si quid earum penes me esset, ad tuam praestantiam trans- 
mittere curarem. Cogitanti ergo mihi, ut promptius tuam 
benevolentiam assequi possem ^), mentem subiit, versatus 
in manibus globus, qui universi orbis rotunditatem com- 
plectitur, si tibi utpote patrono clementissimo destinandus 
foret. Cuius abditissimi recessus jam nostra aetate invictis- 
simorum Castiliae atque Portugaliae regum non tam la- 
boriosa navigatione, quam impensarum ubertate peragrati 
sunt. Sed cum antea identidem saepius fuisset tentatum, 
partim inedia sumptuum, partim navium vastatione dejecti 
inchoati facti executionem minime consequebantur. Quin 
etiam nee Geographorum quispiam eo stilum direxit, qui 
adeo remotarum a nostro orbe regionum insularum vestigia 
calcasset, tametsi Ptholemeus, eorum facile princeps, in^ 
fimarum mundi partium secretiora se pene lustrasse putarit. 
Nee Senatus ipse Romanus eo usque migraverat, cum 
subacto sibi orbe solicitus terrae situm metiri conaretur. 
Posthac certiori habita deliberatione Serenissimus Por- 
tugaliae rex omnia ad usus rerum necessarios comparari 
classeque robustiore instructa eandem navigandi diffi- 
cultatem subire praecepit. Itaque Vascho de Gamma 



') Schoner hatte üch die Ungoade des Herrn Canonicus ohae 
Zweifel dadurch zugezogen, dafs er der reformatorifchea Bewegung ein 
zu warmes Interefle entgegenbrachte. Schoner bekannte fich übrigens 
bald auch off en zur neuen Lehre, und wurde dann 1526 auf den Rath 
Ph. Melanchthon*s als Profeflbr der Mathematik an das neu gegründete 
Gymnaflum in Nümberg berufen. Bis zu feinem Tode (land Schoner 
in engen freundfchaftlichen Beziehungen zu Melanchthon ; diefer fchrieb 
ihm auch eine fehr warm gehaltene Grabfchrift. 



— 120 — 

nauarchus vela versus meridiem orientemque pandens 
tantum pelagi hausit, ut Calecuttam atque Melaccam 
florentissimas Indiae privincias concederet. Interim poten- 
t'ssimus Castelliorum rex non minus victualium disposita 
oportunitate per Christophorum Columbum nau- 
clerum suum triremes ad occasum jactans Antiglias, 
Hispaniolam, Cubam quoque insulas ac caeteras 
hominum mansiones repperit Verum ne alter memora- 
torum regum in iisdem provintiis partiendis plus aequo 
suae ditióni arrogaret, quo pacis conditio solvi possit, 
Sanctissimi papae Alexandri sexti judicio decernitur, ut 
porrecta linea a polo Arctico adversum Antarcticum 
contingens ex utroque latere scindat et utrique sua na- 
vigatio succederet. Haec anno incarnationis Christi Mil- 
lesimo quadringentesimo nonagesimo secundo cum peracta 
certum habeatur. 

Anno deinde Millesimo quadringentesimo nonagesimo 
octavo idem Castiliae rex praedictum Colombum naviga- 
tionis praefectum ad rimandas terrae latebras longe in- 
feriores destinavit, qui eo itinere mirae magnitudinis et 
quasi alterum mundum, provinciam cognitam accepit, cui 
vocabulum Terra firma est. Unde tractus maris ulteriores 
navium periculo experiri nequiens retorsis velis Castiliam 
rediit. Regis vero animus magis magisque penitioribus 
exterarum gentium dignoscendis accensus ad instaurandas 
alias naves excitatur, si quid forte ultra Terram firmam 
situm offenderetur, velutiParicis et Vraba, regiasaures 
non transiret Ubi etiam superbis prominentia structuris 
aedificia, oppida cognita sunt. Auri quoque margaritorum 
gemmarum et si qua alia preciosa illic habentur, regi ad- 
vecta, sed nee tantis novitatibus saciatus rex; delecto 
nauta Ferdinando Corleso solvuntur rursus funes, 
jactantur in aequore puppes. Qui Ferdinandus assumpta 
velificatione anno virginei partus Millesimo quingentesimo 



— 121 — 

decimo quinto *) post superatos maris fluctus, post multa- 
rmn regionum peritiam ad Mexico amplissimae latitudinis 
pr€>vinciam applicuit. 

Denique legationi alterae usitatissimum arte nautica 
Ferdinandutn Mogellanutn [!] Portugaliensem prae- 
fecit, qui profectionis suum initium sutnens Anno Millesimo 
quingentesimo decimonono, die decimo Augusti, iniqua 
sorte interceptus est; successorem reliquit Joannem 
Serranum, pari fato absumptum, cujus alter quidam 
sulcans vestigia in remotissimas freti partes naves traiecit, 
adeo ut universum orbis gyrum triennio ambiret. Verum 
quam saepe periculis circum actus, quam crebra incom- 
moda passus, tuum erit magis animo pensitare, quam 
calamum scribendo prolixius occuparem. Singulis tamen 
peragratis, ut non locus supersit, quem reliquisset intenta- 
tum, vela ad Castiliam repetendam reflectit, quam ingres- 
sus est anno Christi Millesimo quingentesimo vigesimo 
securrdo, sexto die decembris^) unico navigio, militum 
numero decem et octo stipatus, caeteris maris impetu ab- 
sorptis. Quam vero mirabiles rerum eventus, quam tetras 
hominum ac caeterorum animalium formas experti sint, ea 
Epistola tua dignitas abunde cognoscet, que de Moluc- 
01 s insulis ad Reverendissimum Cardinalem Saltzbur- 
gensemper Maximilianum Transilvanum directaest. 

Ego tam mirifice orbis pervagationi nonnihil volens 
adiicere, ut quae lectu videantur mirabilia, aspectu cre- 
dantur probabiliora, Globum hunc in orbis modum effin- 
gere studui, exemplar haud fallibile aemulatus, quod Hispa- 
niarum solertia cuidam viro honore conspicuo transmisit. 

*) Diefes Datum, fowie auch die Lefeart „Co r les o" entlehnte 
Schoner aus feiner Vorlage „Ein Schone Newe zeytung." 

2) Rectius „Septembris". Es ift das ein lapsus calami Schöner's 
felbft, denn fowohl die „Schone Newe zeytung aufs India", als auch der 
Brief deax. Ms Transilvanus enthalten das richtige Datum. 



— 122 — 

Nee ob id quem antea glomeraveram abolitum iri volens, 
quippe qui eo tempore, quantum phas erat homini abdita 
mundi penetrare, abunde expressit, modo sese consona 
admissione patientur, quod invenienda inventis non obstent. 

Accipe igitur hunc a me formatum globum ea animi 
benignitate, qua eum laborem ad tui nominis honorem 
lubens aggressus sum. Cognoscam profecto meas lucu- 
bratiunculas tuae celsitudini nullatenus despectui fore. Vale. 

Timiripae*), Anno Incarnationis dominicae Mille- 
simo quingentesimo vigesimotertio. 



^) Derfelbe Name fÏDdet fich auch noch in einem anderen, ebenfo 
feltenen Werkchen Schöner's: „Tabulae radicum extractarum etc" — 
„T i m i r i p e : excusum in aedibus Joh. Schoneri, 152 4." 

F. A. de Varnhagen halt Timiripa fUr Erfurt. („Schoner 
e Apiano" etc. p. 56.) Allein abgefehen von der etwas gewagten 
Etymologie lafst fich eine derartige Gracifienmg des Namens Erfurt 
meines Wiffens anderweitig nicht belegen. Schoner felbft fchreibt in 
feinen geographifchen Compendien: „Erfordia, Biturdium a Ptholemeo 
appellata" [Luculentissima quaedam terrae totius descriptio f. 31b.], und 
„Erdfordia . , a Ptol. forte Bicurgium" [Opusculum Geographicum 
Pars II. cap. 5]. 

„Timiripa" fcheint mir eher ein Bamberger Local-Name zu fein, wie 
Schoner auch die Widmung an den Bamberger Bifchof in der Lucul. 
q. terrae t. descriptio datiert: „Ex imperiali civitate tua Bamberga, 
in casula mea apud S. Jacobum". 



Nachtraege. 



Zu S. 22, D. 2. Das Buch J. Honter's: ,,Rudimentorum cosmo- 
graphiae libri duo<' erfchien bereits 1530 „Cracoviae Mat- 
thia3 ScharfTenbergius excudebat**. Die Krakauer^Ausgabe 
von 1534 iil mit der erfleren gleichlautend. VergL die 
forgfaltige BibÜographie der HonterTchen Werke von G. 
D. Teutfch im „Archiv des Vereines fttr fiebenbürgifche 
Landeskunde", N. F Bd. XIII. p. 137 ff. Die von mir 
oben erwUhnte Weltkarte mit dem Namen America kennt 
Teutfch nicht. Eine ausführliche Würdigung der geogra- 
phifchen Arbeiten Honter's gibt Fr. Teutfch 1. c. Bd. XV. 
p. 586 ff. 

„ 38, Z. 4 lies: ,,die Bezeichnung'' Air „der Name". 

»» 43» tt 16 „ „Strafse" fiir „Strecke". 

»> 45» » 15 i> «Vnd als fie wider«*. 

1) 60, „ 3 V. u. lies: ,J. Lelewel, Atlas, Planche IX." 

„ „ 61, n. I. Die islandifche Radkarte, welche ein grofses Südland 

„Synnri bygd" verzeichnet, befindet fich auf der kgl. Bib- 

liothek in Kopenhagen; eine Abbildung davon publicierte 

Jomard: „Les Monuments de la Géographie", Nr. XIU, 3. 



INHALT. 



Seite 

Vorwort ...«»»...««V 

I. Der Nüroberger Globus Schöner's vom J. 1520 . , l 

II. Die Quelleo Schöner's ....... 9 

m. Dev GMmb Sc&öDer'ji tob J. 15x5 19 

I¥. Die QAcUe Schënci'» ftr feme DariUlliii^ der fUdlichen 

Burdifiiittt 28 

V. Die Stiaiae 41 

VL Die sAfeblidM ICarte dés Martia Behai» mit der Magalh&es- 

Strafse,. und das Weftbild des liooardo da Wktd 48 

¥11. Dier Aailral-Comtioent ........ $9 

THE. Spaietere Globco des Joh» Schöaor ...... 73 



BEILAGEN. 

1. Die Flugfchrift „Copia der Newen Zeytnng aufs Ptesffllg Laodt'* 85 
II. Maximilianus Transilvanus :• De Molaccis insulis . . 107 

UI. Joh. Schoner: De nuper sub €astiKae ac Portugaliae regiftss 

seren. repertis insulis et regionibns . . . . .116 

kakten: 

L GIbbus des J. Schoner a. d. J. 1520. 
II. Glsbus des J^ Schoner a. d. J. 15 15. 

UI. Wellliche Hemisphaere nach der Weltkarte des Lionardo da VincL 
IV. Südliche Hemisphaere der Weltkarte des Orontius Finaeus a. d. 

J. 1531. 
V. Südliche Hemisphaere des Globus von J, Schoner a. d, J. 1533. 



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W«i:n«r*aehe Univ.-Buchdruokerei In Innibraok. 



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